TWOPOINTEIGHT, STUMBLING PINS / 2.9.12 - Hafenklang, Hamburg

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Samstagabend mit meiner Schwester. „Meinst du, wir sollten noch schnell online Karten vorbestellen? Nicht, dass das am Ende noch ausverkauft ist! Ich will die echt unbedingt live sehen!!“ … - „Die“ sind TWOPOINTEIGHT, welche am folgenden Abend im Hafenklang spielen werden. Als Vorband gibt es die STUMBLING PINS. Die Vorbestellung der Karten scheitert dann trotz „ausverkauft“-Ängsten, denn keiner hat Motivation, sich bei eventim anzumelden. Stattdessen beschließen wir also, einfach rechtzeitig da zu sein und uns so den Einlass zum Konzert zu sichern. Auch das klappt mäßig gut – egal, wie sich kurz darauf herausstellt. Als wir nämlich um kurz vor halb 10 am Hafenklang eintrudeln, befinden sich draußen genau eine Person und das Abendkassen-Tischchen nebst Besetzung. Merkwürdigerweise ist von drinnen aber auch kein Geräusch zu hören, welches darauf schließen lässt, dass das Konzert schon überpünktlich angefangen haben könnte. Also flugs hinein in den Laden, um dann mit leichtem Entsetzen festzustellen, dass sich ungefähr 20 weitere Personen zum Konzert eingefunden haben. Okay, damit hatten wir irgendwie nicht gerechnet. Also schnell ein Bier zum Festhalten geholt und ein bisschen Smalltalk geführt („Zum Glück haben wir nicht vorbestellt, das wäre hier wahrscheinlich unangenehm aufgefallen…“).

Ein halbes Bier später fügen sich dann die STUMBLING PINS in ihr Schicksal, vor einem praktisch leeren Raum zu eröffnen. Ganz schön komisch, die Band so aus der ersten Reihe, die gleichzeitig auch die letzte Reihe darstellt, zu sehen, ohne dass einem ein tanzender Mob über die Füße tobt oder zumindest irgendein Riese die Sicht versperrt. Ist irgendwie ein bisschen wie Fernsehen, nur lauter. Die Band selbst wirkt auch etwas eingeschüchtert und redet auch nicht viel. Ich habe fast ein bisschen den Eindruck, die versuchen, das Ganze schnell hinter sich zu bringen :) Auf die Qualität wirkt sich das aber glücklicherweise nicht aus! Ich habe die ja überhaupt zum ersten Mal erst auf dem diesjährigen RD Rock gesehen und war daraufhin ausreichend überzeugt, um mir die Platte zu kaufen. (Und hätte es dazu auch noch einen Download-Code gegeben, hätte ich auch schon meinen Internet-fremden, aber Punkrock-affinen Arbeitskollegen von euch überzeugen können, liebe STUMBLING PINS!). Bis auf 2 oder 3 neue Lieder kommt mir dann auch alles sehr bekannt vor und ich freue mich über mittlerweile direkt schon lieb gewonnene Lieder wie „Follow the lie“ und „On the roads to nowhere“, welches meine Schwester mit „Das fand ich richtig gut!“ kommentiert. Ich auch! Überhaupt bin ich ziemlich begeistert von den zeitweise dreistimmigen Refrains, die innerhalb der Lieder echt gut funktionieren, und dem Tempo und wie gut mir teilweise die Bassläufe gefallen; die habe ich vorher auf der Platte gar nicht so rausgehört. Die sind ausgefeilter, als ich dachte! Wilde Stimmung kommt dennoch bei keinem der Anwesenden auf, die Hemmschwelle ist wohl bei allen zu hoch - oder der Pegel zu niedrig? Trotzdem ein gutes Konzert! Einziges Manko: Das teilweise falsche Englisch, das mir schon auf Platte auffiel und auch live noch konsequent weiter betrieben wird … Aber gut, man kann eben nicht alles haben! Würde ich die Platte nicht schon besitzen, hätte ich sie auf jeden Fall spätestens an diesem Abend gekauft!

Kurz darauf dann TWOPOINTEIGHT, zu denen sich tatsächlich noch 10 Leute mehr ins Hafenklang gewagt haben, so dass ich die Zuschauerzahl mittlerweile auf sensationelle 30 Personen schätzen kann. Diese fordern dann auch als erstes dazu auf, die 5 m-Kluft zwischen Publikum und Bühne zu schließen, um sich dann fürs Erscheinen zu bedanken: „Thanks for coming out on a Sunday night. It´s a Sunday night for us, too!“. Überhaupt wird ganz schön viel mit dem Publikum kommuniziert und die Stimmung wird immer gelöster - oder ist der Pegel einfach gestiegen? „We know you are Germans, but come on, dance!“, begleitet von ausgesprochen ungewöhnlichen und selbstironischen Tanzbewegungen des Sängers sorgt für gute Laune im Raum. Musikalisch gefällt mir das, was ich da höre, sehr gut. Die Stimme des Sängers ist ziemlich großartig in ihrer kratzig-rauhen, aber dennoch melodischen Art. Erinnert mich ein bisschen an Tom Gable Laura Jane Grace von AGAINST ME!, nur dass hier die folkig-country-mäßigen Enflüsse nicht so ausgeprägt sind. Stattdessen spielen TWOPOINTEIGHT melodischen Punkrock, ohne dabei langweilig zu werden. Zum Applaus gibt es immer wieder fleißige „wuhuuu“-Rufe und obwohl wir (unterkühlte Nord!-) Deutsche sind, tanzen wir sogar. Die eingängigen Refrains setzen sich schnell in den Gehörgängen fest und auf eine positive Art kommt mir jedes Lied irgendwie bekannt vor - obwohl ich mir vorher nur 3 Lieder von denen angehört habe. Eines der Lieder, das in Schweden offenbar sogar ein kleiner Hit war, „Red eye“, spukt mir noch den ganzen nächsten Tag bei der Arbeit durch den Kopf, bis endlich Feierabend ist und ich mir zuhause endlich zum ersten Mal die frisch erworbene CD anhören kann. Die ist zwar immer noch ziemlich gut, aber leider nicht annähernd so überzeugend wie das Konzert. Ich bin an diesem Abend durchgehend richtig glücklich und grinse breit, was den Sänger offenbar ein bisschen aus dem Konzept bringt, als er fragt, wie es uns denn ginge und ich aus der ersten Reihe wortlos rumgrinse. Höhö. Eine Zugabe gibt es dann auch noch und endlich wird auch das Superlied „Guds Hand“ mit dem fancy Gitarrenintro gespielt. Ich würde gern schreiben „Der Mob tobt“, aber bei 30 Leuten kann man das trotz hervorragender Stimmung echt nicht behaupten. Schade, dass das nur so wenig Leute sehen konnten. Scheint so, als ob „Swedens best kept secret“ wirklich ein bisschen zu gut gehütet wurde.



Kommentare   

+1 #1 Leo 2012-09-20 20:35
Feiner Bericht! Hab mich beim Lesen gut amüsiert und das Konzert bildlich vor Augen, obwohl ich gar nicht da war. :)
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