RAVEN, DISTILLATOR / 31.03.2015 – Hamburg, Hafenklang

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Philipp: Es ist schon wieder fünf Jahre her, dass RAVEN mit „Walk Through Fire“ und dazugehörigen Konzerten für Furore sorgten. 2010 hatte ich sie gleich drei Mal gesehen, nämlich auf dem Rocktower-Festival (R.I.P.), auffem HEADBANGERS OPEN AIR und in WACKEN. Krasserweise waren RAVEN auf allen drei Festivals die jeweils beste Band – trotz hochkarätiger Besetzung mit Bands wie THE RODS, SAVAGE GRACE, OMEN, RUFFIANS, ENFORCER, RAM, ENTOMBED, OMEN, THE DEVIL’S BLOOD, BATTLEAXE, BLOOD FEAST, ANVIL CHORUS, GRAND MAGUS, VOIVOD, LIZZY BORDEN, SLAYER oder ANVIL. So wird die Ankündigung eines neuen Albums („ExtermiNation“ kommt wohl noch diesen Monat) und weiterer Konzerte natürlich ekstatisch begrüßt. The pack is back. Wuhu!

MetalSon
: Premiere! Endlich schaffe ich es in das Hafenklang. Die Raumaufteilung und die Atmosphäre überzeugen sofort. Die Preise (Getränke und Eintritt) sind auch fair. Ebenfalls sehe ich beide Bands zum ersten Mal. RAVEN ist eine der energiegeladensten Bands der NWOBHM, die mit ihrem Sound einen großen Einfluss auf den Speed- und Thrash-Metal hatte. Am bekanntesten dürften die ersten vier Alben („Rock Until You Drop“, „Wiped Out“, „All For One“ und „Stay Hard“) sein. „Stay Hard“ ist auf Grund seiner „Glam-Einflüsse“ nicht unumstritten. Ich mag das Album recht gern.


Philipp: Ricks Karre ist voll besetzt und unser Helldriver trotzt mutig „Niklas“, dem neuesten abgefuckten Sturm. Letzterer hat wohl auch einige potenzielle Besucher_innen abgehalten, denn aus den Nähten platzt das Hafenklang heute nicht gerade. Wobei wir auch total früh da sind und es später doch voll genug für amtlich Metal-Alarm wird. Noch nie gesehen hab ich ja Folgendes, jedenfalls nicht bei ‘ner professionellen Band: Am Merch haben RAVEN eigene Bootleg-CDs ihrer älteren Scheiben. So richtig mit kopierten Booklets und als gebrannte CD-r. Irgendwie Punkrock.

MetalSon
: Der Merchstand ist dann in der Tat etwas seltsam bestückt. DISTILLATOR haben ihr Debütalbum „Revolutionary Cells“ auf CD, Tape und Vinyl (schwarz oder orange) dabei. Dazu bieten sie noch zwei/drei T-Shirtdesigns und Logopatches an. Neben den erwähnten Bootleg-CDs gibt es von RAVEN nur ein T-Shirt, eine Postkarte, eine CD, sowie zwei Designs des dreieckigen „All For One“-Patches. Die Preise sind bis auf die der Bootleg-CDs, nachvollziehbar und fair.          



Philipp:
Zunächst dürfen DISTILLATOR ran. Die drei Typen haben mit ihrem Look schon mal im Voraus gewonnen: Knallenge schwarze Spandexhosen und Patronengurte sind nun mal unschlagbar sexy. Und was spielen die Niederländer wohl für einen Stil? Natürlich Thrrrrrrrrrrrash! Immer flink und direkt auf die Birne, der Schlagzeuger ist ein Irrer. Wer bei dem Geholze auch noch headbangt, der strahlt einfach aus, dass er mit Begeisterung bei der Sache ist. Wenn ich Thrash Metal sage, meine ich in diesem Fall die Old-School-Variante. Vor allem die deutschen Bands scheinen es den drei angetan zu haben, denn die Vibes alter Sachen von KREATOR, SODOM oder DESTRUCTION sind unüberhörbar, inkl. diverser Schmier-Gedächtnis-Schreie. In einigen Stücken schwingt auch eine Punk-Schlagseite mit, z.B. bei „Revolutionary Cells“. Wer jetzt mit den scheelen Worten „Ja, aber das ist doch nichts Neues!“ kommt, bekommt von mir ein Achselzucken gratis. Ist doch scheißegal. Mit ‘ner schön räudig runtergehobelten Version von SLAYERs „Black Magic“ verabschieden sich DISTILLATOR. Ich bin bereit.    



MetalSon
: „Schon wieder eine neue junge Thrash-Band?“ denke ich mir, als ich sah, dass DISTILLATOR  den Supportact darstellen. Das Cover des Albums (Andrei Bouzikov) lässt mich modernen Thrash der Sorte MUNICIPAL WASTE befürchten. Dies ist glücklicherweise nicht der Fall. Ich konnte den Sound lange nicht so recht einordnen. Bei manchen Melodien musste ich an ANTHRAX denken. Das Cover von SLAYER beschreibt für mich den Stil der Band dann doch ziemlich gut. Dieser leicht rumpelige Thrash hat einfach Charme. Die Spielfreude der Band war durchweg erkennbar. Und auch der Fankontakt (Merchandiseverkauf, Unterhaltung mit den Fans und das Signieren) und das „Fansein“ (die Bandmitglieder stehen/laufen immer wieder vor der Bühne während RAVEN spielt). Das ist bei der Größe der Band nicht verwunderlich, aber schön finde ich es immer, wenn der Spaß an einem Konzert nicht beim Ende der eigenen Show „aufhört“. Einziger Kritikpunkt ist der in meinen Ohren zu laute Sound des Schlagzeugs gewesen. Nach etwa drei Songs verbesserte sich der Sound aber etwas. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt!

Setlist:

Guerrilla Insurgency
Saturation Bombing
Shiver in Fear
Distinct or Extinct
Revolutionary Cells
Bloody Assault
Suicidal
Black Magic          



Philipp:
RAVEN legen mit einem krawalligen Crescendo los und pusten mit den ersten drei Stücken gleich alles weg. „Hard Ride“, „Live At The Inferno“ und „All For One“ sind drei geschmeidige Klassiker nacheinander, zu denen nicht nur ich ausraste. Und die werden keinesfalls lediglich irgendwie runtergespielt, sondern mit der Energie und dem Wahnsinn in den vier blitzenden Gallagher-Augen gezockt, für die man RAVEN kennt und liebt. Alle drei ziehen die herrlichsten Grimassen, sodass ich nie weiß, wohin ich gucken soll. John Gallagher hat diesen irren hohen Gesang immer noch voll drauf, was mich total flasht. Sein Bruder hatte es nach seinem Unfall (Mauer auf ihn gefallen -> diverse Knochen gebrochen) sicher nicht leicht, wirbelt aber auf der Bühne herum und schleudert seine Gitarre durch die Luft, als hätte es diese Probleme nie gegeben. So richtig geil sieht auch Joe Hasselvander mittlerweile aus - ein Stirnglatzenmetaller, der mit verzerrter Miene für mörderischen Punch sorgt. Überhaupt ist der Sound schmatzig und voluminös. Als viertes Stück gönnt man sich einen neuen Titel und zwar „Destroy All Monsters“. Hui, wenn die kommende Scheibe durchgehend so geil wird, dann steht uns eine wahre Granate ins Haus! Das Ding ist nämlich pfeilschnell, wird von toller Gitarrenarbeit getragen und reißt durch einen schmissigen Refrain jeden Headbanger mit. Bei „Rock Until You Drop“ brüllt der Mob begeistert mit und schmettert danach lautstark RAVEN-Chöre. Das Trio bedankt sich grinsend bei allen, „who made it through this shitty weather“. Immer wieder kreuzen John und Mark die Gitarrenhälse und gönnen sich auch mal mehrminütige Jams. Dabei spielen sie einige Songs lediglich kurz an, was etwas gemein ist: Man will gerade wieder voll aufdrehen, weil z.B. „I Don’t Need Your Money“ angespielt wird, doch es bleibt eben nur beim Anfang des Stückes. Nun gut, dieser kleine Kritikpunkt schmälert das Gesamtvergnügen lediglich unerheblich, einige Lieblingssongs werden leider auf jedem RAVEN-Konzert vermisst werden, denn dafür haben die schlicht zu viele davon. Neben erwarteten Highlights wie „Mind Over Matter“ (einer der Songs, den ich in meinem Leben derart oft inhaliert habe, dass er in meine Gene eingedrungen ist), „Crash! Bang! Wallop!“ oder „For The Future“ kommen auch „Stay Hard“ und „On And On“ zum Zuge, deren Liveversionen zeigen, dass in dem Songmaterial der viel zu glatt polierten „Stay Hard“-LP viel mehr gesteckt hätte. Ein weiterer begeisternder RAVEN-Auftritt, der wieder mal gezeigt hat, dass diese Band live IMMER geil ist.

MetalSon:
Wie steigt eine Band am besten in ein Set ein? Wo sollten die absoluten Klassiker platziert sein? Bei einer Band wie RAVEN ist die Beantwortung dieser Fragen gar nicht so schwer, meine ich. Sie fangen mit Klassikern an, schieben zwei neue Songs zwischen und bleibt ansonsten überwiegend bei Klassikern. Von den neues Songs gefällt mir „It's Not What You Got“ etwas besser als „Destroy All Monsters“. Wenn das Niveau auf dem gesamten Album dem dieser Song entspricht, wird es wieder ein sehr gutes Album.     

Die Spielfreude der seit 1988 in gleicher Besetzung existierenden Band (1974 gegründet) geht sofort auf das Publikum, welches gern etwas mehr Menschen fassen dürfte, über. Bei (bald) dreizehn Studioalben ist es selbstverständlich, dass nicht alle „Wunschsongs“ gespielt werden. Meine Highlights waren neben dem lautstark mitgesungen „Rock Until You Drop“, „All For One“, „Live At The Inferno“ und „Faster Than The Speed Of Light“. Doch auch die Songs des, meiner Meinung nach, unterschätzten „Stay Hard“-Albums überzeugen. Nach einem kurzen Jam ertönen die ersten Takte des Titelstückes. Gespielt wird es aber erst nach zwei „Täuschungen“. Insgesamt vielleicht ein wenig zu viel Instrumentaljam. Dafür hätten sie gerne noch einen Song spielen können. „Hell Patrol“ hätte ich sehr gerne gehört. Das ist aber wieder mal Kritik auf sehr hohem Niveau, da auch die Instrumentalparts und Soli durchweg unterhalten. Nach Beendigung des Set lässt die Band verlauten, dass sie sich gleich zu den Fans gesellen wird. „Just give us a minute and we’ll come over and sign some shit.“ Während ein paar Fanboys sich die mitgebrachten CD- und LP-Cover signieren lassen, erzählen die Gallagher-Brüder beide, dass die Bilder für das „Rock Until You Drop“-Cover, mit jedem einzeln (?), neu aufgenommen werden mussten, weil es vorher nicht gut aussah. Sehr sympathische Band, die ich gern noch häufiger sehen würde!

Auf der Rückfahrt war eigentlich kaum etwas von Niklas zu sehen, so dass die Fahr deutlich schneller und entspannter verlief. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für den Fahrservice an Rick!

Setlist:

Hard Ride
Live At The Inferno
All For One
Destroy All Monsters
Rock Until You Drop
Guitar Solo with bit of Stay Hard
Speed Of The Reflex/Run Silent Run Deep/Mind Over Matter medley
Its Not What You Got
Faster Than The Speed Of Light
On And On
Bass Solo
Crash Bang Wallop
For The Future


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