COMMON ENEMY, INSIDE JOB / 17.05.12 – Kiel, Schaubude

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Mann, ist "Vatertag" ätzend! Mir ist es ja tendenziell egal, wie andere Leute ihr Leben gestalten oder was sie unter einer „guten Zeit“ verstehen. Aber das penetrante Gegröle Betrunkener den ganzen Tag über und die Gruppen mit ihren „fantasievoll“ dekorierten Bollerwagen erzeugen einfach dunkle Gefühle in mir. Und warum haben die meisten eigentlich Deutschlandfahnen an diesen bekackten Wägelchen? Menschen sind schon scheiße. Besonders Männer. Ganz speziell junge Männer. Und in dieser Gruppe besonders betrunkene junge Männer. H.A.S.S.! Ich glaub echt, ich würde lieber arbeiten und müsste dafür nicht den ganzen Tag diese Primaten ertragen...

Zum Glück steht ja heute auch ein schönes Ereignis an: COMMON ENEMY und INSIDE JOB! Der Kontrast zum Geschehen draußen könnte nicht größer sein! Nur angenehme Personen hier, ich fühle mich richtig wohl. Und die Anzahl an Besucher_innen ist genau richtig. Klar, aus Veranstalter-/Band-Perspektive könnten zur Amortisierung sicher noch ein paar Nasen mehr da sein, das ist ja generell so. Aber für den individuellen Genuss ist das aus meiner Sicht so perfekt: Genug Leute für einen brodelnden Pit, aber nicht zuviel, dass man keinen Platz für sich hat.

INSIDE JOB sind wie immer schon allein den Besuch wert. Ich korrigiere: Heute finde ich sie sogar ‘nen Tucken besser als sonst. Geht schon gut los mit einem spackigen Intro von einer Gymnastik-Kassette, auf der mit bayerischem Dialekt zum Seilspringen aufgefordert wird. Und Hagi macht synchron dazu auf der Bühne mit, haha! Hagi ist eh mal wieder gut drauf und illustriert die Lieder mit eindringlicher Mimik/Gestik – wenn man gerade keine Lust zum Pogen hat, kann man sich die Zeit mit Rätseln vertreiben, was der Gute damit gerade wohl jeweils ausdrücken will. Ein Mal reißt er sich das noch pochende Herz raus und legt es uns zu Füßen. Oder er begeht Suizid per Giftkapsel & Knarre und zuckt dann spastisch vor uns auf dem Boden herum. Oder er erschießt Leute, während er dabei irgendetwas mampft… Pan sagt dazu: „Wenn ich nicht schon stehen würde, würde ich mich jetzt hinstellen, um standing ovations zu geben!" „Braindamage“, „Problems“, „I Hate Vikings“ – alles dabei und sicher auch neue Songs, deren Titel ich mir nur nicht merken konnte. UND eine Coverversion von SS-DECONTROLs „Boiling Point“, allerdings mit kleiner textlicher Änderung: Da man nicht so ganz straight edge sei, gehe das Lied halt übers Saufen. Und wo saufen Punker gern? Auffem „Bahnhofsvorplatz“! Muss man auch erst mal darauf kommen, dass dat phonetisch herrlich passt… Bei INSIDE JOB könnte ich mir ‘ne Steigerung höchstens noch vorstellen, wenn der Rest der Band bewegungstechnisch auch noch mehr abgehen würde.

Bewegung gibt es bei COMMON ENEMY aber zur Genüge – immer wieder erstaunlich, wie schnell sich das auf die Anwesenden überträgt! Der hektische Hardcore/Trashpunk (ja, hier mal ohne „h“) reißt schon auf Platte voll mit, live ist es nahezu unmöglich, dazu stillzuhalten. Selten überschreitet mal ein Stück die Zwei-Minuten-Grenze, hyperfixe Quickies gibt es dafür mehrfach. „Another Quickie!“, fordern wir daher auch enthusiastisch, was der Sänger mit einem „You like your quickies all day long“ beantwortet. Der Aufforderung zu mehr Circle Pits hätte es kaum bedurft, begeistert wird im Kreis gewetzt und die dabei zersplitternden Bierpullen werden profimäßig jeweils schnell zur Seite gekickt. Meine Faves im Set sind „Living The Dream?“, „Beer Bong“ (wird wenig später in die Tat umgesetzt) und das unangreifbare „Skate That Shit!“. Überhaupt scheinen viele Stücke vom Skaten zu handeln. Ist mir etwas zu sportiv, aber es gibt Schlimmeres (Songs über Autos. Oder über Fußball). Ja, schönes Konzert einer sympathischen Band mit überschnellen & angepissten Songs.

Kritik am Getränkesortiment der Bude: Bitte für das „minzehaltige Szenegetränk“ wieder LÜTJE MINZE besorgen, nicht dieses billige Pfeffi-Zeug!

Kommentare   

+1 #2 JanML 2012-05-26 22:32
Dann muss das schnellstens geändert werden! :-)
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0 #1 sick 2012-05-26 18:50
Wieso wieder? Lütje Minze hatte wir noch nie im Programm....
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