HELMET / 16.11.2023 - Hamburg, Logo

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Ich weiß noch, wie ich mir im Sommerurlaub ein Ticket für das gestrige Helmet-Konzert per Internet besorgte. Da schien es noch weit wech. Und gestern war es dann auf einmal soweit. De Tiet löpt! Dazwischen mehrere Monate und ein gehöriger Temperatursturz - kalt ist es auf einmal geworden.

Ehrlich gesagt hatte ich Helmet schon ewich nicht mehr gehört oder wahrgenommen. Das trifft wohl leider wahrscheinlich auf die meisten zu, die sie Anfang/Mitte der 90er entdeckten bzw. hörten. Das 1994er-Album „Betty“ ist in meinem Bekanntenkreis noch vielen ein Begriff (wobei witzigerweise einige dazu erwähnten, dass es doch das (neongrün-)gelbe Album sei).  Das folgende Album „Aftertaste“ haben dann nicht mehr ganz so viele mitgeschnitten. Dann kam eh eine längere Pause und nach der Wiederkehr in den 2000ern liefen sie dann fast gänzlich unterm Radar. Zumindest bei mir war es so, dass ich das irgendwie mitgekriegt hatte, dass es sie wieder gibt, aber es mir eher egal war.

 

HELMET

 

 

Wo war ich eigentlich stehen geblieben…? Ab zum Konzert… Pünktlich um 18 Uhr sollten gestern die Bahnstreiks beendet sein. Der Zug um 18.02 fiel dann aber doch aus. Glücklicherweise fuhr der nächste um 18.25 Uhr und tollerweise brachte dieser uns sogar wirklich zum HH-Dammtor. Beim Logo angekommen hatten wir auch (wie im Wolterschen Bericht) das Pech, das Ticket, das wir überhatten, nicht loszuwerden. Es war btw. ausverkauft (und wirklich rappelvoll). 

 

Eine Vorband gab es (gestern war es wirklich genau richtig) nicht. Das Ü50-Publikum musste nicht lange warten, gegen 20.15 Uhr betrat (das einzige Originalmitglied) Bandleader, Gitarrist und Sänger Page Hamilton (wie eh und je mit Longsleeve bekleidet) mitsamt seiner Mitmusiker die Bühne. Die Band begann fulminant mit dem Lied Milktoast (das Lied war auch auf dem Soundtrack eines meiner ewigen Lieblingsfilme „The Crow“ zu hören). Warum der Song auf dem Soundtrack so geschrieben wird und auf dem besagten „Betty“ Milquetoast, hab ich nie hinterfragt. Ist aber wirklich so. Die Audienz stieg sofort ein, insofern ein ein perfekter Einstieg. Das kann man eh attestieren: Band und Mastermind wussten, warum die Besucher kamen. Ich weiß nicht, wie viel vom neuen Album gespielt wurde, (Wie meine Mistreiter hatte ich im Vorfeld eher nur halbherzig reingehört, da bin ich jetzt ma ehrlich. Aber irgendwie fehlt da auch fast in der Gänze, was diese innovative Band ehemals ausmachte) - viel war es jedenfalls nicht. Auch wenn die Stimmung insgesamt während des ganzen Auftritts gut war, die Lieder von „Meantime“ oder „Betty“ wurden um einiges euphorischer aufgenommen. Da wurde fleißich gehüpft und auch Crowdsurfer gab es! Das Mikrofon war nebenbei zweigegabelt, ein Mikro für die cleanen Vocals, das andere für eine verzerrte Stimme. Man muss schon sagen, Zuhören ohne Kopfnicken fiel echt schwer. Unglaublich tight auf den Punkt gebracht schallten einem die repetitiv im dropped-D gespielten Stakkatoriffs entgegen, symbiotisch vereint durch unglaublich heavygen und druckvollen Bass- und Schlagzeugsound. Das war schon wirklich beeindruckend! Es wurde schnell klar, warum die aus NYC stammende Pionierkräfte des Noiserocks so große Fußstapfen in der Musikwelt hinterlassen und zahlreiche Nachahmer derart beeinflusst haben. Und Page Hamilton ist im übrigen auch schon über 60, das hat mich sehr erstaunt. Der Geist des Rock’n’ Roll hält fürwahr jung! In einer kurzen Zwischenphase zeigte er, wie gut er deutsch sprechen kann und dass er einige Schimpfphrasen (die er zum besten gab) kennt. Beim ortsansässigen Label (ear music) bedankte er sich zudem. Band- bzw. Genreklassiker wie „Unsung“, „Wilma’s Rainbow“ wurden gebührend abgefeiert.  Höhepunkt (nicht nur für mich) war dann (nach einer klitzekleinen Pause) im Zugabenblock nicht nur für mich „Just Another Victim“ (vom „Judgement Night Soundtrack“…fällt mir jetzt erst so richtich auf, dass Helmet dann auf zwei der supisten Soundtracks ever verewigt sind)! Natürlich ohne den Rappart (wir haben im Anschluss kurz diskutiert, das es witzig gewesen wäre, einen bekannten HH-HipHopper den Part als Gastfeature rappen zu lassen). Gefolgt von „In The Meantime“ entließ die Band uns dann in die saukalte Nacht nach ca. 100 Minuten 90er-Gitarren-Rock-Revival (ich nenne es jetzt einfach ma so). 

Und man mag es kaum glauben, aber der Zug kam pünktlich zuhause an (schon fast tragischkomisch, dass nach einer süffisanten Ansage des Schaffners, dass der Zug entgegen der Erwartung wirklich pünktlich ankomme, im Zug laut applaudiert wurde). Gutes Konzert!

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