PANICBURG CITY, BONSAI KITTEN, HOPE MOTORS / 08.12.2017 – Kiel, Schaubude

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Panik is gegen Gewalt! Hat der olle Udo mal gesagt. Und ich bin sicher, dass die vier Panikburger das unterschreiben. Denn heute ist Liebe in der Luft.

Wer es nicht weiß: Hinter diesem schönen Namen (es sind DOCH noch nicht alle guten weg!) verbergen sich Bekannte: Inge und Marco stammen von ARMSTRONG, Carsten schredderte bei DEAD DAY RISING und Piet hämmerte auf den DESPERADOS herum. Das erste Lebenszeichen erscheint genau JETZT bei Jan ML-Records in Form einer vier Stücke umfassenden 12“-Vinyl-EP. Dies ist der Release-Gig, mit am Start sind BONSAI KITTEN aus Berlin und eine weitere Band mit zumindest einem alten Bekannten, nämlich die HOPE MOTORS mit Kentucky an der Gitarre. Let’s goooo!

 
Das Wetter ist heute wirklich der reine Abfukk und das sag ich als Kieler, der nicht so schnell von Regen spricht, wenn nur ein paar Tröpfchen nieseln. Das hindert zum Glück niemanden und so findet sich schnell eine äußerst angenehme und familiäre Runde in der Bude ein. Wenn die Gäste bereits ab acht eintrudeln, weißt du, dass der Abend gut wird.


HOPE MOTORS haben erwartetermaßen nicht viel mit SMOKE BLOW zu tun. Jan meint zwar, im Gitarrenspiel typische SB-Elemente herauszuhören, was ich als Autosuggestion abtue. HOPE MOTORS rocken sich unaufgeregt durch eine Handvoll Indie/Alternative-Songs. Kentuckys Stimme klingt rauchig-melodiös, sein Spiel scheint in den Siebzigern verwurzelt. Man merkt, dass alle drei Bandmitglieder schon seit langem Musik machen. Das verhaltene Tempo passt gut zu diesem leicht grungigen Sound. An ein, zwei Stellen bricht die Band aus diesem Schema aus und zieht an, bevor es monoton zu werden droht. Ein generell energischeres Auftreten ist sicher nicht die Agenda des Trios. Muss auch nicht – ich kann sowas mal haben.

 
Einen harten Kontrast bietet die überdrehte Show der BONSAI KITTEN. Hier wird animiert, was das Zeug hält. Besonders Sängerin Tiger Lilly Marleen zuckt wie ein Zitteraal über die Bühne und fordert in jeder Pause zu mehr Action auf. Ich find’s einen Tucken too much, die „Kiel, how do you feel?“-Sprüche sind zwar erst ganz charmant, nerven schließlich  aber durch ständige Wiederholung. Die Band ist ansonsten fit – am Schlagzeug sitzt wohl der KNORKATOR-Drummer -  und pumpt flotten Punkrock in die Bude. Die Tigerlady besitzt eine tolle Stimme, die richtig packenden Gesangsmelodien fehlen mir allerdings dann doch. Es gibt zwar mehrfach Momente, an denen man aufhorcht, aber so richtig kriegt die Band mich nicht. Am besten finde ich die schnellen, mit punkig rausgerotzten Backings versehenen Stücke.

 
Yeah, PANICBURG CITY strahlen von Beginn an puren Bock aus! Es macht Spaß, diesen Musikern zuzusehen, die sich offensichtlich freuen, ein neues Bandkapitel in ihren Leben aufzuschlagen. Die größte Weiterentwicklung hat Ingo Scheel gemacht, dessen Stimme noch nie so kraftvoll und energisch klang. Und er, der ja lange Schlagzeuger war, ist zu einem super Frontmann geworden, der jeden Menschen im Raum im Blick zu haben scheint. (Einige werden sogar persönlich begrüßt, Uller Nagel als „Leuchtturm der Liebe“, Jan ML als umtriebiger Szene-Aktivist – Ingo findet immer die richtigen Worte.) Die vier Songs der EP entfalten mächtig Wirkung, „Falling Out Of The Sky“ hat diesen Düsenjäger-Vibe im Refrain, der Moe Eckberg gar zu einem Bruce-Dickinson-Vergleich greifen lässt, „City Lights“ („I gotta see her toniiiight“), Berlin Ahead“ und „Strange Ones“ verbinden auf verrückte Weise Alternative Punk mit Post Punk, weisen diese flirrenden JOY-DIVISION-Gitarren auf und schieben ohne Ende. Ich komme indes nicht wirklich darauf, an wen mich Ingo manchmal stimmlich erinnert. Es ist nicht Ian Curtis, nicht Bob Mould, aber es muss so was in der Richtung sein. Von SUPERGRASS wird „Richard III“ gecovert, von BOB MOULD „The Descent“ und von ARMSTRONG mein Fave „Sound Of The Wire“. Insgesamt muss man einfach sagen, dass bei PANICBURG CITY alles stimmig klingt. Ich bin jetzt schon gespannt auf den ersten Longplayer, der tatsächlich bereits angedacht ist. Aber erst mal heißt es: Don’t panic, EP genießen!

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