September To Dismember–Festival in Bologna 21/22 -2012

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Pöster

Ein wenig chaotisch verlief die Planung der Reise ja schon. Zumal der endgültige Entschluss zu fahren am Freitagmorgen gemacht wurde – wieder einmal wurde ich von meinem Weggefährten sitzengelassen, doch solch ein Road-Trip so ganz alleine hat auch seine Vorzüge.


Nach gerade einmal guten vier Stunden im Auto stand ich vor einem Automaten, hilflos. Aus dem Lautsprecher dröhnte ein genervter Mann, dessen Sprache, so leid es mir auch tat, ich nicht verstand. Nur soviel: Ich war am falschen Schalter – Barzahlen an einem Kreditkartenschalter funktioniert einfach nicht. Nach meinem Einstiegsfettnäpfchen wollte ich auch nur das Auto abstellen. Das Squat war nach meinem Geschmack ein überdachter Innenhof mit tollen Grafitti-Artworks und Metall-Skulpturen im gesamten Hof verteilt. Der beißende Geruch von Chlor lag in der Luft und die Vorbereitungen waren noch nicht abgeschlossen. Es gab bella Italia Musik aus den Boxen und die ersten Trinkfreudigen fielen ein. Warmes Bier wurde aufgetischt und so bediente ich mich an meiner hauseigenen Minibar. Eine Reisegruppe aus Barcelona war ein bunt gemischter Haufen bestehend aus Menschen aus Mexico, CZ, Spanien, Venezuela und Frankreich -  kurzum reisefreudigen Menschen, die sich in Barcelona kennengelernt haben. Wurde man noch anfänglich kritisch von der Gruppe beäugt, so gab es nach einem kurzen Kennenlernen bereits erste Trinkorgien miteinander.


Die Stunden verflogen wie im Eiltempo und die ersten Merchandise-Stände hatten bereits ihr Lager aufgeschlagen. Bei meinem Rundgang durch eben diese traf ich auf den Sänger Jan von Agathocles, welcher sich sichtlich vergnügt am Bier und mit den Kaufwilligen vergnügte. Wir kamen ins Gespräch und was folgte, war ein feuchtfröhlicher Austausch über Platten und die Punkszene. Musik nach Ende der Achtziger Jahre lehnt er konspirativ ab.

Hier ein paar Empfehlungen seinerseits:




http://www.youtube.com/watch?v=R-EoANj3TnQ (HELLHOUSE - USA - 1985)

http://www.youtube.com/watch?v=od3BXBihka0 (SATANIC LEGIONS OF DEATH - yugoslavia - 1986)

http://www.youtube.com/watch?v=7WXiSpXGPw0 (CYANAMID - usa- 1984)

http://www.youtube.com/watch?v=2OGuCnJg50w (GKH - switzerland - 1984)

http://www.youtube.com/watch?v=EgyeIqGDVVE (KUOLEMA -Finland)

http://www.youtube.com/watch?v=6-JmLpZru3k (QLOACA LETHAL - spain - 1984)

http://www.youtube.com/watch?v=wLDhA-CaLX0 (DISHARMONIC ORCHESTRA - austria - 1992, cover of POST MORTEM)

http://www.youtube.com/watch?v=yQKEdqawXbA (POST MORTEM - usa - 1985 - the original song :-)

http://www.youtube.com/watch?v=Y8klW9trVTQ (THROBBING GRISTLE - usa - early 1980's)

http://www.youtube.com/watch?v=YKJfVH6KG1c (JAN AG - hahahaha :-) from 2002)

http://www.youtube.com/watch?v=qyjRaSg48iE (SORELLA MALDESTRA - Italy - 1979)

http://www.youtube.com/watch?v=N-IixtxKETU (CABARET VOLTAIRE - UK - end 70's)

http://www.youtube.com/watch?v=TzSe0PxQPfE (THE DISAPPOINTMENTS - USA - 1987 - they were also one of the "guidebands" of GG ALLIN back in the 80's)



Vorab: Es gab gerade einmal vier Bands, die ich mir richtig angesehen habe.

Erste Band war für mich AGATHOCLES, Spielbeginn war um 23 Uhr. Die Band hatte es sich zum Ziel gesetzt, weniger ist mehr und so gab es einen Soundcheck, der nach einer Minute beendet war. Es wurde losgerotzt und es gab 32 Lieder innerhalb von gerade mal 30 Minuten. Für die gesamte Crustszene, für welche Jan wenig Begeisterung aufbringen konnte / kann, gab es noch den Song „More Patches than Brain“, der gerade von den Anwesenden selbiger Szene abgefeiert wurde. Die Stimmung war sehr geil und die Leute rasteten bei Agathocles total aus.

Nach kurzem Umbau betraten die Band RATTUS die Bühne. Viel erhoffte ich mir jedoch nicht und wurde mehr als überrascht. Live das totale Brett, der Drummer hämmerte sich durch das Set mit einer Energie, die ich bis dato nur von Hammerhead Oli kannte. Das Publikum war zu Beginn überraschend distanziert, was mich verwunderte, legten Rattus doch gerade die Messlatte für den Abend sehr hoch und wurden auch nicht mehr überboten.

Den Schluss des Abends gab es von den Canadiern HUMUS, eine Doomband, kennzeichnend für ihren Sound waren lange schwere Riffs, das Schlagzeug dumpf und schwer gehalten und der Gesang durchbohrte jeden einzelnen Knochen. Es empfehlenswerte Band zumal die Band in Deutschland noch 7 Gigs spielen wird bevor sie ihre Europatour beenden und die Heimreise antreten.

Es ging noch feucht fröhlich bis in die Morgenstunden weiter. Jan (AG) kam dann noch auf die Idee, man könnte doch mal eine gemeinsame Split 7“ aufnehmen und für nächstes Jahr eine Österreichtour planen...

Der nächste Tag verlief dann etwas langatmig, persönliches Resümee des Tages war entspannen, viel schlafen und die Heimreise nach EXTREME NOISE TERROR antreten.

Die Stimmung war auch am zweiten und somit Finaltag euphorisch, es wurden Lieder gesungen, der Pöbel lag sich ein weiteres Mal in den Armen und es wurde gesoffen, was der Geldbeutel hergab. An diesem Tag fand ich das ganz besonders gut, da alle Einnahmen nach Costa Rica für ein Schulprojekt eingingen.

Da ich abstinent war und mir nach einem nächtlichen Spaziergang war, durchstreifte ich die umliegenden Straßenzüge und wen entdeckte ich dort, der es mir gleichtat? Dean Jones von ENT. Ich musste herzhaft lachen, das passiert ja auch nicht alle Tage. Wir kamen schnell ins Gespräch und der Gute schüttete mir sein Herz aus. Das ganze ging gute zwei Stunden bis wir wieder zum Gelände stolperten. Dort angekommen wurde Dean wieder von Betrunkenen belagert, wenig begeistert suchte er hilfesuchend nach seinen Bandmitgliedern, doch niemand zu finden. Ich schnappte ihn mir und brachte ihn zum Backstagebereich.

EXTREME NOISE TERROR begangen um 1 Uhr. Nette Anekdote am Rande: Oli, Gitarrist bei ENT, fragte doch tatsächlich seine Freundin zwei Minuten vor Beginn der Show, ob Sie ihn nicht heiraten wolle – sie gab nur perplex zurück „Helll yeah“. Es gab für die Umstehenden Champagner und eine Frau, die mich überglücklich immer wieder darauf aufmerksam machte, sie würde jetzt heiraten und sie plane schon Kinder und ein Haus ....

Ob das schon so eine gute Idee war mit dem Heiraten (lachen)....

Als die Show dann endlich um 1:30 Uhr losging, war die Halle, die ein Füllvermögen von ca. 800 Leute hatte, zum Bersten voll. Das Publikum rastete total aus, die Bühne wurde bei jedem Song gestürmt und besonders Dean musste sich vor euphorischen „Italogroupies“ schützen. Es gab musikalisch eine etwas dürftige Darbietung, auch schien es, als hätte Dean des Öfteren seinen Part vom Song vergessen, doch angesichts dieses total verrücken Publikums, das sich gegenseitig ins Gesicht schlug und nur noch am Rotieren war, war das nebensächlich, Extreme Noise Terror eben.

Übrigens bekam die Band für den Gig überhaupt nichts, stattdessen mussten sie noch stellenweise draufzahlen, von dem natürlich die Band nichts auf der Bühne verkündete, geschweige denn sich beim Merchandise noch groß bereicherte, beim Verkauf der Shirts gingen laut deren Aussage der Großteil des „Gewinnes“ nach Brasilien, um dort einem guten Freund aus ihrem Bekanntenkreis finanziell unter die Arme zu greifen. Auch dies dürfte der Öffentlichkeit nicht bekannt sein.


Der Trip hat jedenfalls tierisch viel Spaß gemacht und auch nach zwei Tagen fühl ich mich immer noch wie ausgekotzt (lachen).


In diesem Sinne ... See you in Hell


HammerheadPhil

Kommentare   

+1 #9 hammerheadphil 2012-09-29 17:12
Da muss mir jetzt aber auch ein Patzer unterlaufen sein.
Ja das mit der Zeitmaschine wäre natürlich eine schöne Sache, doch dann wäre ich vermutlich in den Achtzigern unterwegs und würde mir Vorkriegsjugend live ansehen und ein Plattenlabel gründen. Uhi so viele schöne Ideen :D
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+1 #8 Andy 2012-09-28 15:32
Hätte ja auch sein können das er ne Zeitmaschine hat.

D.I.Y. Time Travel!
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0 #7 Philipp 2012-09-28 10:07
Phil ist uns eben allen voraus...

Hab ich auch mal geändert.
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0 #6 Andy 2012-09-28 01:14
Ich habe auch die leise Vermutung 2013 stimmt auch nicht ganz ;-)
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+1 #5 Philipp 2012-09-27 17:40
Meinst du nicht, dass dat Logo eher "SEPTEMBER TO DISMEMBER" bedeuten soll? :lol:

Hab ich mal geändert...
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+1 #4 hammerheadphil 2012-09-26 10:57
Danke, ich hätte die sozialen Missstände vor Ort noch anführen können. Das hat mich persönlich schon auf den Boden der Realität gebracht.

Junge Menschen und keine Perspektive für die Zukunft.
Drogenkonsum um der Wirklichkeit zu entfliehen - nicht neues doch bei einem 17 Jährigen holt einem das schon runter.
Und ganz viel mehr, was ich dort mit erlebt habe
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+1 #3 MetalSon 2012-09-25 09:40
Super Bericht!
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+1 #2 hammerheadphil 2012-09-25 09:16
Danke fürs reinstellen ich geh wieder schlafen
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+1 #1 Philipp 2012-09-25 08:53
Schönes Dingen, lieber Namensvetter.

Hehe, mit KUOLEMA haben wir mal zusammen gezockt. TOTAL CHAOS!

Hier das Vladi-Tagebuch dazu: http://www.vladimirharkonnen.de/index.php/diary_eintrag/items/id-180409-verden-juz-dampfmuehle.html
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