TURBONEGRO (Spätshow) / 20.07.2012 - Hamburg, Knust

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TURBONEGRO (Spätshow) / 20.07.2012 - Hamburg, Knust

Bericht von Leifor Jackson

Auf einen neuen Sänger zu schimpfen, ist, wie einen Fünfjährigen zu verprügeln. Deshalb
ist Brian Johnson nach 32 Jahren immer noch „der Neue“ bei AC/DC, Peter Gabriel immer
noch Frontmann bei Genesis und die Misfits ohne Danzig für die meisten nur noch ein
Schatten ihrer selbst. Die Liste gescheiterter, die internationale Fanwelt spaltender
Sängerwechsel scheint endlos: Journey, Maiden, Spermbirds, Van Halen, Gallows,
Münchner Freiheit und jetzt auch noch Turbonegro. Aber sind Sängerwechsel echt so
schlimm, wie alle sagen?

TURBOCROWD

Dank an Christian Bendel (www.christianbendel.com) für die Fotos


Alter, JA! In 99% aller Fälle ist es das Ätzendste, was einer Band überhaupt passieren
kann! Nachdem mir der neuste Longplayer „Sexual Harassment“ beim dritten Durchhören
gar nicht mal so schlecht gefiel, wollte ich es genauer wissen und hab JanML um seine
Meniskus-Gästelistenplätze erleichtert, damit er in Ruhe Poison Idea gucken konnte.

Als wir vor'm Knust ankommen, ist die erste Show schon gelaufen und überall lümmeln
und tümmeln sich besoffene Provinzial-Bereichsleiter (Schadensregulierung) in coolen
Kutten. Anderes Thema. Möchte nicht darüber reden. Jetzt nicht. Und sonst auch nicht.
Von mir aus können die meisten davon auch auf 'ner verkehrssicheren Harley die Route
66 runtertuckern und nie wieder kommen. Oder so...

Turbonegro

Zur Sache:
Turbonegro betreten unter Medium-Jubel die Bühne und starten mit „Turbonegro must be
destroyed“ in den zweiten Auftritt des Abends und, zumindest optisch, macht sich Tony
Silvester ganz gut zwischen Euroboy und Happy Tom. Der Laden ist zum Zerbersten
gefüllt, deshalb kann man von Glück reden, wenn man nicht vor 'nem fetten Holzbalken
steht. Ich persönlich stehe vor einem fetten Holzbalken.

Turbonegro

Nach dem Umzug in die zehnte Reihe geht’s besser. Auffällig: Die neue Stimme lässt die
ganze Band härter klingen. Silvester mäht mit seinem Geshoute die ein oder andere
musikalische Feinheit um, sorgt aber auch für ordentlich Dreck. Kann man mögen –
immerhin haben die ja mal genau so angefangen. Was wirklich stört, und beim Blick ins
Publikum, nicht nur mir aufzufallen scheint, ist das Fehlen von Hanks völlig psychotischen
norwegisch-deutsch-englischen Kauderwelsch-Ansagen zwischen den Songs. Je später
der Abend wird, desto mehr hat man das Gefühl, eine Coverband vor sich zu haben. Ich
wünsche mir, dass sich ein Lichtstrahl auftut, aus dem Hank auf einem Adler sitzend in die
Halle geflogen kommt und sich das Mikro schnappt, anstatt mit Tom Cruise und John
Travolta auf ein beknacktes UFO zu warten.

Turbonegro

SETLIST:
Turbonegro Must Be Destroyed
The Nihilistic Army
You Give Me Worms
All My Friends Are Dead
Wasted Again
Are You Ready (For Some Darkness)
I Got A Knife
Shake Your Shit Machine
Dude Without A Face
Fuck The World
Back To Dungaree High
Get It On
Zugabe:
The Age Of Pamparius
Denim Demon
I Got Erection

Kommentare   

+1 #4 Philipp 2012-08-25 12:36
Bilder von Christian Bendel ergänzt. Geil!
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0 #3 Leifer 2012-07-30 13:13
Ihr habt schon Recht, was den Karrieretiefpunkt angeht. Den würde ich auch ganz klar zu Zeiten von "Party Animals" ansetzen. Trotzdem finde ich, dass Hank als der schräge Typ, der er nunmal ist, den Stil der Band mitgeprägt hat. Tony Silvester finde ich austauschbar. Und er machte nicht gerade einen selbstbewussten Eindruck auf mich.
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+1 #2 Philipp 2012-07-30 09:42
Der Bericht ist klasse geschrieben, aber ich seh es auch so wie Herr Spider. Die Reunionplatten waren unfassbar schlecht, erst mit dem neuen Sänger (siehe Bericht zum ROCK HARD FESTIVAL) haben sie mich endlich wieder überzeugt.
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0 #1 Horst Spider 2012-07-29 22:42
Ich empfand das ganz anders. Mit dem neuen Sänger haben Turbonegro den Pfad zum Tiefpunkt der Peinlichkeit verlassen und bewegen sich mit großen Schritten in die richtige Richtung. Hank hab ich nicht eine Sekunde vermisst, ganz im Gegenteil. Vor Hank waren sie gut, nach Hank sind sie gut, mit Hank haben sie sowohl ihren Höhepunkt als auch ihren Tiefpunkt gehabt. Und der war so tief, dass es eigentlich nur besser werden konnte.
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