Force Attack Open Air / 29. - 31.07.2011 - Klingendorf, Tag 2

0 Dislike0

 

Der zweite Tag vom Force Attack jetzt als Doppelbericht von Casi und mir.

Casi: Der Samstag begann schon mal gut: Um ca 2:30 Uhr wurde ich von meinem Telefon aus dem Koma gerissen. Ein verwirrter Mitreisender suchte unser Lager, O-Ton: „Es ist dunkel und hier sind jetzt überall Zelte, wo vorher keine waren...“, wie sich später herausstellte, half meine
Wegbeschreibung auch nicht viel, da unser „Party-Zelt“, das als einziger Orientierungspunkt diente, dem Unwetter nicht standhielt und um unser Lager verteilt wurde... Nach dem Telefonat musste ich leider auch feststellen, dass mein preiswertes Zelt, Modell: Wehncke-Eagle, dem
Unwetter ebenfalls nicht wirklich standhielt und um mich herum schon stattliche Pfützen entstanden waren. Zum Glück war mein Schlafsack
einigermaßen wetterfest, also bloß nicht mehr bewegen und weiter pennen. Später sollte ich noch durch Tropfen im Gesicht geweckt werden, das war dann auch der Zeitpunkt, an dem ich ernsthaft überlegt hab, am nächsten Tag abzureisen. Wie dem auch sei, ein paar Stunden Schlaf gab's dann doch noch und am Vormittag kam dann sogar die Sonne durch. Die benachbarten Hamburger konnte das nicht beeindrucken, nach einer Nacht zu viert im Auto wollte man so schnell wie möglich abreisen, was sich aufgrund der Bodenbeschaffenheit schwierig gestaltete, so dass man sie nach einigen Stunden vergeblichem Versuchen dann doch wieder mit Dosenbier-Paletten über den Platz latschen sah...

 

 

Bocky: Nach dem Erwachen am zweiten Morgen ging ich ich die angeblich schlechte sanitäre Situation auschecken, es stimmte, dass für den ganzen Zeltplatz gerade mal 6 Dixies am Start waren, aber dazu halt noch zwei relativ große Spühlklocontainer und so musste ich höchstens zehn Minuten lang anstehen, was ja schon ok ist, aber wie wäre es wohl gewesen, wenn das Wetter besser gewesen wäre und mehr Leute da gewesen wären? Die vor zwei Jahren noch vorhandenen Duschen wurden auch abgeschafft, was mir persönlich aber mal total wumpe ist.

Casi:Der Vormittag wurde dann damit verbracht, unser Party-Zelt wieder aufzubauen, was  trotz architektonische Meisterleistungen nur bedingt gelang. Danach wurde das Essensangebot  ausgecheckt, das Angebot für Vegetarier ließ irgendwie zu wünschen übrig.  Kein Mecklen-Burger-Stand, kein AZ-Dortftrottel, bei dem man immer günstig satt wurde, somit musste ich mit Pizza und Asia-Nudeln vorlieb nehmen. Es gab wohl noch einen Stand mit indischen Spezialitäten, den hab ich aber leider bis Sonntagnacht nicht gefunden...

 

GUMBLES

Bocky: Die ersten drei Bands (ATEMNOT, MAD MONKS, KUMPELBASIS) schenkte ich mir, da ich ein total ignoranter Typ bin oder das zum Teil  nüchtern nicht ertrage (wobei mir die MAD MONKS schon öfter als gute Live-Band empfohlen wurden), also wurde bis zu den GUMBLES der Pegel auf das nötige „jetzt kann ich sogar Oi-Musik ertragen“-Level angehoben.

Na, ganz so voll war ich dann doch nicht, fand die GUMBLES jetzt ganz nett, aber das liegt eher an den Leuten als an deren Musik.

Die Bierspritze vom Duffman würde ich mir allerdings schon schmecken lassen, aber mich dazu in die ersten Reihen vorzudrängeln war mir dann doch zu mühsam.

Positiv erwähnen muss ich auf jeden Fall, dass selbst das Publikum bei ner Oi-band auf dem diesjährigen Force Attack mir nun nicht so prollig vorkam wie in den Jahren zuvor, natürlich liefen da Idioten in Krawallbrüder-Shirts rum und mindestens einen Frei.Wild-Heckscheibenaufkleber habe ich, auf dem Zeltplatz, auch gesehen (der Plan eines Mitreisenden, die ganze Nacht neben dem Auto „ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“ zu singen, geriet leider in vergessenheit), aber im großen und ganzen kam mir das Publikum dieses mal schon erträglicher vor.

Casi: So, nun aber endlich zur Musik: Als erstes standen die GUMBLES auf dem Programm. Die legten  „in altbewährter Manier“ mit solidem Oi!-Punk los, der sich nicht zu ernst nimmt. Dazu sind das auch sehr sympathische Leute (Harry trug sogar ein T-Shirt der Gruppe SCHLOIDERGANG). Aber der eigentliche Star der Band war DUFFMAN, der fröhlich Dosenbier verteilte oder das Publikum mit Bier aus ner Spritzflasche abfüllte und dabei herrliche Posen machte. Und bei Liedern wie „Zu alt zum Pogo“ oder „Barney Gumble“ musste ich sogar ein bisschen mitsingen.

 

Eight Balls

Bocky: Die GUMBLES waren mit ihrer Show noch nicht fertig, da mussten die EIGHT BALLS schon anfangen, hätte man vorher gewusst, dass die SUBHUMANS sich verspäten, hätten die auch noch abwarten können, egal.

Die EIGHT BALLS genießen bei mir den Status, eine der wenigen OI-Bands zu sein, die ich gerne höre, der Asi-charme der Texte gefällt mir sehr und gerade die aggressive Rotzstimme macht die Band für mich interessant.

Gitarrist Mücke ist, laut Information eines Mittrinkers, irgendwo in Afrika unterwegs und wurde deshalb vertreten, sein Ersatz hatte sichtlich Spaß daran, aber gut gespielt hat er allerdings nicht, was einigen Leuten dann doch das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zauberte, genaugenommen war der Auftritt rein musikalisch eher schlecht, aber dafür sehr kurzweilig.

Sympathiepunkte sammeln die Jungs auch immer wieder mit ihrer klaren politischen Linie: „Um sämtliche Sexismusvorwürfe im Vorfeld auszuräumen, ich bin gar kein Sexist“, ich sag`s ja immer, klare Argumente versteht jeder.

Als klares Statement würde ich auch die drei Asis, die als „Backgroundtänzer“ mitgereist waren, verstehen, da hätte sich BONEY M noch `ne Scheibe von abschneiden können und Oi-Mucke mit der einzig wahren True-Rebel-Backgroundtanzcrew ist schon geiler als jede Tanzstunde bei Frank Farian, wenn der jemals Tanzstunden gegeben hat.

Wofür dieses Statement nun stand, könnt ihr euch selber aussuchen, bei Texten wie „das Germaniahaus brennt“ ist es dann schon viel klarer, worum es geht.

Casi: Im Zelt ging's dann ähnlich weiter. Normalerweise würde ich bei ner Oi!-Band mit Texten über Saufen, Ficken, Fussbal und Gewalt eher das Weite suchen. Nicht so bei den selbsternannten „Kings of Asi“ EIGHT BALLS. Die Band macht einfach Spaß. Ohne Ende prollig, politisch nicht grad korrekt, aber immer mit 'nem Augenzwinkern. Technisch waren sie diesmal zwar nicht grad perfekt, aber wat solls, die Jungs hatten Bock und die Stimmung war geil. Hits wie „Hamburger Jungs“, „Asi-Skins United“, „Menschenhasser“ oder „Individuell“ singt sogar der Typ mit den X-en auffer Hand neben mir lauthals mit! Sexismusvorwürfe wurden mit schlagfertiger Argumentation in einer Ansage von Pierre widerlegt: „Ich bin überhaupt kein Sexist!“, na dann ist ja alles gut und „Kings Of Asi“ konnte ohne Bedenken mitgesungen werden! Danach folgten noch das wirkliche gute Slime-Cover „1,7 Promille-Blues“ mit vorangehender Anti-Slime-Ansage, sowie natürlich ein wichtiger Song der nicht fehlen durfte, „Das Germania-Haus brennt“, mit dem nochmal ein klares Statement gegen jegliche Form von rechter Scheiße abgegeben wurde.

 

Subhumans

Bocky: Geil, SUBHUMANS noch nie gesehen, auch vorher nie besonders viel mit denen beschäfftigt und seit dem Force Attack ein bisschen Fan, Alter, war das geil.

Es breitete sich schon ein wenig Panik aus, weil auf der Bühne nichts passierte, ich denke, ich wäre ziemlich beleidigt gewesen, wenn die Band ausgefallen wäre und es kam auch niemand auf die Bühne, um `ne Ansage zu machen, wo die bleiben, naja, irgendwann fingen die an aufzubauen und das Warten hat sich aber mal so was von gelohnt.

Ich habe selten so einen geilen Basssound gehört und auch die Läufe, die der Herr am Viersaiter spielte, waren grandios, die Mucke Punkrock ohne jegliche Hardcore-Einflüsse und die Message politisch/sozialkritisch und immer so ein bisschen, dass man anfängt, über sich selber nachzudenken. So ertappte ich mich bei einer Ansage über Produkte aus Ausbeuterfirmen in Billiglohnländern, wie ich auf meine Adidasschuhe guckte und genau diese Marke wurde auch erwähnt, naja, der Bassist trug selber welche.Der Mensch am Mikro hatte natürlich mit jedem Wort recht, aber kam jetzt auch nicht Lehrer/Übermensch-mäßig rüber.

„...People turn on terror when all else fails the Prisons not full of rich white Males(...) this Years War“

 

Casi: Nun ein wenig Kulturschock: SUBHUMANS. Die alten Säcke lieferten ein wirklich geiles Konzert ab. Man sah ihnen echt an, dass sie Bock hatten. DIY-Anarcho-Punkrock, für mich irgendwie die punkigere und weniger experimentelle Version von CRASS. Sänger Dick hat es echt drauf politische Ansagen ohne platte Parolen, aber auch ohne Zeigefinger rüber zu bringen. Insgesamt sehr sympathische Typen, was sie am Sonntag mit CITIZEN FISH nochmals unter Beweis stellen durften, dazu aber später mehr.

 

Feine Sahne Fischfilet

 

Bocky: FEINE SAHNE FISCHFILET konnten mich schon auf der Fusion nicht begeistern, die Attitüde stimmt, aber Skapunk ist halt nicht so meins, der Mob feierte die Band jedoch frenetisch ab und das Zelt war bis zum Bersten gefüllt.

 

Boxhamsters

 

Casi: BOXHAMSTERS hätte ich beinahe biertrinkenderweise auf dem Zeltplatz verpasst, so hatten sie bereits die Hälfte des Sets hinter sich, als ich vor der Bühne eintraf. Obwohl ich die Band wirklich gerne mag, fand ich die live bisher ziemlich enttäuschend, die kamen irgendwie immer
unmotiviert und rumpelig rüber. Das war zu meiner Freude diesmal nicht der Fall, diesmal schaffen sie es die Melancholie, aber eben auch die
Energie von den Scheiben auf die Bühne zu transportieren. Grade der Schlagzeuger, der sich die letzten Male immer wieder verzockte, spielte
diesmal unglaublich geilen Kram. Eines meiner Lieblingslieder, die Liebeskummerhymne „III“ bekomm ich dann auch noch mit. Gänsehaut, Aller.
Plötzlich ging die Band von der Bühne und machte Platz für ein total ausgeflipptes Pärchen, das so crazy drauf ist und auf nem Punk-Festival
heiraten will. Wenn ich nicht schon tief im Schlamm gesteckt  hätte, wär ich aus Fremdscham darin versunken... Ich hielt es erst für nen Scherz, aber dann gesellte sich tatsächlich ein Typ im Anzug dazu, der sich als Standesbeamter vorstellte und nach einer kurzen Ansprache über die ungewöhnliche Location für eine Hochzeit usw (blablabla) die beiden vermählte. Der Brautstrauß wurde ins Publikum geworfen, Omma und Oppa und andere Verwandte kamen noch schnell zum gratulieren auffe Bühne und dann ist der Spuk zum Glück auch schon wieder vorbei. Das war definitiv das Peinlichste, was ich seit langem gesehen habe. Bäh! Und dafür ging jetzt wertvolle Spielzeit drauf.  Mit der Ankündigung „Hier kommt unser Statement dazu...“ gab es dann noch 'ne Zugabe, zum einen „Zu klein“ („Wir sind zu klein, um uns zu wehren, doch wir warten weiter ab, denn ganz am Schluß holt euch die Zeit ein und wir pissen euch auf's Grab“, wie auch immer das jetzt gemeint war) sowie das BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE-Cover „1976“.

 

Bocky: Das Konzert der BOXHAMSTERS auf der Hauptbühne war dann nicht ganz so gut besucht, die letzten Male, die ich die Band gesehen hatte, waren die auch erbärmlich schlecht.

Dieses Mal schafften die es trotz ihrer ja doch sehr melancholischen Musik denn doch so etwas wie Spielfreude zu zeigen und konnten ihre Songs auch spielen, bei den letzten Malen hatte sich gerade der Drummer so manchen Griff ins Klo erlaubt.

Peinlich sollte es dennoch werden, betraten doch zum Ende des Gigs ein Typ im Anzug eine Frau im knappen Brautkleid und sonn Heini mit Zylinder die Bühne und das, was ich befürchtete, passierte...

… ich wäre am liebsten vor Fremdscham im reichlich vorhandenen Schlamm versunken und auf „verpisst euch“-Rufe drohten einem dann diverse Menschen mit Schlägen, furchtbar, Hochzeit auf dem Force Attack und dadurch wurde kostbare Spielzeit vergeudet, ih gitt.

 

 

Während THE BOTTROPS im Zelt spielten, hing ich in sicherer Entfernung am Tresen rum, naja selbst Rio Reiser sang ja schon „...der schönste Platz ist immer an der Theke...“

 

Total Chaos

 

Casi: Nach 'ner kleinen Verschnaufpause ging es dann weiter mit TOTAL CHAOS. Wie gewohnt gab es typischen Nieten-Knüppel-Punk, wobei die neuen Sachen wieder mehr Richtung Streetpunk zu gehen scheinen. Gitarrist Shawn Smash fiel durch viel geiles Gegniedel auf und der teilweise auf deutsch gesungene Song gegen Schönheitsideale mit dem Titel „Du siehst scheiße aus“ blieb in positiver Erinnerung. Ich glaube mich zu erinnern, dass es als Abschluss noch ein SOCIAL DISTORTION-Cover gab.

Bocky: TOTAL CHAOS waren da schon mehr mein Ding und der Druck, den die Band über die fette Anlage rüber brachte, war echt brachial, langsam wurde es dunkel und somit passte die Atmosphäre auch.

Geiles Hc-Punkbrett, ich war hin und weg und freute mich nun noch mehr auf das folgende Konzert in der Räucherei (Siggi berichtete bereits).

Die einzigen beiden, aber auch schon ein wenig älteren, Scheiben der Band, die ich wirklich kenne, sind die „Patriotic Shock“ und die „Pledge of Defiance“ und was diese Platten angeht, kam ich mit dem „Squatters Song“, „Gomer Pyle“, „Babylon“ und noch einigen anderen voll auf meine Kosten.

Nachdem ich die Band (leider erst nach dem Festival) nun ein wenig kennengelernt habe, weiß ich was für humorvolle nette Menschen das sind und kann nun auch verstehen, wie sich unter Songs, die meistens davon handeln, wie abgrundtief scheiße dieses Dreckssystem eigentlich ist, auf einmal ein deutscher Text wie „Du siehst scheiße aus“ mischen kann.

 

Rantanplan

 

Casi :Da es auf einmal wieder anfing wie aus Eimern zu schütten, hatten RANTANPLAN leichtes Spiel. Aus Solidarität mit Kay und Gero guckte ich mir dann auch zwei, drei Songs an. Irgendwie schon ne gute Show, aber igrendwie war es mir dann doch zu voll und die Mucke ist dann auch nicht ganz meins. Da ich irgendwie auch alle Leute verloren hatte, gönnte ich mir erstmal ne Pause auf'm Zeltplatz. Dort konnte ich mir dann auch gleich einen Platz im Nachbarzelt erschnorren, da mein Zelt schon wieder unter Wasser stand.

 

Bocky: Zu RANTANPLAN darf ich nichts schlechtes schreiben weil Gero mir neulich hart gedroht hat.

Nun aber mal ganz im Ernst, dieser Band (insbesondere Kay) hatte ich den Gästelistenplatz zu verdanken und Gero und Kay noch nie mit dieser Band auf der Bühne gesehen, also Pflichtprogramm.

Ich erwähnte ja schon, was ich von Skapunk halte, das trifft, so gerne ich die beiden auch mag, nun auch auf die Musik von RANTANPLAN zu, wobei auf den ersten beiden Scheiben (danach habe ich allerdings auch aufgehört, mich damit zu beschäftigen) ein paar Songs sind, die ich sehr gerne mag.

Ich muss aber auch echt sagen, dass mir die Show auf der Bühne gut gefiel, die fünf vermittelten eine unglaubliche Dynamik und das Publikum ging mit. Zu „unbekanntes Pferd“ (ist glaube ich ein Cover, weiß ich aber nicht genau) wurde noch ein Gastsängerin aus der ersten Reihe auf die Bühne geholt, nette Sache, auch wenn die Gute ein wenig schüchtern wirkte.

 

Normahl

 

Nach dem Konzert half ich ein paar Sachen nach hinten zu tragen, um dann mit Kay im Backstagezelt einen zu heben, passte ganz gut, da es draußen wie aus Kübeln schüttete, während NORMAHL auf der Main-Stage spielten. Die aufziehende Müdigkeit wurde mittels eines Jägermeisters besiegt, der mich dazu zwang, mir meine bereits gegessene Nahrung nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, geholfen hat`s und so war ich zu den CASUALTIES wieder topfit.

 

Casi: Zurück auf dem Gelände spielten NORMAHL pupertären Deutschpunk. Die müssen mittlerweile alle weit über 40 sein und spielen immer noch Songs wie „Fraggles“ oder „Biervampir“, irgendwie peinlich. Auch die Ansage gegen Frei.Wild haute das nicht raus... „Leute verklagen ist echt kein Punk...“. Hmmm, waren Frei.Wild jemals Punk?

 

Goldblade

 

Casi: Um die Zeit bis zu den CASUALTIES zu vertreiben schau ich nochmal ins Zelt. Hier erwartete mich echt die Überraschung des Tages in Form von GOLDBLADE aus Manchester. Den Namen, geschweige denn die Musik hatte ich noch nie zuvor gehört. Typischer, englischer Streetpunk mit ordentlichem Rock'n'Roll-Einschlag. Der Sänger gab sich sehr publikumsnah und verlieh gegen Ende diversen Leuten Fernsehprediger-mäßig „The Power Of Rock'N'Roll“ via Handauflegen, der Part hätte allerdings auch ein wenig kürzer ausfallen können...

 

 

Casualties

Bocky: Gänsehautfeeling war angesagt, als ca. 1000 (oder mehr) Leute begannen, den Chor zu „Unknown Soldier“, „tomorow belongs to us“ oder „we are all we have“ mitzusingen, mehrere Bengalos in die Höhe gehalten wurden oder Songs wie „Criminal Class“ einfach so runtergeballert wurden. Die Stimme klang wie immer nah am Rande des totalen Zusammenbruchs und die Band pushte dazu die Mucke dreckig nach vorne, dass es echt schwer ist in Worte zu fassen, wie geil ich das in dem Moment fand.

 

Wer die CASUALTIES schon öfter live erleben durfte, weiß, dass die immer ein geiles Brett abliefern, ob nun im kleinen Laden oder auf einer großen Festivalbühne.

Casi: Vor der Großen Bühne hatten sich schon diverse Nasen versammelt, denn nach wenigen Sekunden legten auch schon die CASUALTIES los. Los ging's obligatorisch mit „Casualties Army“, dicht gefolgt von „On The Frontline“ und spätestens bei „We Are All We Have“ kochte die Meute. Was für eine Stimmung, gefühlt jeder gröhlte mit und in den vorderen Reihen wurden sogar Bengalos gezündet. Später wurde dann noch zum Chicken-Fight aufgefordert. (Man tut sich in Pärchen zusammen, setzt sich auf die Schultern des Anderen und welches Team als letztes oben bleibt hat gewonnen...). Natürlich wirkt das alles sehr routiniert und auch die Ansagen sind eher platt („Fuck The Police, ACAB, the next song is called POLICE BRUTALITY), aber was soll's, es macht einfach unglaublich Spaß. Mit „Tomorrow Belongs To Us“ oder „Ugly Bastard“ folgten weitere Hits. Mit „Made in NYC“ und „Blitzkrieg Bop“ wurde den Ramones Tribut gezollt. Zum Abschluss durfte nochmal jeder bei „Unknown Soldier“ mitgröhlen und dann war es auch schon wieder vorbei. Das beste CASUALTIES-Konzert, das ich je gesehen habe.

 

Varukers (oder auch nicht)

 

Bocky: Wie geil und danach die VARUKERS.

Aber was? Scheiße, Pustekuchen, war wohl nix, auf der Zeltbühne hatten die ELBTALHERZEN aufgebaut, die ich letzte Nacht am Tresen zum Glück verpasst hatte.

Einer der beiden machte die Durchsage, dass er durchsagen soll, dass die VARUKERS ausfallen und die beiden jetzt für Unterhaltung sorgen sollen, warum das so war, erzählte uns keiner. Inzwischen habe ich erfahren, dass zwei Mitglieder der Band aufgrund von Zugausfällen ihre Flüge verpasst hatten, aber das Konzert im nächsten Jahr nachgeholt werden soll.

Die ELBTALHERZEN waren nun aber auch alles andere als ein Ersatz, die spielen selbstgemachte Schlager mit den Texten von bekannten Deutschpunksongs, wir hörten noch ein Stück von „Satan“ von SCHLEIM KEIM (also jedenfalls der Text) und zogen beleidigt zum Tresen, was für`n Scheiß.

 

Casi: Laut Plan sollten jetzt eigentlich die VARUKERS spielen, auf die ich mich auch schon den ganzen Tag freute. Auf der Bühne stand dann aber nur son Schlagerfutzi, der erzählte, dass die Band ausfällt, Gründe wisse er auch nicht. Stattdessen wurden dann Deutschpunktexte auf Schlagermucke performt. Och nööö, in einem anderen Kontext hätte ich das vielleicht lustig gefunden, aber so war es einfach nur nervig.

 

Aftershow

 

Casi: Nachdem ich mir am Tresen ein Bier holte, waren irgendwie schon wieder alle verschwunden, so dass ich mich wieder auf den Zeltplatz, wo erst in Andi Fiesens Karre gesoffen. Irgendwann wurd' uns das zu langweilig und wir suchten ein benachbartes Müllfeuer auf, nachdem dieses aber nach kurzer Zeit von irgendwelchen Spaßbremsen mit nem Pulverlöscher ausgemacht wurde, zogen wir einfach weiter zum nächsten. Dort herrschte dann noch lange buntes Treiben. Fazit des Abends: Solange ein Mob um ein Feuer nur lang genug
in Fußball-Chören dazu auffordert, irgendwelche Gegenstände ins Feuer zu werfen, klappt das in der Regel auch (mal abgesehen Skoda Octavia oder Menschenopfer), wenn ein „KA-TU-SCHEEE“-Chor ertönt, sollte man lieber etwas Abstand vom Feuer nehmen und Deo-Dosen eignen sich bestens, um ein Lagerfeuer beeindruckend auszusprengen (erst ein langweiliges „pffffff“, dann hübsche, blaue Flammen und abschließend eine fulminante Explosion).
Ohne Feuer war es dann aber irgendwie nicht mehr spannend, so dass der Tag für mich an dieser Stelle zu Ende war.

 

Bocky: Später auf dem Zeltplatz passierten dann die üblichen Force Attack-Spielchen, Feuer wurde mit fragwürdigen Brennmateralien angezündet, vermummte Ordner mit Feuerlöschern löschten, nächstes Feuer wurde mit noch fragwürdigeren Brennstoffen entfacht, Mob stachelt sich an, diverse brennbare und explosive Gegenstände reinzuwerfen, auf jeden Fall wurden Leute, die einem Feuer mit noch nicht explodierter Gaskartusche oder Haarspraydose zu nahe kamen, immer von den umherstehenden Menschen gewarnt, dass sie dem Treiben nicht zu nahe kommen sollen.

Der Feldversuch „wie lösche ich ein Feuer mit einer Deodose“ konnte auch noch erfolgreich zu Ende gebracht werden.

Und so konnte ich noch relativ sicher weiter trinken, bis das Zelt rief, welches ich in dieser Nacht auch auf Anhieb fand.

 

 

 

 

 

 

 

Kommentare   

0 #2 fettkröte 2011-08-12 05:48
unbekanntes pferd ist von funny van dannen
Zitieren
+3 #1 Michel 2011-08-11 21:52


Straight Edge + Eight Balls = ?
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv