SACRED REICH, DEATH ANGEL, ANGELUS APATRIDA / 14.11.2023 – Hamburg, Logo

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Ich liebe diese euphorisierenden Momente, wenn man plötzlich von einer Konzertankündigung liest, die sofort Bock auf ebendiese Veranstaltung im Hirn explodieren lässt! DEATH ANGEL und SACRED REICH an einem Abend, das ist doch einfach nur herrlich. Denn beide Bands liefern einfach immer, gleichzeitig waren sie noch nie zusammen auf Tour. Letzteres mutet fast merkwürdig an, sind beide doch seit den Achtzigern aktiv (SACRED REICH seit 1985, DEATH ANGEL sogar seit 1982, zugegebenermaßen jeweils mit einer mehrjährigen Pause) und schließlich im selben Genre unterwegs. Aber besser spät als nie, und nun ist es soweit, uns erwartet eine NIGHT OF THE LIVING THRASH, zu der mit ANGELUS APATRIDA eine vergleichsweise junge Formation dazustößt (sind schließlich erst im Jahr 2000 gegründet worden…).

 

SACRED REICH

Fotos von Evelyn Steinweg - https://www.facebook.com/evelyn.steinweg.photographie

 

Die Bahn spuckt mich pünktlich aus, dennoch muss ich mich sputen, denn um 19:00 Uhr soll die erste Band bereits beginnen und das Logo ist als recht pünktlich bekannt. Tatsächlich schaffe ich es, mich noch in die lange Schlange vor der Garderobe zu stellen, bevor ANGELUS APATRIDA beginnen. Im Gegensatz zu vielen anderen Klubs hat man im Logo von dieser Position eine gute Sicht auf die Bühne, sodass ich nichts verpasse. Ich sehe die Spanier zum dritten Mal nach 2015 (Marx) und 2016 (HOA) und bin überrascht, wie gut die Band sich weiterentwickelt hat. Das Songwriting ist abwechslungsreicher geworden, bei weiterhin hohem Aggrolevel gibt es Tempowechsel und mehr Melodien. Die Gitarren sägen schön, überhaupt ist der Sound richtig geil, was erfreulicherweise für den gesamten Abend gilt. ANGELUS APATRIDA spielen mit jedem Stück vor mehr Leuten, bis die Bude knüppelvoll ist (ausverkauft). Pulsierende SLAYER-Riffs erzeugen entsprechende Reaktionen, alle Fäuste sind oben, Sprechchöre ertönen und erste Moshpits werden eröffnet. Da das Schlagzeug noch vor das der beiden Headliner gestellt werden musste, steht die Band in einer Reihe nebeneinander auf der Bühne. Das stört weder Band noch Publikum, so dass ein intensiver Energieaustausch erfolgt. Super!   

 

ANGELUS APATRIDAANGELUS APATRIDA

 

Manche fragen, wer denn nun spiele. Mir wumpe, denn es kann ja nur geil werden. DEATH ANGEL sind es heute, offenbar wechseln sie mit SACRED REICH auf dieser Tour immer mal die Position. Schnell wird deutlich, dass die Bay Area Thrasher fest zubeißen und die Zähne bis zum Schluss auch nicht lockern werden. Tightness und Spielfreude sind häufig benutzte Wörter in Livereviews. Wer sie anwenden möchte, sollte vorher zu einem DEATH-ANGEL-Konzert gehen, denn hier werden beide zu 100% mit Leben gefüllt. Bei neun Studioalben ist es nicht so einfach, die perfekte Setlist zu erstellen. Ich finde es generell gut, dass DEATH ANGEL auf jeder Tour eine stark veränderte Setlist spielen, wobei diese in der Vergangenheit auch schon mal zu sehr auf neue Stücke fokussiert war. Heute treffen die Thrasher eine gelungene Balance und vor allem wählen sie bei den neuen Songs geschickt die Perlen heraus: „The Dream Calls For Blood“, „The Moth“ und „Thrown To The Wolves“ müssen sich keineswegs hinter den Klassikern verstecken, letzterer muss sogar als Fan-Favorit bezeichnet werden und steht zu Recht an letzter Stelle (der Mob singt hier sogar die Leadharmonien der Gitarre mit). Ansonsten volles Rohr mit „Voracious Souls“, „Seemingly Endless Time“, „3rd Floor“, „Disturbing The Peace“ und einem angespielten „The Ultra-Violence“. Jeder Musiker beeindruckt durch vollen Einsatz, sodass alle eine Erwähnung verdienen: Well done, Rob Cavestany, Mark Osegueda, Ted Aguilar, Damien Sisson und Will Carroll!

 

DEATH ANGELDEATH ANGEL

 

Nach einer derart energiegeladenen Attacke sähen die meisten Bands alt aus. Aber eben nicht alle, nicht SACRED REICH! Eigentlich gilt alles, was ich in Bezug auf DEATH ANGEL sagte, auch für SACRED REICH. Die Arizona-Thrasher legen im Vergleich zu sonst vielleicht noch eine Schippe Spielfreude mehr drauf und ballern einen Klassiker nach dem anderen. Wieder kommt es zu vehementen Moshpits, und von den Ventilatoren tropft das Kondenswasser. Mit „Divide & Conquer“, „Manifest Reality“ sowie „Salvation“ gibt es drei Stücke der gelungenen Comeback-Platte „Awakening“, ansonsten die größten Burner der Zeit von 1987 bis 1993 („Heal“ bleibt außen vor). Ich lege mich mal auf meine persönlichen drei größten Glücksmomente fest: „Ignorance“ (ballert herrlich), „Who’s To Blame“ (tollste Text/Melodie-Kombi) und „Death Squad“ (Riff-Massaker). Die positive Attitüde von Phil Rind nimmt mich auch wieder voll mit. Manchen mag das zu viel Gesabbel sein, ich finde es super, denn seine Botschaft ist so simpel wie wahr: Habt euch alle lieb, dann ist die Welt ein besserer Ort! One World, Diggi. Wird’s nie geben, aber alle Menschen hätten dazu die Fähigkeit. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass neben Wiley Arnett der junge Joey Radziwill die Gitarre bedient. Und was soll man über Dave McClain sagen? Ich genieße jeden Wirbel und jedes Break. Besondere Freunde: Auf dem HOA hatten sie es dieses Jahr nicht gespielt, heute ist es dabei: fuckin‘ „War Pigs“! Hier wird mitgeschmettert, bis die Stimmbänder knirschen, bevor bei „Surf Nicaragua“ nochmal der Pit aktiviert wird. Körper reiben sich aneinander, Gliedmaßen knacken, Bier und Schweißfontänen schießen anmutig gen Hallendecke. THRRRRRRRRRRRRRASH!

 

SACRED REICH

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