KEEP IT TRUE XXIII / 20.04.2023 – Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, Tag 1

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Endlich kehrt das legendäre Festival zurück! Zwar hatten wir immerhin zwei KEEP IT TRUE RISING-Festivals und die Posthalle in Würzburg gefällt mir außerordentlich gut, aber das wahre KIT findet eben in der Tauberfrankenhalle in Lauda-Königshofen statt. Isso! Dieses Mal auch endlich mit dem Extra-Zusatztag, für den man die Karte auch schon ewig herumliegen hatte. Wir freuen uns auf alte Legenden, neue Knallerbands und die ganzen Hackfressen, die man viel zu lange nicht gesehen hat. Das Warm-Up am Mittwoch hätten wir sogar rein zeitlich auch noch mitnehmen können, wir treffen uns aber lieber mit Freunden in einem Restaurant auf ein wenig Heavy-Metal-Smalltalk, für den man in den folgenden Tagen ja kaum noch Zeit haben wird. Hinein ins Vergnügen:

 

SMOULDER

Fotos von Florian Hille - Danke!

 

BLOOD STAR

 

BLOOD STARBLOOD STAR

 

KIT-Opener sind traditionell großartig und BLOOD STAR reihen sich hier ein! Die Single war schon super, das Album „First Sighting“ wird heute abgeerntet und später auf dem Transportablen im Hotel genossen. VISIGOTH-Gitarrist Jamison Palmer spielt auch in dieser Band und hat heute somit zwei Auftritte – beide verlaufen erfolgreich! BLOOD STAR mixen in ihren Heavy Metal lässige Hardrockanteile und klingen insgesamt etwas „entspannter“ als VISIGOTH. Gleichzeitig packen einen die Songs total, die von der kraftvollen Stimme Madeline Michelles getragen werden. Als Highlights empfinde ich „Tortured Earth“, „Fearless Priestess“, „Cold Moon“ und das gekonnt umgesetzte W.A.S.P.-Cover “Wild Child”. Die Stimmung kocht bereits jetzt, die international zusammengesetzte Meute hat Laune!

 

SANHEDRIN

 

SANHEDRINSANHEDRIN

 

Zwar sind SANHEDRIN in dem Sinne keine Überraschung mehr, da man sie mittlerweile mehrfach gesehen hat, aber das heißt ja nicht, dass ihr Auftritt weniger Spaß macht. Im Gegenteil: Die Band zeigt sich bei Top-Sound in bester Laune. Erica Stoltz lässt sich ihre Stimmung nicht mal durch die Tatsache vermiesen, dass ihr Koffer auf der Flugreise verlorenging und sie sich ihre Klamotten komplett zusammenschnorren musste. Viele singen mit, als „Riding On The Dawn“, „Blood From A Stone“, “Massive Deceiver”, “Lights On” oder “Collateral Damage” erklingen. Die Band hat bis jetzt im Grunde nur Hits komponiert. Erfreulicherweise ist Originaldrummer Nathan Honor wieder dabei, der noch auf dem HELL OVER HAMMABURG wegen einer Verletzung vertreten werden musste. Tighte Darbietung!

 

MEZZROW   

 

MEZZROWMEZZROW            

 

Kennt ihr das? Ihr mögt eine Band, habt auch eine Scheibe, werdet dann aber dennoch völlig überrascht, wie gut die Combo live ist! MEZZROWs Debut „Then Came The Killing“ steht seit 1989 bei mir in der Sammlung, gehört habe ich es aber länger nicht mehr. Als die Schweden loslegen, zwingen sie zu sofortigem Headbangen. Wie geil sind die denn! Klassischer Thrash, mal schnell, mal groovig, immer mit schneidenden Riffs und der gut gealterten Stimme Uffe Petterssons, ballert aus der Anlage. Die alten Songs vom erwähnten Album, nämlich „Then Came The Killing“, „The Cross Of Torment“, “Ancient Terror” und “Frozen Soul”, werden um vier neue Songs des Reunion-Albums “Summon The Demons” ergänzt. Und diese neuen Songs sind genauso gut, wenn nicht besser! Das hat man selten, weshalb ich die neue Scheibe wenig später abernte. Gelungener erster Deutschlandauftritt und das neue Album ist schwer zu empfehlen!

 

SMOULDER

 

SMOULDERSMOULDER

 

Schon bevor SMOULDER die Bühne betreten, verdichtet sich die Atmosphäre. Denn diese Formation ist nicht nur für mich die Band der Stunde. Die magische Performance vom letztjährigen HOA ist vielen noch gut im Gedächtnis geblieben, dazu haben die z.T. nach Finnland umgesiedelten Kanadier:innen mit „Violent Creed Of Vengeance“ einen wahren Hammer veröffentlicht. Sarah lebt mit irren Blicken und mit jeder Bewegung die Songs auf der Bühne aus. Das hat schon etwas Manisches und lässt die eh schon epische Musik noch mächtiger wirken. Wer ihr in den sozialen Medien folgt, weiß, dass die Frontfrau Wert auf female empowerment legt und für heute hat sie sich einen Move ausgedacht, der dem ersten Festivaltag DAS Fotomotiv liefert: Zu „The Sword Woman“ kommen Erica Stoltz, Madeline Michelle und Amy Lee Carlson (letztere von SOLICITÖR) auf die Bühne und schwingen triumphierend die Schwerter. Super! 

 

SWEET SAVAGE

 

SWEET SAVAGESWEET SAVAGE

 

SWEET SAVAGE, da werden Erinnerungen wach an Auftritte in Wacken und auf dem Headbangers Open Air. Kann es wirklich wahr sein, dass es bereits 15 Jahre her ist, dass ich die Band zum letzten Mal live gesehen habe? Und ist es nicht irre, dass Ex-Gitarrist Simon McBride jetzt bei DEEP PURPLE spielt? Die jetzige SWEET-SAVAGE-Besetzung ist ein Trio, bestehend aus Originalmitglied Ray Haller (v, b), Gitarrist Phil Edgar (Ex-BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS) sowie Drummer Marty McCloskey und zockt auch bereits seit 2010 zusammen. Mit „Eye Of The Storm“ geht’s gleich in die Vollen, sofort fällt der geile Gitarrensound auf, den Phil Edgar fährt. Ein schöner Ton, reduziert und gerade deshalb umso dynamischer und facettenreich. Ray Haller ergänzt das Spiel um tänzelnde Basslinien – es ist eine Freude, zuzuhören. Mit der neuen Nummer „I See The Light“ gibt es eine Livepremiere, immer her damit. Noch besser kommt natürlich „Killing Time“ an, ein zeitloser NWOBHM-Klassiker, der nicht ohne Grund häufig gecovert wurde und wird.

 

GRIFFIN

 

GRIFFINGRIFFIN

 

Back to 2011, als Neudi und seine ROXXCALIBUR-Jungs dem GRIFFIN-Kopf William Rodrick McKay schon einmal zur Seite standen, um eine GRIFFIN-Show zu spielen. Es entbrennen ja immer wieder Diskussionen darüber, ob das dann „true“ sei, weil nicht die Originalband spiele. Ich finde es in diesem Fall in Ordnung. In welcher Band aus den 80ern spielen schon noch alle ursprünglichen Mitglieder? Und ob nun ein Gastmusiker aus den USA mitspielt oder eben ein deutscher, das ist doch eigentlich zweitrangig. Mario Lang (b), Kalli & Holger (g) sowie eben Neudi (d) lassen nichts anbrennen und watschen der KIT-Gemeinde ein US-Metal-Eisen nach dem anderen um die Lauscher. Ich sach nur „Hawk The Slayer“, „Flight Of The Griffin“, “Heavy Metal Attack” (yeah!) oder “Hell Runneth Over”. Da auch der Mainman (fast) wie auf Platte singt, ist danach jeder Hater ganz still.

 

TYRANT

 

TYRANTTYRANT

 

Für den Auftritt auf dem KIT Rising im Oktober letzten Jahres ernteten TYRANT nicht nur Lob. Auch ich bezeichnete Kerrmitts Gesang als „nicht mehr so geil schrill wie früher“. Doch die Band hat einen mächtigen Schritt nach vorne gemacht und klingt heute viel stärker als noch vor einem halben Jahr. Kerrmitt singt besser, bewegt sich selbstsicherer, der Sound ist geil und die ganze Band zeigt sich besser eingespielt. So krachen die Hits des Debuts gut rein und besonders zwei Nummern schmettern viele Anwesende mit, nämlich „Making Noise And Drinking Beer“ sowie „Wanna Make Love“. Aber auch die beiden brandneuen Nummern „Wham Bam“ und „Devil’s Eyes“ machen Bock auf ein neues TYRANT-Album. Ich werde es abernten.

 

HALLOWEEN

 

HALLOWEENHALLOWEEN

 

Long time, no see! Zum letzten Mal sah ich die US-Metaller HALLOWEEN nämlich 2007 auf dem Headbangers Open Air, also vor immerhin 16 Jahren. In meinem Review wird deutlich, dass ich den Auftritt gar nicht soo gut fand, zum Beispiel schreibe ich, dass Bryan Thomas „nun mal kein Wahnsinnssänger“ sei. Das empfinde ich heute völlig anders, denn gerade der Gesang flasht mich richtig. Hat sich hier mein Geschmack verändert oder singt Thomas heute schlicht besser? Fakt ist, dass HALLOWEEN eine herrliche Heavy Metal Horror Show bieten, Thomas trägt einen Gürtel aus Totenköpfen, wechselt die Perücken und schnappt sich aus der Bühnendeko einen gruseligen Schädel nach dem anderen und vollführt damit theatralische Gesten. Noch wichtiger: Die Band spielt das gesamte Klassikeralbum „Don’t Metal With Evil“, das mit „Haunted“, „Scared To Death“, „The Wicked Witch“ und natürlich dem Titelsong eigentlich nur Smasher enthält. Unterhaltsamer Auftritt!

 

HALLOWEEN

 

VISIGOTH

 

VISIGOTHVISIGOTH

 

Was für ein Triumphzug! Wer bei VISIGOTH von einem „Hype“ spricht, hat die Band offenbar noch nicht live gesehen. Denn hier zeigt sich, dass die ja eigentlich noch junge Formation zu Recht schon an Co-Headliner-Position steht. Die Hallendecke hebt fast ab, als VISIGOTH gleich mit „Steel And Silver“ einsteigen und alle mitschmettern: „By steel, by silver / I slay like a wolf in the night“. Jake Rogers ist der ideale Heavy Metal Frontmann, neben seiner kraftvollen und glockenhellen Stimme besitzt er mitreißende Ausstrahlung und seine Leidenschaft ist zu jeder Sekunde spürbar. Man könnte ja meinen, dass mit diesem Opener bereits der größte Hit verbraten wurde, aber mit „Blood Sacrifice“, „Hammerforged“, „Dungeon Master“, „Traitor’s Gate“ oder „The Revenant King“ (was für eine Gesangslinie!) halten VISIGOTH das Niveau und die Stimmung in der Halle bleibt dementsprechend im rotglühenden Bereich. Man kann die Intensität dieses Auftritts übrigens nicht im Livestream erfassen, denn hier fehlen die lauten Gesänge der Fans, die einen wesentlichen Teil der Magie ausmachen. Wer die Band als Liebhaber:in epischen Heavy Metals noch nicht live gesehen hat, sollte diesen Zustand bei nächster Gelegenheit ändern!

 

VISIGOTH

 

SODOM

 

SODOMSODOM

 

Als Veranstalter Oliver Weinsheimer vor einiger Zeit SODOM als Headliner angekündigt hatte, war ich doch ziemlich überrascht. Zwar steht durchaus mal eine Thrashband auf dem Billing, aber bisher noch keine mit einem derartigen Bekanntheitsgrad. Letztlich passt der SODOM-Auftritt aber wie Arsch auf Eimer, nicht zuletzt deshalb, weil die Band eine totale Old-School-Setlist zockt. Tom Angelripper dazu: „Wat heißt eigentlich ‘Old School‘? Nur Songs bis 1983? Na, ich denke 1987 geht auch noch klar, oder? Hier ist ‘Nuclear Winter‘.“ Tatsächlich stellt das schon einen neueren Song dieser Setlist dar, denn SODOM wühlen wirklich ganz tief in der eigenen Diskografie. Gespielt werden sogar die Demosongs „Witching Metal“ und „Let’s Fight In The Darkness Of Hell“, die noch nach einer Mischung aus MOTÖRHEAD und VENOM klingen. Ansonsten: Was für ein Geknüppel! Die Meute rastet völlig aus, als SODOM rabiate Versionen von „Sodomy And Lust“, „Equinox“, „Agent Orange“, „Christ Passion“ oder „The Conqueror“ runterholzen. Man kann ja auch über Tom sagen, was man will, aber spontan ist er. „Was dat denn für ‘ne Plörre?“ (nach einem Schluck vom Bühnenbier), „Wer stagediven möchte, darf ruhig auf die Bühne kommen. Jo, nimm dir ruhig noch ‘n Bier aus unserem Kasten…“ Ich sag mal so: Das wird man von Mille so nicht hören. Ein gigantischer Spaß, der noch um das VENOM-Cover „Leave Me In Hell“ abgerundet wird!

 

SODOMSODOM

 

Sehr guter erster Tag! Teil II folgt ASAP…   

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