VIOLATOR, NUCLEAR DEVASTATION, REVOLT / 22.04.2016 – Hamburg, Bambi Galore

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Eine Szene hat sich auf meine Netzhaut gebrannt: Der VIOLATOR-Sänger/Bassist Poney schreit eine Ansage über rechte Scheiße in Brasilien und Eurpoa in den Mob. Dass wir uns dagegen wehren müssten. Die Leute brüllen begeistert, die Band fängt an, loszuthrashen, während ein Typ auf die Bühne springt und eine Bierflasche ins Publikum entleert. Von rechts und links zischen gewaltige Bierfontänen zurück – ÜBERALL wird geheadbangt und einen Moment lang sehe ich wirklich nur Bier und Haare vor mir. Thrrrrrrrrrrrrrrrash!


Die erste Band fällt nahezu komplett den üblichen Begrüßungsritualen zum Opfer. Da ich aber meine, getriggerte Drums und Breakdowns zu hören, flüchte ich eh schnell nach draußen, um mich dort dem Heavy-Metal-Smalltalk hinzugeben. Aus einem Kassettenrekorder dröhnen CANDLEMASS und die Party nimmt Fahrt auf.


Heißt die nächste Band tatsächlich so wie die Metalveranstaltungsreihe von Flo? Aber warum nicht – REVOLT ist schließlich ein griffiger Name. Doch so wirklich revoltieren die Wolfsburger nicht, zumindest nicht gegen Beamten-Metal mit vorhersehbaren Strukturen. Das klingt alles recht austausch- und vorhersehbar, hat dazu einen biederen Touch. Da nützt es aus meiner Sicht nichts, dass die Band technisch ziemlich fit ist. Kuriose Randnotiz: Sänger/Gitarrist Marc Baumstark sagt jedes Stück mit denselben Worten an: „Der nächste Song für euch...“ - bis auf eine Variante ganz am Schluss des Sets: „Der letzte Song für euch...“ Viele Besucher_innen feiern die Band aber ab, die Stimmung ist bereits jetzt bambitypisch gut.


Was für ein Gegensatz! Wo bei den Vorgängern stets Kontrolle vorherrschte, wird jetzt das Biest von der Kette gelassen und entfesselt losgeprügelt. NUCLEAR DEVASTATION aus Amsterdam zocken eine zündende Mischung aus Blackened Thrash, Crust, Death und Punk. Es ist teilweise nicht mehr nachzuvollziehen, wie die Band bei dieser zügellosen Prügelorgie überhaupt immer wieder auf der Eins landet. Richtig schön chaotisch und voller Energie, gefällt mir gut. Wenn ich es richtig verstehe, haben sich NUCLEAR DEVASTATION sozusagen auf einem VIOLATOR-Konzert gegründet und freuen sich mega darüber, nun mit den Brasilianern auf Tour zu sein. Der Bambi-Mob ist jedenfalls begeistert, was Circle Pits und hemmungsloses Rumgeschubse belegen mögen. Eine feine Entdeckung, von der es bis jetzt lediglich ein Demo, 'ne EP und zwei Splits gibt. Schon mal alles abernten und auf das erste Album freuen!


Alter, da läuft was falsch in deinem Leben! Vergleich mal deine Kutte mit der von Philipp. Da, Philipps ist schön asozial, speckig und ranzig. Und deine? Total sauber, wie von Mutti gewaschen!“, zählt Pamela einen eigentlich netten Kuttenträger neben mir aus. Bevor der Kollege zu seiner Verteidigung etwas sagen kann, krachen VIOLATOR auch schon los. Jetzt drehen wirklich alle durch. Band, Publikum, Tresenfee – alle bangen, als könne man die dabei freigesetzte Energie konservieren und Atomkraft überflüssig machen. Ich find ja eh, dass „Chemical Assault“ eins der besten Thrashalben der letzten zehn Jahre ist – diese Knochenbrecherriffs, die unnachgiebigen Beats, die einprägsamen Refrains und überhaupt die jederzeit fühlbare Leidenschaft lassen VIOLATOR aus dem Genre herausragen. Dazu kommen wie eingängs erwähnt auch politische Positionierungen – endlich mal wieder bei einer Metalband! Das ist mal sympathisch, wie überhaupt die Attitüde der Band old schoolig oder wahlweise zeitlos ist. Ob nu „Ordered To Thrash“, „Addicted To Mosh“, „Atomic Nightmare“ oder „Endless Tyrannies“ - es gibt permanent auf die Mütze, bis einfach alle nur noch dümmlich grinsen. Ich könnt die jeden Tag haben.

Fazit: Maul.

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