VANDERBUYST, DEVIL’S DAY OFF / 04.11.11 – Hamburg, Kunstraum in der Markthalle

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VANDERBUYST, DEVIL’S DAY OFF / 04.11.11 – Hamburg, Kunstraum in der Markthalle + zwei Minuten WOLVES IN THE THRONE ROOM im Hafenklang

Knifflige Entscheidung: VANDERBUYST oder WOLVES IN THE THRONE ROOM? Beide Bands noch nicht gesehen, beide werden heiß von Augenzeugen empfohlen. Unsere fünfköpfige Reisegruppe entscheidet sich einfach für die unbekanntere Band – mehr Platz im Klub und so. Außerdem liebäugeln wir mit der Option, nach dem Konz noch zum Hafenklang zu fahren, wo Veranstaltungen in der Regel Stunden später als in der Markthalle beginnen…

 

VANDERWER? Nun, zumindest POWERVICE sollten Untergrundnasen bekannt sein, hatten die Holländer doch 2005 ein vielbeachtetes Demo („Behold The Hand Of Glory“) rausgehauen und auf KIT sowie HOA mit der Power junger MAIDEN für Begeisterung gesorgt (KIT: http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=369&catid=15&Itemid=26, HOA: http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=402&catid=15&Itemid=26). Bevor der erste Longplayer erscheinen konnte, lösten sich POWERVICE jedoch auf. Einer der Gitarristen, S.L.,  gründete eine Band namens THE DEVIL’S BLOOD… Der andere Klampfer heißt Willem Verbuyst und kam mit dem stilvollen Namen VANDERBUYST in die Musikwelt zurückgeplatzt. Die Mucke: Hardrock zwischen UFO, THIN LIZZY und Michael Schenker, kredenzt von einem knackfrisch aufspielenden Threepiece!

Soweit, so gut. Doch wo zur Hölle beherbergt die Markthalle einen „Kunstraum“? Ganz einfach – es handelt sich um die ehemalige „kleine Markthalle“, in der man Anfang der Neunziger Bands wie LÄÄZ ROCKIT, INCUBUS (die echten jetzt), CANCER, ENTOMBED, ASPHYX, THE ACCÜSED, GIRLSCHOOL oder PRIMUS sehen konnte (an die Konzerte erinnere ich mich jedenfalls spontan). Also nicht das Marx, sondern gleich hinter dem Eingang rechts die Treppe hoch. War immer schön damals – wenn es voll war und Mob abging, gab der Boden so leicht nach und dellte sich nach unten… Ein echtes Experiment heute, wie uns Kai von DEVIL’S DAY OFF berichtet, denn das Marx war bereits ausgebucht und so musste man händeringend nach einer Alternative suchen und wich in den eigentlich nicht mehr als Konzertraum benutzten Kunstraum aus. Hoffentlich macht das wieder Schule, denn der Raum ist Bombe! Deutlich geräumiger als das Marx, aber natürlich nicht so groß wie die Haupthalle, ein schicker Tresen, überhaupt ‘nen genehmes Ambiente.

Zu DEVIL’S DAY OFF ist die Hütte bereits gut gefüllt. Erfreulich: Die meisten Besucher_innen sind Nachwuchsmetaller in Kutten. Schön BATHORY, NUCLEAR ASSAULT, SODOM, MAIDEN-etc-Badges auf den Rücken, der ganze zeitlose Scheiß halt. Und drücken sich die Freaks verschämt in den Ecken herum? Nope, ab in die Frontrow und die ihnen mit Sicherheit unbekannte Band abgefeiert! Direkt hinter ihnen diverse Hamburger Urgesteine, welche die Band kennen und ebenfalls grinsend mitgehen. So gut hab ich DDO tatsächlich noch nie gesehen – angespornt von der Partystimmung rollt man durchs Set. Sänger Kai weiß: „Wird ‘n guter Abend heute. Sieht man jetzt schon!“ Neben älteren Groovern wie „Roller“ oder „I Always Liked You Somehow“ schießen die Hamburger auch Stücke vom kommenden Longplayer „Chinese Democracy“ (höhö) aus der Hüfte, was sich doch sehr vielversprechend anhört. Eine CD mit zweien dieser Songs gibt es heute für zwei Euro, Button dazu umsonst – nobel.

VANDERBUYST haben offenbar nicht vor, sich erst mal warm zu spielen oder so – der Dreier legt los wie die Feuerwehr, Rübengeschüttel wohin das Auge blickt. Faszinierend an VANDERBUYST ist die Reduzierung auf das absolut Nötigste. Du hörst sowohl auf Platte als auch live wirklich jedes Detail heraus und kannst dich am Zusammenspiel erfreuen. Gleichzeitig gelingt es der Band aber auch bei aller rohen Unverfälschtheit Songs zu schreiben, in denen man in zahlreichen Durchläufen immer wieder neue Details entdeckt. Spektakuläre Szenen spielen sich vor allem im Pit ab. Dass ein Paar direkt vor mir sich hauptsächlich gegenseitig die Lappen in den Schlund steckt, ist ja noch als normal zu verbuchen. Aber die Kuttenkids vorn drehen völlig durch, stürmen immer wieder die Bühne, brüllen die Texte mit und stagediven auch dann, wenn lediglich eine Handvoll Banger vor ihnen steht (welche sie dann halt nicht nach hinten durchreichen, sondern durch den Raum spazieren tragen)… Ein Typ wirft in vollem Übereifer seine Pulle weg. Autsch. Er trifft natürlich… meinen Kopf. Zum Glück nur eine Plastikflasche, aber der harte Boden lässt mir doch in Sekundenschnelle eine hühnereigroße Beule wachsen. Wutentbrannt schmettere ich die Flasche zurück… und treffe ein Mädchen am Kopf… Ach Mann, sorry. Ein anderes Mädchen erklimmt die Bühne, schüttet sich Bier über den Kopf. Gleichzeitig: Ein schnurrbärtiger Typ rennt völlig entfesselt zum grandiosen UFO-Cover „Rock Bottom“ von einer Seite der Bühne zur anderen, steckt seine Rübe tief in die Boxen hinein… und dürfte wohl jetzt noch gut haben von dem Konzert…

Heute ist übrigens auch Plattenrelease der neuen VANDERBUYST „In Dutch“. Das Vinyl wird schnell noch abgegriffen (und gut!), danach schnell ab zum Hafenklang.

Yeah, wir kommen umsonst rein, unheilvolles Gefiepe erfüllt den klatschvollen Saal, wir drängeln uns vor die Bühne. Scheiße, sind die Black Metaller groß, ich kann gar keine Musiker sehen… Pustekuchen, die sind auch bereits weg! „Alter, das war der Hammer, wa?“ – „Äh, jaa? Weiß nicht, bin gerade erst gekommen“…

Macht ja auch nichts, nur hätte das im Hafenklang nicht gerade heute gewohnt spät beginnen können? Egal, VANDERBUYST waren klasse, zurück geht es durch die Novembernacht nach Kiel.

Kommentare   

0 #10 Philipp 2013-02-24 20:44
Danke, haha!
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+2 #9 Carsten 2013-02-24 20:03
Liest sich ein Jahr und diverse Monate später sogar noch besser! :-)
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0 #8 Metal_Zebra 2011-11-09 16:35
Jep, die beiden Schnurrbärte sieht man wirklich auf jedem Konzert :D
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+2 #7 Carsten 2011-11-08 18:57
Ein wirklich astreiner Bericht, der mir die ganze Pracht dieses feinen Abends nochmal in Erinnerung ruft, danke dafür! Und die Metal-Twins waren wirklich grandios - wenn ich nur wüsste, wo ich die Vögel schon mal erlebt habe...
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0 #6 Philipp 2011-11-08 18:08
Wie geil! Muss ich mir merken.
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+1 #5 Steffer 2011-11-08 16:19
Moin Philipp, schöner Bericht! Der Schnurrbart tritt immer im Doppelpack auf, mann nennt sie die Metal-Twins, die sind überall, was annähernd Hardrock ist! Einer spielt Luftgitarre, der andere übernimmt den Bass, total geil! Und Bühne rauf- und runterlaufen ist bei geilen Shows Standard für die beiden!!
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0 #4 Philipp 2011-11-07 18:13
Yeah, Danke.
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0 #3 Philipp 2011-11-07 18:13
Ach, "Politisch links, politisch rechts
Das hat doch alles den selben Klang
Regierung bleibt Regierung
Und Regierung, das heißt Zwang"
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+1 #2 Metal_Zebra 2011-11-07 18:12
Ansonsten wieder ein wunderbarer Abend gewesen und super Artikel!
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+1 #1 Metal_Zebra 2011-11-07 18:08
War's nicht durchn Eingang rechts die Treppe hoch? ;)
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