IMPERIAL STATE ELECTRIC, FACTORY BRAINS / 16.02.2017 – Hamburg, Hafenklang
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Freitag, 17. Februar 2017 20:59
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Fotos von Jan ML
Ich halte es mal klein und meide den Begriff „Rockstar“, aber Nicke Andersson besitzt einfach so massiv Stil, dass es schon fast frech ist. Als Bühnenmensch sowieso, aber auch musikalisch. Denn so unterschiedlich seine Projekte auch sind – mensch denke an ENTOMBED, HELLACOPTERS, DEATH BREATH oder eben IMPERIAL STATE ELECTRIC -, so sehr trifft der Kerl damit jedes Mal ins Schwarze. „I Hate Nicke Andersson“ singen die Hamburger DEVIL’S DAY OFF schließlich nicht umsonst (deren Drummer Moritz steht übrigens den gesamten Auftritt über grinsend in der ersten Reihe)… Der Auftritt ist dann auch der erhoffte Hammer. Es ist eines dieser Konzerte mit einem unerhörten Spannungsbogen. Die Band strahlt von Anfang an Bock aus und auch das Publikum genießt jeden Moment. Dennoch dauert es, bis wahre Euphorie entfesselt wird. Die Band hat sich die im letzten Drittel herumsegelnden Stagediver*innen redlich verdient, lässt sie doch nicht einen Moment in der Intensität ihrer Darbietung nach. Was mir auf Platte gar nicht so deutlich aufgefallen war, ist der Fakt, dass der Gesang auf alle drei Saitenquäler verteilt ist. Natürlich singt Nicke den Löwenanteil, aber auch Bassist Dolf DeBorst und Gitarrensidekick Tobias Egge übernehmen Strophen, Refrains oder ganze Songs – und alle auf ähnlich hohem Niveau. Mit Knallern wie „It Ain’t What You Think (It’s What You Do)“, “Empire Of Fire” oder “Deya Vu” hat die Band mich schon vollständig im Sack, bevor die unwiderstehliche Melodie des suchterzeugenden „All Through The Night“ für heisere Kehlen und gereckte Fäuste sorgt.
Nicke und seine Gang sind eben in mehreren Genres zu Hause und schrecken nicht mal vor poppigen Hooks oder einer Country-Nummer zurück: Für „Break It Down“ wird dem Hutträger eine entsprechende Westerngitarre gereicht – „what if the sky lifted just a little / we started living bigger lives“. Das Ende des regulären Sets markiert „Reptile Brain“, für das DeBorst seinen Bass an Egge weitergibt und nur mit dem Mikro bewaffnet am Bühnenrand den Mob anstachelt. Es folgen aber eine ganze Reihe ungeplanter Zugaben, gespickt mit Coversongs von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL („Fortunate Son“) und den DEAD BOYS („Sonic Reducer“). Ein Kuttentyp will es nicht wahrhaben, dass er schlicht zu schwer zum Diven ist, springt nach zwei Abstürzen ein drittes Mal in den Mob und wird plötzlich entgegen allen Gesetzen der Schwerkraft doch durch den Raum gereicht. Ein denkwürdiges Konzert, perfekter Tourstart bis zum Rock’n’Roll-Rausch.
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