WILWARIN 2023 / 02.06.2023 - Ellerdorf, am Arsch der Heide, Tag 1

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Philipp: Endlich wieder Wilwarin! Drei Jahre hintereinander konnte das geliebte Festival nicht stattfinden. Daher freuen wir uns jetzt über die Rückkehr, welche auch noch unter dem Motto „25 YEARS OF WILWARIN“ steht. Glückwunsch zum Geburtstag!

Wir riefen traditionell zu einem Patchworkartikel für Dremu auf. Der entsprechende Artikel wurde bis jetzt 1493 mal aufgerufen. Beiträge in Form von Fotos und/oder Texten kamen allerdings… keine! Die Zahlen lassen aus meiner Sicht zwei Rückschlüsse zu: Einerseits ist das Interesse an so einem Wilwarin-Patchwork-Artikel hoch, gleichzeitig seid ihr faule Hunde, haha!

Zum Glück meldete sich dann doch noch Pan, die sich nach kurzer Kommunikation an ihre alte Schreibmaschine setzte und mal so richtig lieferte! Super! Wer jetzt doch noch Bock bekommt, kann gern immer noch ein paar Zeilen schicken (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) oder den Bericht kommentieren.

Here we go:

Pan: Wilwarin, alte Hütte!

Nachdem während der letzten Jahre aus allseits bekannten Gründen das Wilwarin und diverse andere Veranstaltungen ausfielen, ergreift mich Anfang des Jahres eine mir bisher unbekannte Form von FOMO und nach Jahren der Wilwarin-Abstinenz werden dann ziemlich kurzentschlossen noch Tickets geordert. Laues Line Up hin oder her, am Ende isses eigentlich ja immer nett, überhaupt mal rauszukommen und tot sind wir alle noch früh genug. Deshalb mein Denken: mitnehmen, was geht.

 

Wilwarin 2023

Patchworkbericht von Pan, MJ und Philipp, Bilder von Pan und MJ. 

 

Pan: So wird Anfang Juni das angestaubte Zelt aus dem Keller geholt und der Schlafsack das erste Mal in seinem Leben gewaschen und ab gehts nach Ellerdorf. Da ist es am Freitagmittag auf dem Zeltplatz schon gut gefüllt und nicht wenige Leute sind schon am Vorabend mit Sack, Pack und Family angereist. Wir sind dann auch schnell mit allem aufgebaut und nach kurzer Zeit auf dem Zeltplatz fühlt es sich auch schon fast so an, als wären nicht 8 Jahre seit meinem letzten Wilwarinbesuch vergangen. Liegt aber bestimmt auch daran, dass da einfach seit 20 Jahren die immer gleichen Gesichter rumlaufen. Plus ein bisschen nachgewachsene Dorfjugend. 

Erwartungsvoll geht es dann auch am Nachmittag aufs Gelände, erstmal einen Überblick verschaffen und gucken, was sich über die Jahre verändert hat. Ja, tatsächlich eher wenig bis gar nichts: bisschen Bühnen, bisschen Fressbuden, büschn düt, büschn dat und vielleicht hieß die Schietkuhle 2015 noch anders. Aber in Wahrheit habe ich auch schlicht keine Ahnung (mehr). Meinen letzten Patchwork-Bericht-Beiträgen und verschwommenen Erinnerungen zufolge war ich zuvor niemals nüchtern hier und dementsprechend gut weiß ich dann halt auch nicht mehr Bescheid. Also alles egal - Augen zu und rein ins Getümmel! 

 

KAI S.

Pan: Den Nachmittag eröffnen Kai S., deren musikalisches Programm sich bei lautem Aussprechen des Bandnamens erschließen dürfte, auf dem Second Ground. Wir kommen gerade passend zu „Green Machine“ vorbei, was ungefähr eh das einzige Lied im KYUSS-Repertoire ist, das ich kenne. Gefällt mir grundsätzlich, aber da Stoner tatsächlich nie meine Baustelle war, habe ich ziemlich schnell genug gesehen und wir latschen ein bisschen weiter rum. 

 

OWL ATTACK

 

OWL ATTACK

 

Pan: Mein erstes persönliches „Must See“ auf der Skate Stage sind dann OWL ATTACK. Die Kieler sind den meisten Anwesenden vermutlich eher persönlich oder aus vorhergegangenen Kappellen wie u. a. CHAOS CONTROL, BULLENSACK, POWER oder KRAKAEN bekannt und weniger aus dieser noch vergleichsweise frischen Konstellation. Musikalisch gibt es hier melodischen Punkrock, der mit guter Schrabbelkante daherkommt. Bocky, Moe und Josha wechseln sich beim Singen ab, was dem Ganzen ein wenig mehr Abwechslung verleiht. Funktioniert auf jeden Fall gut und eröffnet den Abend für mich als erstes Set, das ich mir komplett angucke. 

 

TELETRUNKEN

Pan: Die für anschließend angesagten KALK fallen dann aus und sollen mündlichen Informationen zufolge stattdessen am Samstag spielen. Habe ich nicht persönlich überprüft, aber wird bestimmt so gestimmt haben. Stattdessen stehen nun die kurzfristig eingesprungenen TELETRUNKEN auf der Bühne. Laut ihrer Homepage (!) hat sich die Band im Jahr 1989 gegründet und bei dem Sound und der Optik, die sich mir bieten, habe ich auch absolut keinen Grund am Wahrheitsgehalt dieser Information zu zweifeln. Dudes um die 50 machen Musik, die klingt, wie deutscher Hardcore in den 90ern halt klang. Ist ehrlich gesagt auch nicht richtig so meins, von daher verweilen wir nur kurz. 

 

MOPED ASCONA 

 

MOPED ASCONAMOPED ASCONA

 

Pan: MOPED ASCONA liefern dann bei tiefstehender Abendsonne den Soundtrack zum Pommes essen. Sehr nett und für mich vor allem geprägt von Robins markantem Gesang, aber musikalisch bleibt bei mir nichts so richtig hängen. Vor der Bühne gefällt es aber scheinbar einer Menge Leuten besser als mir.

Philipp: Da wir wegen unserer Hundedame zwischenfahren, können wir auch nur innerhalb eines gewissen Zeitfenster am Wilwarin teilnehmen. Als wir endlich in Ellerdorf ankommen, geht alles recht schnell und unkompliziert vor sich. Mit Bändchen versehen, betreten wir das Gebiet vor der Main Stage durch den Backstageeingang – es fühlt sich an, wie durch ein Portal in einem Science-Fiction-Film in eine Parallelwelt geschubst zu werden. Zum Glück befinden sich in dieser Dimension keine feindseligen Aliens, sondern nur glücklich tanzende Wesen. Grund sind MOPED ASCONA, die mich sofort abholen. Ich liebe deren Platte, die Texte und Robins Art, diese zu transportieren. Zeilen wie  „Im Gleichschritt geh ich nicht / Auch wenn der Führer spricht / und mir die Nase bricht / Ich hab den Swing im Blut!“ oder „Lass uns scheinen / lass uns schein / Lass uns wie ein Fehler im System sein / Denn zwischen Erdkern und Mond / Da ist ein Platz irgendwo, reserviert für uns zwei.“ machen mich glücklich.

 

MOPED ASCONA

 

LATURB

 

LATURBLATURB

 

Pan: Zu LATURB auf die Main Stage hat mich vor allem die ansprechende Bandbeschreibung im Flyer gelockt und ich muss sagen: der Entertainment-Faktor ist auf jeden Fall hoch! In der kurzen Zeit, die ich zugucke, wird z. B. ein Goldfisch im Mund auf die Bühne transportiert und dann in ein winziges Goldfischglas gespuckt und eine Hebefigur ausgeführt. Musikalisch wird so eine Art Synth Pop dargeboten, für mich aber eher der langweiligen Sorte, deshalb heißt es auch hier zeitnah Abmarsch.

Philipp: Da wir unsere Freundin Michelle treffen, die mitsamt Partner Christian und beiden Töchtern angereist ist, erleben wir das Wilwarin mal aus Familienperspektive. Mitsamt Hüpfburgen, vollgeschissenen Windeln. Auch mal nice, und ich muss sagen, dass das Wilwarin tatsächlich familientauglich ist.

Wir verpassen dadurch viele Bands, aber das ist nicht zu ändern. Ich kenne eh wenige Namen auf dem diesjährigen Billing und lasse mich etwas treiben. Eher zufällig landen wir so bei LATURB. Dieser ungeplante Aufenthalt führt mich zu einer Erkenntnis: Es ist doch total schön, einfach mal so völlig zufällig einer Band zuzuschauen, sich über den Moment zu freuen und dabei zu wissen, dass genau dieser Augenblick einmalig ist. Weil man die Band nie wieder sehen wird. Weil die anderen Menschen und man selbst bei einem zukünftigen Aufeinandertreffen in anderen Lebenssituationen stecken werden. Ich meine das überhaupt nicht ironisch! Ich denke dabei auch an den eigenen Auftritt mit CATBREATH am morgigen Tag und stelle mir vor, dass auch dort Menschen zugucken werden, die uns nie wieder sehen werden. Und auch das hat seine eigene Schönheit. So genieße ich den Auftritt von LATURB (rückwärts lesen!), ohne von der Musik wirklich abgeholt zu werden. Auf der Bühne ist ständig was los, die Ansagen sind charmant und ich feiere die von Pan erwähnte Hebefigur.

 

LATURB

 

STACKHUMANS

Pan: Draußen an der Skatestage laufen wir dann in den Auftritt von STACKHUMANS hinein, die mich mit wütend hingeknüppeltem Hardcore-Punk und Knallertiteln wie „Kotze über Deutschland“ dann direkt zu begeistern wissen. Die meisten Lieder werden in weniger als 2 Minuten durchgeballert, das Gesabbel hält sich in Grenzen und am Ende gibt es ein HAMMERHEAD-Cover. Gefällt mir. 

 

AKNE KID JOE

 

AKNE KID JOE

 

Pan: Auf der großen Bühne gucken wir dann nur kurz bei AKJ vorbei, weil es zeitliche Überschneidung mit POWER im Zelt gibt. Mich fängt die musikalische Mischung aus Deutschpunk mit Synthesizer ja irgendwie nie zu 100% ein, aber richtig viele Leute haben vor der Bühne eine richtig gute Zeit und die Band selbst kommt auch wie immer extremst sympathisch rüber. Wir ziehen nach kurzer Zeit wegen genannter Überschneidung dann weiter zum Second Ground zu POWER.  

 

POWER

 

POWERPOWER

 

Pan: Da ich die Abschiedsshow 2016 damals versäumt und auch zum Geburtstags-Reunion-Konzert Ende letzten Jahres nicht dabei war, freue ich mich nun umso mehr, die geballte Power von POWER nochmal vereint auf der Bühne zu sehen. Yeah! Und damit bin ich bei Weitem nicht allein. Lauter grinsende Leute stehen mit unterm Zelt, feiern und freuen sich über Kracher wie u. a. „Drowning in the Mud“. Is dann natürlich am Ende auch alles viel zu schnell vorbei, aber trotzdem geil. Offenbar war es das nun auch erstmal wieder mit der Band.

Philipp: Yeah, the power of POWER! Auf dieses Konzert hatte ich mich richtig gefreut und es wird der erwartete Burner. Der Second Ground füllt sich, alle haben Laune. Gewusel vor der Bühne, Gewusel auf der Bühne. Die Begeisterung ist groß – und das ist berechtigt, denn POWER widmen sich wichtigen Themen wie „sehr, sehr männlichen Seemännern auf See im Angesicht der Gefahr“ (Macko und JoyBoy zu „Oh Manly, Manly Sailor Man“). Zudem knallt die Mischung aus Punk, Hardcore und Metal unverändert gut. Der transparente Sound lässt gut zur Geltung kommen, was für Killerriffs, Hooks und überhaupt geile Ideen die Band am Start hatte und hat.

 

POWERPOWER 

 

Pan: Danach hängen wir noch ein bisschen auf dem Gelände rum, lassen uns Haare und Klamotten vom Lagerfeuer verräuchern und bewundern Pegel und Verfassung der meisten Anwesenden. Und ja, da spricht auch viel Neid aus mir. Rückblickend hätte ich auch lieber ordentlich einen im Tee gehabt. Vielleicht wäre ich dann auch nachts nicht gefühlte 15 Mal von der Kälte aufgewacht?

Philipp: Jo, wir machen uns vom Acker. Ein toller erster Tag liegt hinter uns, die Vorfreude auf Tag 2 ist groß. TBC!

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