Punk-Bootstrip auf der Elbe // NO PROBLEM & VOIGHT KAMPFF, 22.5.14, MS Claudia

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Das Konzert ist mittlerweile ja schon ein paar Wochen her, aber irgendwie hielten mich das zwischenzeitliche Dremu-Aus und andere Dinge davon ab, diese Review eher einzustellen. Allerdings verlangt mein innerer Seelenfrieden vehement, dass das Erlebte für die Nachwelt und alle, die es nicht erlebt haben, festgehalten und vor allem mit diesen geteilt wird. Deshalb müsst ihr das jetzt trotzdem lesen. Es war nämlich unfassbar gut! Aber ich fange mal von vorn an:

Eigentlich habe ich nämlich gar nicht vor, an diesem brüllend heißen Donnerstag auf das Konzert zu gehen. Die Uni ruft und damit ich mich nicht darüber ärgere, etwas Großartiges zu verpassen, habe ich mir vorher keine der Bands angehört. Nennt es Selbstschutz oder Ignoranz, mir erschien es auf jeden Fall vernünftig. Aus diversen Gründen halte ich es dann natürlich aber nicht bis zum geplanten Ende am Campus aus. Also mache ich schnell einen Schlenker über den Burnout Recordstore, um durch Nutzen des VVK noch einen Euro zu sparen, und ab geht’s an die Landungsbrücken. Hier komme ich um 19.15 Uhr gerade noch pünktlich zum verzögerten Einlassbeginn an der MS Claudia an. Im Vergleich zur Vorwoche (POW! & PLEASURE LEFTISTS) ist es heute auch ganz schön voll und wie es der Zufall will, zahlt sich mein VVK-Ticket aus: Ich darf direkt an den wartenden Menschen vorbei auf die Claudia. Yay!

Also kurz Luft holen, ein bisschen plauschen, ein Bier trinken und schon befinden wir uns mitten auf der Elbe und VOIGHT KAMPFF sind bereit, ihr Set zu beginnen. Frei von jeglichen Erwartungen bin ich gespannt auf den Konzertbeginn. Die 5 KanadierInnen legen los mit einer überschaubaren Playlist von nicht einmal 10 Songs. Die haben es allerdings in sich: Treibender Postpunk, energisch vorgetragen und besonders dank der Performance des Sängers beeindruckend. Dieser ist nach einigen Liedern erst so richtig warmgelaufen und fängt an, sich am „Decken“balken hochzuhangeln, um sich darauf zu setzen – auf einer oben geöffneten Barkasse. Anschließend kriecht er dann den anwesenden Besuchern (ja, nur den männlichen) unter den Beinen durch, tanzt sie an und steckt ihnen seinen Kopf unter das T-Shirt. Ganz schön eigenwillig, aber auch ganz schön unterhaltsam! Passend dazu heißt die verdient eingeforderte Zugabe dann „Good to be alive“. Beste Performance!, denke ich und kriege mich kaum noch ein vor Begeisterung.

Nach diesem Erlebnis bin ich überzeugt, dass es auf keinen Fall mehr besser werden kann... Aber weit gefehlt! Nach einem kurzen Zwischenstop am Anleger und am Tresen geht es los zur zweiten Runde auf der Elbe. NO PROBLEM fangen zügig nach Ablegen der Claudia an und was dann passiert, toppt sogar noch das vorher Erlebte. Praktisch ab dem ersten Song purzeln Menschen quer durch den Innenraum der MS Claudia, nur mühsam gebremst durch ein Mitglied der Boardcrew. Musikalisch spielen die Kanadier eine Mischung aus ihrer ersten und der gerade veröffentlichten, zweiten LP „We‘re already dead“, wobei gerade die älteren Songs vom Publikum deutlich mehr gefeiert werden. Als die Stimmung gar zu sehr überzukochen droht, hält die Barkasse mitten auf der Elbe an und das bereits erwähnte Mitglied der Boardcrew kämpft sich zum Mikro durch: „Ich will ja kein Spielverderber sein, aber…“ – Doch, ist er. Aus seiner Sicht auch notwendigerweise. Weiter ginge es nämlich erst wieder mit Fahrt und Musik, wenn alle ein paar Gänge runter schalteten, so dass Fensterscheiben und Interieur die Tour überleben würden. Die Band kann sich das Gesagte zwar selbst mit „he said: stop fucking around“ übersetzen, hält sie sich dann aber irgendwie am wenigsten daran. Gerade der Sänger stürzt sich immer wieder, mit und ohne Gitarre, ins Publikum und bringt immer wieder ordentlich Bewegung hinein. Und auch der VOIGHT KAMPFF-Sänger scheint sich noch nicht ganz ausgetobt zu haben und springt zum Ende des Sets noch dem NO PROBLEM-Bassisten auf den Rücken. Es herrscht völliger Wahnsinn – unfassbar gut. 80er HC-Punk bleibt das Beste.

Die Claudia legt dann natürlich gefühlt viel zu schnell wieder an den Landungsbrücken an. Ich glaube, nicht nur ich bin von diesem Konzert hochbegeistert. Das Gedränge am Bandmerch spricht zumindest eine deutliche Sprache. Lauter strahlende, schwitzige Gesichter verlassen die Barkasse. Nur die Crew guckt nicht ganz so glücklich.


Hör‘ dir den Kram an und werde Fan:

VOIGHT KAMPFF:
http://derangedrecords.bandcamp.com/album/voight-kampff

NO PROBLEM:
http://derangedrecords.bandcamp.com/album/no-problem-and-now-this

http://derangedrecords.bandcamp.com/album/were-already-dead

Kommentare   

+3 #1 HC 2014-08-11 09:44
Danke für das Review! Wir waren damals gerade in HH und sind mehr oder weniger zufällig beim Konzert vorbeigestolpert. Ich habe direkt nach dem Konzi zu meinem Buddy gesagt: "Eindeutig in der Top3"! Schön, dass es auch anderen so gegangen ist
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