NIGHT DEMON, SPEED QUEEN / 19.09.2023 – Hamburg, Logo

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Wenn ich NIGHT DEMON als eine der besten neuen Bands der letzten 20 Jahre bezeichne, werden mir sicherlich viele Heavy-Metal-Fans zustimmen. Unermüdlich hat die Band getourt, eine herrliche Scheibe nach der anderen abgeliefert und die Pandemie mit einer Serie von Singles sowie einem eigenen Podcast überbrückt. Nun standen zwei recht große Veränderungen an: Zunächst die „Outsider“-LP, welche den bisherigen musikalischen Rahmen der Band erweitert und der Wechsel am Schlagzeug von Dusty Squires zu Brian Wilson. „Outsider“ ist ein Konzeptalbum, welches allein storybedingt eine gewisse cineastische Note einbringt und insgesamt für NIGHT DEMON weniger straight und ungestüm, sondern etwas dynamischer und stellenweise melancholischer klingt. Und Dusty Squires verkündete, dass er nach neun Jahren des Tourens müde geworden sei. Der Tipp, Brian Wilson zu seinem Nachfolger zu ernennen, kam von Dusty selbst: „I told them Brian Wilson. Brian’s a huge fan of the band and I know he respected me as a player because he told me so over the years. I also knew that Brian would take the job seriously and that he would play the songs right and well. I think that solidified it for them.” (Quelle: “Official Tour Program”, S. 11) Die Spannung ist also groß, wie NIGHT DEMON mit neuem Programm und neuem Line-Up klingen werden. Dazu noch SPEED QUEEN on top, das doch zu geil!

 

NIGHT DEMON

Bilder von MJ. 

 

Späte Abfahrt, Stau in Kiel, die übliche Parkplatzsuche – es wird knapp, pünktlich zu SPEED QUEEN am Logo zu sein. Aber wir schaffen es, in den Laden zu stürmen, als die belgischen Speedfreaks gerade im ersten Song sind. Alles andere hätte mich auch hart geärgert, liebe ich doch beide EPs und konnte SPEED QUEEN erst einmal live sehen. Der Saal befindet sich bereits im eisernen Griff des Quartetts. Im wahnwitzigen Tempo flitzen die Songs durch die Anlage, die ersten Reihen lassen die Rüben kreisen. „Midnight Murder“, „Live Hard“, „King Of The Road“ oder „Fly High“ dürfen aber keinesfalls als reines Geballer bezeichnet werden, dazu besitzen die Songs einerseits zu feine Melodien, rocken gleichzeitig in bester AC/DC-Manier, was ich an der unermüdlichen Tightness und der Qualität der Riffs festmachen würde. Den rockenden Aspekt unterstreichen SPEED QUEEN mit einem peitschenden ROSE TATTOO-Cover von „Nice Boys“. Gitarrist Andreas Stieglitz sahen wir erst kürzlich mit ACID, der Kerl gibt alles, von seinem Ellenbogen perlen dicke Schweißtropfen. Spätestens als Sänger Thomas Kenis mit einem Stagedive auf die Köpfe und Hände der Meute springt, dürften alle Anwesenden im gut gefüllten Logo SPEED QUEEN einen gehobenen Daumen schenken. Endlich gesehen, wie erwartet begeistert! Das hatte ENFORCER-Niveau.

 

SPEED QUEENSPEED QUEENSPEED QUEEN

 

 

NIGHT DEMONNIGHT DEMON 

 

Erst ertönt wie gewohnt der DEMON-Song „Night Of The Demon“ (ich checke erst heute, in diesem Moment, dass dieser auch die Zeile „Curse Of The Damned“ enthält), dann das „Outsider“-Intro. NIGHT DEMON wagen einen ebenso überraschenden wie mutigen Schritt: Sie spielen tatsächlich die gesamte neue Platte am Stück! Ohne eine Ansage zockt das Trio alle sieben Songs von „Outsider“ bis „The Wrath“. So ein Move kann zu Lasten der Stimmung gehen, da die meisten Konzertbesucher:innen ja in der Regel auf Klassiker fixiert sind. Tut es aber hier und heute nicht! Zu motiviert wirken die drei Nachtdämonen, als dass auch mit diesem Material nicht vertraute Personen hier still stehen könnten! Dazu ist der Sound als nahezu perfekt zu bezeichnen, gerade die Gitarre fühlst du bis ins Mark, sie scheint von überall auf dich einzuschreddern. Und letztlich sind es eben hervorragende Songs, die trotz ihrer leicht „progressiveren“ Ausrichtung nicht sperrig ausfallen. Auf den „Outsider“-Block folgt natürlich die Klassikerwatsche, beginnend mit „Welcome To The Night“ über Smasher wie „Screams In The Night“, „Full Speed Ahead“ oder „Dawn Rider“ bis hin zum Zugabenteil aus „Heavy Metal Heat“, „The Chalice“ und „Night Demon“. Im Logo brennt natürlich durchgehend der Baum, die Hitze ist unbeschreiblich. Das Drumming von Brian Wilson ist im eingehenden Zitat von Dusty Squires akkurat beschrieben – der Neue verändert nichts am Wesen der Stücke oder an der Livepower der Band. Inwiefern er also einen eigenen Stil miteinbringt, wird wohl erst die Zukunft mit neuen Songs zeigen. Jarvis Leatherby singt mittlerweile besser denn je, noch souveräner und kraftvoller als ohnehin schon. Die erste Ansage bringt er erst ganz spät im Set, vorher lässt die Band einfach nur die Musik für sich sprechen. Und die sagt genug! Es ist immer wieder erstaunlich, wie Armand John Anthony seine Gitarre einsetzt und nie Löcher im Sound entstehen lässt. Zu „The Chalice“ kommt natürlich „Rocky“ auf die Bühne und posiert mit dem Kelch. Verdammt, was für ein Spaß!

 

NIGHT DEMONNIGHT DEMON

 

Neben dem neuen Fotobuch „Life On The Run“ von Sebastian Wilke ist übrigens auch das „Official Tour Program“ zu empfehlen, 48 Seiten vollgestopft mit NIGHT-DEMON-Infos und Interviews nicht nur mit den (Ex-)Musikern, sondern auch mit vielen im Hintergrund agierenden Menschen.

 

NIGHT DEMON

 

DRINK FROM THE CHALICE!

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