D.O.A., MDC / 20.07.2016 – Hamburg, Hafenklang

0 Dislike0
Huch, hatten D.O.A. sich nicht eigentlich bereits aufgelöst, befanden sich auf Abschiedstour und hatten Joey Shithead in die Politik entlassen? Dass es die Band wieder gibt, hatte ich jedenfalls nicht mitbekommen und war umso überraschter, als ich die Ankündigung für dieses Konzert wahrnahm. Offenbar hat es mit der Bürgermeisterkarriere in Vancouver nicht geklappt. Schade für Vancouver wahrscheinlich. Aber wer weiß, ob Mr. Shithead ein kompetenter Politiker gewesen wäre? Eins ist sicher: Ein kompetenter Punkrocker isser, also welcome back in Punk!


Herrlicher Anblick vor dem Hafenklang: eine wahre Hackfressenparade lange nicht gesehener Punker! Old punks never die! Da vergisst man im Gesabbel fast den Beginn des Konzerts.


Denn MDC (warum schreiben die sich eigentlich nicht mit Punkten, während D.O.A. das tun?) beginnen sehr pünktlich. Das kommt unserer Reisegruppe entgegen, müssen wir schließlich noch mit der Bahn zurück. Auf der letzten Tour war Dave Dictor ja stimmlich hart angeschlagen und konnte lediglich eine Art Sprechgesang liefern (ich berichtete aus der Kieler Schaubude: MDC auffer Bude). Von daher bin ich sofort erleichtert, dass dieses Formtief lediglich temporär war. Hat ja jede_r mal. Heute ist Dave Dictor wieder fit und rotzt die Klassiker mit der gewohnten Energie und Power raus. Dazu kommen natürlich ellenlange Ansagen, in denen der fast 60-Jährige sich über fast alles auskotzt, was ihn ankotzt. Aber es gibt seinerseits auch Positives zu vermelden – so werden Elf und Dicken von SLIME gegrüßt, die sich in den Mob gedrängelt haben. Auf der Setlist stehen locker 30 Songs, die gnadenlos im Affenzahn runtergeholzt werden. Songtitel kann ich mir sparen, so ziemlich das gesamte erste Album und die „Multi-Death Corporations“-EP werden gezockt. Übrigens sind ja nicht alle MDC-Platten geil, aber rein zufällig hab ich neulich mal die Split mit RESTARTS abgeerntet und kann das Ding nur wärmstens empfehlen, da hier einige der besten MDC-Stücke seit dem Debut drauf sind. Das Hafenklang ist während des Auftritts immer voller geworden, die Stimmung ist gut, wenn auch nicht überbordend.


Der letzte Kick zum Durchdrehen kommt dann aber beim D.O.A.-Auftritt, die so dermaßen Arsch treten, dass mensch einfach mit Pogo und Bierspritzen reagieren muss. Joey Shithead hat zwei neue Mitstreiter rangeholt – Mike Hodsall am Bass und Paddy Duddy an den Drums, die mir beide vorher nicht bekannt waren. Beides voll die Tiere, die den Spirit von D.O.A. offenbar in den Genen haben und die alten Klassiker mit einer Tightness zocken, als hätten sie nie etwas Anderes getan. Und Joey Shithead rüpelt seine Texte raus, wackelt so typisch mit dem Kopf (ihr wisst schon…) und tritt Löcher in die Luft. Das Ganze kommt total spritzig und hat im Vergleich zu D.O.A.-Auftritten von vor zwanzig Jahren oder so nicht ein Quentchen an Power eingebüßt. Eher isses sogar geiler als zuletzt, wobei D.O.A. ja nu noch nie enttäuscht haben. Zu hören ist diese Energie übrigens auch auf dem neuen Album „Hard Rain Falling“, welches wie gewohnt über Sudden Death rausgekommen ist. Auch Shithead grüßt SLIME und natürlich gibt’s auch hier Kommentare zur aktuellen Weltlage, die in einem Anti-Trump-Song gipfeln, der wenig überraschend „You’re Fucked Up, Donald!“ betitelt ist. Right on!


Fotos von Jan ML folgen!

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv