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EXHUMED, CEPHALIC CARNAGE, THE ACCÜSED / 17.10.11 – Wien, Arena

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Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Samstag, 22. Oktober 2011 22:45

Geschrieben von Philipp Wolter

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Verdammt: Der Landeanflug auf Wien ist keine angenehme Sache. Ich bin erkältet und offenbar wird durch den Druck der ganze Rotz in meine Ohren gepustet. Jedenfalls fühlt sich mein Kopf danach an wie unter einer Taucherglocke – in 1000 Metern Tiefe oder so… Wie bekomme ich die Birne wieder frei? Hmm, spielen nicht gerade heute EXHUMED, CEPHALIC CARNAGE und THE ACCÜSED in Wien? Eine bessere Medizin kann es nicht geben! Schnell also den Kram in der Unterkunft abgepackt, das Wiener U-Bahnnetz gecheckt und ab zur Arena!

Ich steige an einer Station namens „Gasometer“ aus, wo ohne Übertreibung Tausende von Minderjährigen herumrennen, Menschen halten Schilder mit der Aufschrift „Suche Karte!“ hoch, andere ähnliche Schilder mit der Aufschrift „Karte zu verkaufen!“ (warum tun die Nasen sich nicht zusammen?). Ist solch heftige Musik in Wien etwa ungleich populärer? Natürlich nicht, das „Gasometer“ ist ein Riesenkomplex und Veranstaltungsort für meist gruselige „Events“ (allerdings nicht nur – morgen soll dort ALICE COOPER spielen). Also durch die Massen schlecht geschminkter Wesen und wenig später finde ich auch die Arena.

Sieht gleich viel netter aus, überall Grafitti und ein angenehm abgerissenes Flair. Könnte optisch fast ein AZ sein, wird aber doch „professionell“ betrieben, was leider auch heißt, dass der Spaß heute 20,- Euro kostet… Es gibt in der Arena eine kleine und ‘ne große Halle, dazu offenbar eine Open-Air-Bühne und eine Kneipe, welche auch offen ist und das Areal davor beschallt. Kann man bei gutem Wetter bestimmt gut draußen sitzen.

Ein Straßenmagazinverkäufer in selbstgemachtem IRON-MAIDEN-Shört findet in mir einen Abnehmer und kommentiert: „Danke, da kann ich mir drinnen auch ein Bier leisten!“

Ein Besuch der laufenden ACCÜSED-Tour (am 08.11. in der Kieler Schaubude!) lohnt schon mal wegen der günstigen Merch-Palette. Locker fünfzehn splatterige Motive, die alle jeweils 10,- Euro kosten. Auch ein großer Teil des Backkatalogs ist vorhanden, allerdings in Form von Re-Releases mit hässlicheren Covern. Und ‘ne Kiste mit allerlei Tonträgern, die man offenbar zusammengetauscht hat oder für Kumpels vertickert. Ich verhafte allerdings „nur“ ein TOXIC-HOLOCAUST/INEPSY-Split-Vinyl, da davon sicherlich keins mehr in Kiel vorhanden sein wird… Der Mercher von EXHUMED erkennt mich übrigens, schenkt mir ‘ne Banane und einen OBSCENE-EXTREME-Sampler. Der Vaporizer von CEPHALIC CARNAGE (siehe meinen Bericht vom Hamburger Konzert) wurde übrigens tatsächlich auf der Tour mittlerweile bisher von zwei Verrückten gekauft…

So, einige Biere und neue Bekanntschaften später (die Leute sind extrem hilfsbereit und kontaktfreudig) kommen auch schon THE ACCÜSED auf die Bühne. Ich will hier keine Diskussionen über die Daseinsberechtigung des neuen Line-Ups beginnen. Dass Blaine nicht dabei ist, bzw. der Gitarrist Tommy Niemeyer die Band unter dem alten Namen mit einer neuen Besetzung weiterführt, dürfte bekannt sein. Darum soll es hier nicht gehen. Auch will ich mir nicht anmaßen, darüber ein Urteil zu fällen, ohne mit den Hintergründen vertraut zu sein. Die Frage ist: Was bieten THE ACCÜSED 2011, wenn man sich darauf einlässt? Eine verdammt noch mal ganze Menge! Alle Musiker haben Bock und stellen auch etwas dar – eine aus Mietknechten zusammengewürfelte Hilfscombo sieht jedenfalls anders aus. Auffällig sind neben Urviech Tommy an der Gitarre schon mal der Schlagzeuger, der den linken Stick lässig wie ein Jazzer zu halten scheint, jedoch aus seinem Kit die Scheiße herausprügelt, und der Bassist, angenehmerweise soundmäßig mit der Gitarre gleichberechtigt, was schön räudig und punkig-reduziert kommt. Der Sänger hat es im Schatten seines durchgeknallten Vorgängers besonders schwer, macht seine Sache als Schreigräte objektiv gesehen jedoch gut. Allerdings nicht eigenständig oder aus einem Meer an Extrem-Shoutern sofort herauszuhören… Die Songs haben es natürlich in sich und können das Wiener Publikum begeistern – man müsste auch schon metalcoreverseucht sein, um nicht die Klasse von „Grinning Like an Undertaker“, „Wrong Side Of The Grave“ oder „Fucking For Bucks“ zu erkennen. Letzteren kündigt Tommy übrigens immer noch als „Fucking For Deutschmarks“ an, tztz – und das auch noch in Österreich..

Beide folgenden Bands geben übrigens zu Protokoll, wie sehr sie sich darüber freuten, mit THE ACCÜSED zu spielen. Ich kann mich etwas kürzer fassen, da ich bereits das Hamburger Gastspiel hier Revue passieren ließ: Der CEPHALIC-CARNAGE-Sänger trägt heute ein schönes Shirt: Abgewickelte Klorolle, bzw. lediglich noch der Papprest am Halter, darunter der Spruch: „What would MacGyver do?“ Die Band wirkt heute fast noch besser gelaunt, der Bassist springt gar samt seinem Fretless Bass in die Menge, man wirft den zusehenden Leuten von EXHUMED und ACCÜSED Beleidigungen zu, bringt Ansagen, die ich hier echt nicht wiedergeben kann und spielt gestörten Kram wie „Raped By An Orb“.

EXHUMED haben den feistesten Sound und erfüllen die Mission, mir die Ohren freizublasen. (Nur liegt mittlerweile der Rückflug hinter mir und das Problem ist erneut da…) Wieder überzeugt die Band mit Urgewalt und Vehemenz, wieder wechseln sich Mille-artiger Kreischgesang und die die ultratiefen Growls des Bassisten kongenial ab. „As Hammer To Anvil“ ist mit den Worten „Hammer Smashed Everything“ treffend umschrieben. Purer Genuss. Im Vergleich zu Hamburg ist übrigens weniger Bewegung im Mob zu vermerken, jedoch keinesfalls weniger Enthusiasmus. In Wien gucke der gemeine Krachfetischist eher zu, wird mir gesagt. Nu, muss auch nicht immer in Walls Of Death ausarten, das kann ja auch lästig sein…

Auch in Wien also ein exquisiter Abend, jetzt freu ich mich auf ACCÜSED in Kiel…

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