TANITH, SILVERSHIPS / 08.11.2023 – Hamburg, Bambi Galore

3 Dislike0

TANITH – was für eine tolle Band! Das neue Album “Voyage” hat in seiner Vinylversion keinen einzigen digitalen Arbeitsschritt hinter sich. Und zumindest für mich bestätigt sich hier, dass sich pure Rockmagie am besten komplett analog erzeugen lässt. Die Band um den SATAN-Gitarristen Russ Tippins könnte man als Brüder/Schwestern im Geiste von WYTCH HAZEL, TAROT, SPELL, HÄLLAS oder NIGHT ansehen, berufen sich all diese jungen Formationen doch auf zeitlosen Hardrock/Heavy Metal, wie ihn etwa WISHBONE ASH oder MOUNTAIN einst kreierten. Wobei ich ausdrücklich anfügen möchte, dass TANITH (sowie die anderen genannten Beispiele) keineswegs reines Worshipping betreiben, sondern vielmehr aus ihren Einflüssen etwas Eigenständiges schaffen. Da die Züge zwischen Hamburg und Kiel wieder halbwegs regelmäßig fahren sollen, wagen wir den Regio-Move. Und tatsächlich verlaufen sowohl Hin- als auch Rückfahrt reibungslos. Im Zug treffen wir auch gleich ‘ne gute Freundin, die aber zu THE DARKNESS in die Markthalle rollt.

 

TANITH

Pics: Kollego inkognito 

 

Pünktlich zum Support hängen unsere Jacken, Mützen und Rucksäcke an der Bambi-Garderobe. SILVERSHIPS heißen die Hamburger. Es handelt sich um eine frische Band, die gerade an ihren ersten Aufnahmen feilt. Das Trio zockt Psychedlic Rock. Sofort fällt das tighte Spiel des Schlagzeugers auf, der die Chose mit hartem Punch und ohne eine Miene zu verziehen nach vorne rockt. Aber was heißt „nach vorne“! Natürlich bauen SILVERSHIPS diverse Schlenker ein, was die Darbietung zu jedem Zeitpunkt interessant hält. Der Bassist zupft die Saiten mit den Fingern, während der Gitarrist und Sänger flirrende Licks und spacige Riffs spendiert. Auch der Gesang fügt sich mit einer gewissen Gelassenheit passend ins Gesamtbild. Ab und zu sind Stoner-Einflüsse bemerkbar, überhaupt muss man sagen, dass die Band sich nicht auf 60er-/70er Sounds reduzieren lässt. Damit passen sie wiederum zu TANITH und man darf gespannt auf die weitere Entwicklung von SILVERSHIPS sein. Nicht wenige hätten heute einen Tonträger am Merch abgeerntet, aber darauf müssen wir noch etwas warten.

 

TANITHTANITH

 

Natürlich denkt man immer, dass eine derart grandiose Band wie TANITH noch etwas mehr Zuschauer:innen verdient. Auf der anderen Seite hatte ich eher mit weniger Leuten gerechnet (Mittwoch, Konzertflut, diesdas), doch das Bambi füllt sich hinreichend, um einen beseelten Energieaustausch zu ermöglichen. TANITH beginnen bedächtig, ja geradezu behutsam. Bereits der Anblick der Instrumente ist toll: Die beiden Gibsons von Tippins und Dino Destroyer (auch: NATUR) rahmen den Fender Bass von Cindy Maynard ein, eine Linkshänder & eine Rechtshänder. Trotz gelegentlicher Feedbacks empfinde ich den Sound als nahezu perfekt. Die Gitarren werden mit wenig Distortion gepielt, was jedes Detail zur Geltung bringt. Mit zunehmender Spieldauer wird mir bewusst, dass der Klang etwas Fluides besitzt, er füllt den Raum mit einer greifbaren Präsenz. Als badete man in den Tönen, als tauche man in einen kristallklaren Bergsee! Die neue Scheibe heißt nicht ohne Grund „Voyage“. „We like to sing about wizards, owls and… tigers“, erklärt uns Russ Tippins. Sein Spiel muss ich gesondert erwähnen! Bei SATAN ist es in den letzten Jahren deutlich hervorgetreten, was für ein Genie der Mann ist. Für mich zählt er zu den besten Gitarristen überhaupt. Sobald seine Finger die Saiten berühren, noch bevor er wirklich ein Riff spielt, fasziniert allein sein Ton. Eine weitere wichtige Facette bei TANITH ist der Wechsel- und Doppelgesang von Maynard und Tippins, die ihre Gesangslinien mal parallel singen, um sich dann wieder abzuwechseln und die wahnsinnig gut miteinander harmonieren. Die Menge feiert Songs wie „Snow Tiger“, „Falling Wizard“ oder das abgepfiffen komponierte und im wahrsten Sinne des Wortes progressive „Wing Of The Owl (Galantia Pt. 3)“ mit TANITH-Sprechchören, entrücktem Tanz sowie fliegenden Haaren. „Hamburg, I love Markthalle, but the real metal maniacs are coming to Bambi Galore!”, analysiert Tippins korrekt. Dafür trotzen wir der Band dann auch eine Zugabe ab. Gänsehaut all over! AAA!

 

TANITH

 

Ich rate somit abschließend zum Besuch und Genuss eines TANITH-Konzertes. Nuff said!

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv