WACKEN OPEN AIR XXXII / 05.08.2023 – Wacken, Tag 4

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Philipp: Und schon beginnt der letzte Tag. Wir haben richtig Bock, stehen doch noch Live-Garanten wie JAG PANZER, BIOHAZARD, HEAVEN SGHALL BURN, POSSESSED und VOIVOD auf dem Billing. Andere Bands sieht man zum zweiten Mal und ist gespannt, ob sich der gute Ersteindruck bestätigt, z.B. bei BLACK MIRRORS oder NESTOR. In der Kategorie der bisher noch gar nicht gesehenen Bands befinden sich bei mir THE ANSWER, MARTY FRIEDMAN und THE NIGHT ETERNAL (bei letzteren bin ich sehr gespannt!). Spoiler: Mit BLITZKID wird sogar noch eine ungeplante Mitschnackband dazukommen.

Gleichzeitig diskutieren wir, wie die Zukunft von Open Air Festivals aussehen mag. Die Kraft der Klima-Bewegung scheint geringer zu werden, dem behäbigen deutschen Michel scheinen die bisherigen Maßnahmen schon „zu viel“ zu sein. Dabei werden diese langhin nicht ausreichen, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Die Kräfte des Kapitalismus bremsen alles aus. Fakt ist, dass es gerade auch in Norddeutschland in Zukunft mehr und heftiger regnen wird. Die Auflagen werden immer strenger. Lässt sich ein Riesenevent wie Wacken in zehn oder zwanzig Jahren überhaupt noch durchführen? Naja, heute sind wir hier und es wird gebangt und gefeiert. Wacköööön!

 

BIOHAZARD

Fotos von Strecker und Roman.  

 

BLACK MIRRORS

 

Ernte23Wacken 2023

 

Philipp: auf dem Weg zu BLACK MIRRORS betreiben wir ein wenig Plattenernte und schließen die Scheiben in einem Schließfach auf dem Weg ein. Praktisch! Die Dinger besitzen übrigens sogar Steckdosen für Schmartfon-Menschen.

Verrückterweise ist es schon über sieben Jahre her, dass ich BLACK MIRRORS zum ersten Mal sah (mit HORISONT im Logo). Damals war ich spontan angetan von der Hippiepower der Band und der genialen Stimme von Marcella Di Troia. Die Qualitäten haben sich die Belgier:innen erhalten, wenn nicht gar ausgebaut. Viele Leute verbinden den Begriff Blues mit etwas Altbackenem. Die sollten sich mal BLACK MIRRORS ansehen und erleben, wie energiegeladen bluesgetränkte Mucke ausfallen kann. Mittlerweile hat die Band zwei weitere Scheiben draußen, deren Songs mit liebevoll ausgearbeiteten Nuancen und mitreißenden Gesangslinien überzeugen. Der Auftritt ist ein einziger Genuss, die Platten müssen unbedingt auf meine mentale Ernteliste!

 

BLACK MIRRORSBLACK MIRRORS

 

Strecker: Das Weg-Bier läuft schon erstaunlich gut runter und reicht nicht bis zum Eingang, so dass noch schnell ein weiteres Getränk organisiert werden muss.  BLACK MIRRORS hatte ich bisher nur bei dem Konzert im Logo vor 7 Jahren gesehen und die Band seitdem unverständlicherweise aus den Augen verloren. Ich hatte die Band etwas punkiger in Erinnerung und meine auch, dass im Logo „Kick Out The Jams“ von MC 5 gespielt wurde. Mittlerweile ist die Musik etwas ruhiger und mystischer geworden, was meiner Meinung nach sehr gut zu der Stimme und Ausstrahlung von Frontfrau Marcella Di Troia passt. Trotz der frühen Spielzeit ist der Platz vor der Bühne gut gefüllt, was sich im Verlauf des Konzerts auch noch steigert und es gibt viel Applaus. Ich denke mal, nicht nur Kollege Philipp wird seine Plattensammlung um BLACK MIRRORS Tonträger ergänzen. 

 

BLACK MIRRORSBLACK MIRRORS

 

Stefan: Der letzte Tag des diesjährigen Wacken beginnt entspannt mit BLACK MIRRORS. Vor Jahren habe ich die mal im Logo gesehen und war durchaus angetan. Ein bißchen Bluesrock, ein bißchen Garagerock und eine Sängerin, die beizeiten etwas von Janis Joplin hat. Erneut ein überzeugender Auftritt. Irgendwann muss ich mich auch mal den Alben widmen...

 

 

MARTY FRIEDMAN

 

MARTY FRIEDMANMARTY FRIEDMAN

 

Philipp: Dieser Auftritt gehört zu den positiven Überraschungen des diesjährigen W:O:A! Dass der Friedman ein herausragender Gitarrist ist, war klar, aber selten können Gitarrist:innen oder überhaupt Musiker:innen nach dem Ausstieg aus einer bekannten Band eine zweite erfolgreiche Karriere starten. Marty Friedman ist sowieso ein Sonderfall, ist der Kerl doch nach Japan gezogen und trifft dort mit seiner Musik offenbar einen Nerv. Heute präsentiert er sein Soloprojekt zum ersten Mal in Deutschland. Und was soll man sagen? Die Band macht nicht den Fehler, ausschließlich auf Spieltechnik zu setzen, sondern unterhält mit einer schwungvollen Show. Der Drummer ist auch ein US-Amerikaner, Bassistin und zweiten Gitarristen lese ich als japanisch. Es gibt meist einen straighten Beat, in den gekonnt Schweinereien eingebaut werden, ohne den Fluss zu stören, darüber tolle Gitarrenmelodien und eine Wahnsinnsbassarbeit. Die Spielfreude ist jederzeit spürbar, sodass alle Anwesenden bald klatschen und/oder bangen. Die Vermischung von (für uns) traditionell klingender Melodieführung und asiatischen Elementen funktioniert voll gut und erzeugt bei mir schon fast eine Art Fernweh. Gern wieder!

 

MARTY FRIEDMANMARTY FRIEDMAN

 

Strecker: Ich kenne Marty Friedmann noch aus der Zeit vor MEGADEATH, als er Platten bei Shrapnel Records veröffentlicht hat und wie alle anderen Gitarristen auf dem Label auch, als neuer Gitarrengott galt. Damals klangen die Gitarristen und Songs fast gleich und waren eine einzige Aneinanderreihung von Technikübungen für Gitarristen. Damals fand ich das richtig gut. Mittlerweile nicht mehr und so habe ich mir die Solo-Sachen von Marty Friedmann aus seiner Zeit nach MEGADEATH nie angehört. Mit entsprechend wenig Erwartungen gehe ich zu dem Konzert und werde sehr positiv überrascht. Die Musiker präsentieren sich als Band und nicht als Ansammlung von Einzelkönnern. Die Songs sind – natürlich auf technisch extrem hohen Niveau – mitreißend, haben Spannungsbögen und tolle Melodien, die für europäische Ohren exotisch, neu und aufregend klangen. So mag ich Instrumentalmusik. Sehr schönes Konzert, gucke ich mir gerne wieder an.

 

MARTY FRIEDMANMARTY FRIEDMAN

 

Stefan: Das MARTY FRIEDMAN nach Japan umgesiedelt ist, ist mir auch komplett entgangen. Komplett aus den Augen verloren nach seinem Aus bei Megadeth. Der gestrige Gastauftritt bei eben diesen hat aber Bock auf mehr gemacht und so schauen wir heute mal rein. Normalerweise überkommt mich bei reinen Instrumentalsets irgendwann eine gewisse Müdigkeit, aber Marty und seine wohl zu 50% aus Japan kommende Band unterhalten mit einer abwechslungsreichen Show. Gefrickelt wird nur dezent. Die Melodien stehen im Vordergrund und asiatische Einflüsse sind immer wieder hörbar. Sehr überzeugend.

 

 

JAG PANZER

 

JAG PANZERJAG PANZER

 

Philipp: JAG PANZER zählen zu meinen absoluten Lieblingsbands, von daher ist es super, dass wir sie nach dem H:O:A-Auftritt letztes Wochenende heute gleich wieder sehen können. Besagter Gig war gleich der Tourauftakt, was man daran merkte, dass noch nicht alles flutschte. Heute rollt die Maschine besser geölt über den Acker. Leider aber fällt die Spielzeit deutlich kürzer aus – es werden echt nur neun Songs gespielt. Da ist man von den Headlinershows auf Festivals wie KEEP IT TRUE verwöhnt, wo JAG PANZER locker zwei Stunden Dauerfeuer geben. Dennoch zählt der Auftritt zu den Wacken-Highlights, schließlich muss Harry Conklin als einer der besten (Metal-)Sänger überhaupt bezeichnet werden. Plus: Diese Hymnen! „Chain Of Command“, „Black“, „Iron Eagle“, „Take To The Sky“ und „Generally Hostile“ sind immerhin dabei, dazu gleich vier Stücke der starken neuen LP “The Hallowed” (Favorit: “Stronger Than You Know”). Ein Extralob vergebe ich für den superben Sound, der diese Show noch zusätzlich herausragen lässt.

 

JAG PANZERJAG PANZER

 

Strecker: Mit JAG PANZER steht nun eine Band auf der Bühne, die für mich zu den unterbewertetsten Bands überhaupt gehört. Auch dieser Auftritt liefert keine Erklärung, warum das so ist. Eingängige Songs, fulminante Show und Musiker, die wissen, wie die Saiten zu bewegen sind - das sollte doch reichen, um auf einem Festival wie Wacken auf einer der Hauptbühnen zu spielen. Auf dem Hauptgelände bin ich übrigens den kompletten Samstag nicht. Dies nur nebenbei. Selbst der Platz vor der Headbangers Stage ist eher überschaubar besucht. Die Sonne scheint, es spielt eine großartige Heavy Metal Band auf einem Heavy Metal Festival und kaum einen interessiert es. Für mich unverständlich. Trotzdem ein tolles Konzert.

 

JAG PANZERJAG PANZER

 

Stefan: Nach einer Woche Pause gibt es erneut JAG PANZER zu sehen. Irgendwie scheinen sie heute mehr im Fluss zu sein. Ein paar mehr Gigs haben ihnen, die nicht so regelmäßig live spielen, offensichtlich gut getan. Dafür ist es heute eher kurz und knackig. Einen Sänger wie Harry Conklin zu hören, ist aber jedes Mal eine Freude. Für mich immer wieder unverständlich, dass eine solche Band immer nur vor ein paar hundert Leuten spielt und andererseits die Scharen zu Sabaton, Powerwolf und Co. pilgern.

 

 

BIOHAZARD

 

BIOHAZARDBIOHAZARD

 

Philipp: Die Wendung „das ist eine richtige Liveband“ wird inflationär genutzt, manchmal natürlich zu Recht. Auf BIOHAZARD trifft sie meiner Ansicht nach gut zu. Auf Platte habe ich mir die Band ewig nicht angehört, ich besitze auch nur den Klassiker „Urban Discipline“. Aber live haben die Hunde immer Spaß gemacht. Und nun sind sie auch noch in ihrer klassischen Besetzung zurück, also Billy Graziadei (v, g), Danny Schuler (d), Bobby Hambel (g) und Evan Seinfeld (v, b). Verlernt haben die vier Crossover-Prototypen nichts, von weitem sehen sie auch genauso aus wie früher. Die beachtlichen Massen vor der Bühne kommen schnell in Fahrt und hüpfen wie damals auf dem Dynamo auf und ab, als „Urban Discipline“, „Down For Life“, „What Makes Us Tick“, „Wrong Side Of The Tracks“ oder natürlich „Punishment“ erklingen. Ich kann erschreckenderweise wirklich jeden Text mitsingen. Immer noch im Set: das BAD-RELIGION-Cover „We’re Only Gonna Die“. Wir treffen Bocky, der das Ganze ebenfalls mit einem fetten Retro-Grinsen verfolgt. 

 

Strecker: Bei einem BIOHAZARD Konzert im Jahr 2023 werden natürlich Erinnerungen längst vergangene Zeiten wach. Songs wie „Tales From The Hard Side“ oder „Shades Of Grey“ unterstützen dies natürlich noch und kurzzeitig fühle ich mich 30 Jahre jünger. Der Band scheint es ähnlich zu gehen, springen doch alle Musiker wild über die Bühne und genießen es merklich, mal wieder vor einem großen Publikum zu spielen. Nach einer knappen Stunde ist der Spaß viel zu schnell vorbei. Schön war es, zumindest in Gedanken noch mal 20 zu sein.

 

BIOHAZARDBIOHAZARD

 

Stefan: Die „State of the world address” lief Mitte der Neunziger tatsächlich ziemlich regelmäßig bei mir, aber dann war auch irgendwann komplett Schluss bei mir mit BIOHAZARD. Die Gelegenheit diese nochmal im Original Line-up zu sehen, muss ich dann aber doch wahrnehmen. So denken offensichtlich viele, denn es ist ziemlich voll vor der Louder. Es klingt, als wären sie nie weg gewesen und so kommt trotz der schwierigen Bodenverhältnisse ordentlich Bewegung in die Massen. „Tales from the hard side”, “Shades of grey”, “Love denied” etc. sind noch erstaunlich gut in meiner DNA. Einer dieser Auftritte, wo ich mich mal wieder 20 bis 30 Jahre jünger fühlen darf. Geil!

 

 

THE ANSWER

 

THE ANSWERTHE ANSWER

 

Philipp: Und noch ein Erstkontakt für mich auf dem diesjährigen Wacken! Von THE ANSWER hatte ich bisher nur hier und da den Namen gelesen. Ich bin sofort angetan, denn bluesbeeinflusster Hardrock ist seit den frühen Achtzigern und WHITESNAKE voll mein Ding. Der Sänger besitzt eine hervorragende Stimme, dazu kommt er charismatisch rüber und schlängelt mit Hut und Sakko über die Bühne. „Der heißt Cormac Neeson“, brüllt mir eine Besucherin ins Ohr, was ich ohne Recherche so weitergebe. Einige Stücke werden durch Mundharmonika-Einsätze veredelt. Mit Songtiteln kann ich jetzt nicht dienen, aber hier sollte wohl zur Ernte geschritten werden.

 

Strecker: Es ist der letzte Festivaltag und ohne Pause haben wir bereits 4 großartige Konzerte gesehen und dementsprechend platt bin ich. THE ANSWER müssen trotzdem noch sein. Bluesrock ist für mich die perfekte Musik, um in der Sonne zu sein und Bier zu trinken und genau das gibt es jetzt. Die Musik der Nordiren ist entspannt und trotzdem druckvoll und der Spaß, den die Musiker auf der Bühne haben, überträgt sich schnell auf die Zuhörerschaft. Schönes Konzert. Nun ist es aber Zeit für eine Pause. 

Der Sänger  heißt wirklich Cormac Neeson – ich habe recherchiert -:) 

 

THE ANSWERTHE ANSWER

 

Stefan: Vor 10 oder 12 Jahren war ich mal deutlich tiefer drin im Thema THE ANSWER und besitze auch 3 Scheiben aus der Zeit, aber irgendwie hab ich mal den Anschluss verpasst. Und jetzt sehe ich sie innerhalb kurzer Zeit nach dem Auftritt bei der KiWo schon wieder und muss feststellen, dass der bluesgetränkte Hardrock verdammt Spaß macht. Klasse charismatischer Sänger und richtig gute Songs. Starker Auftritt! Keine Ahnung, was mit mir die Jahre los war, aber ich hab was nachzuholen!

 

 

NESTOR

 

NESTORSchuhgrab

 

Philipp: Boah, schwierig: POSSESSED oder NESTOR? Ich entscheide mich für letztere, einfach weil ich sie bisher erst einmal gesehen habe und sie mich dabei total begeistert haben. Auch in Wacken räumen NESTOR vollständig ab und dürften wohl in zwei Jahren auf einer der Hauptbühnen zu bewundern sein. Ein Kollege neben mir urteilt: „Wie STEEL PANTHER, nur musikalisch besser und ohne die dummen Texte/Ansagen!“ Also gar nicht wie STEEL PANTHER. Der kurzweilige Auftritt umfasst ausnahmslos AOR-Perlen des Plüschs: „Kids In A Ghost Town“, „Perfect Ten (Eyes Like Demi Moore)“, „Tomorrow“ (mit Gastsängerin Lollo Gardtman) und „1989“ lauten meine Favoriten. Optik und Ansagen passen auch zum fröhlichen Charakter der Darbietung, welche auch noch bei bestem Wetter stattfindet.

 

NESTORNESTOR

 

Strecker: Ursprünglich hatte ich vor nach THE ANSWER ins Dorf zu gehen, um mir dort das Konzert von Ozzyfied im Landgasthof anzusehen. Sind es die verschlammten Wege, meine Faulheit oder Gruppenzwang – man weiß es nicht. Ich lande bei NESTOR und finde wieder, dass die Band wie POISON  auf Wish bestellt wirkt. Ich muss auch nicht alles mögen.

 

NESTOR

 

Stefan: Allzu erst sollte man NESTOR nicht nehmen, aber bei allem augenzwinkerten Humor, geht oftmals unter, dass diese Band verdammt gute Songs schreibt. Wäre ihr Album tatsächlich 1989 erschienen, wie die fiktive Geschichte der Band es gern hätte, hätte es sich wahrscheinlich millionenfach verkauft. Stücke wie bspw. „Perfect Ten (Eyes Like Demi Moore)“ oder auch „1989“ bleiben sofort im Ohr hängen und sind AOR-Perlen. Aus dem Grinsen kam ich in den knapp 45 min kaum raus. Für mich tatsächlich eines der diesjährigen Highlights.

 

 

THE NIGHT ETERNAL

 

THE NIGHT ETERNALTHE NIGHT ETERNAL

 

Philipp: Leider erwischen THE NIGHT ETERNAL als einzige Band, die ich dieses Jahr auf dem W:O:A sehe, nur einen suboptimalen Sound. Die Gitarren klingen etwas zu verwaschen. Der Enthusiasmus der Band macht das aber wieder wett. Was haben die Jungs aber auch seit der ersten EP 2019 über „Moonlit Cross“ (2021) bis hin zu „Fatale“ (2023) für eine Entwicklung durchlaufen! Die Basis bleibt Heavy Metal, der auf dem Keep It True bestehen kann, gleichzeitig ziehen die melancholisch-wavigen Einflüsse die Besucher:innen in den Bann. Da darf man durchaus an UNTO OTHERS denken, obwohl THE NIGHT ETERNAL insgesamt heavier klingen. Ich konnte die Band bisher noch nicht live sehen und bekomme, bis auf die Abstriche beim Sound, was ich erhofft hatte. Ich glaube, da geht auch noch einiges in Sachen Popularität, let’s wait and see.

 

THE NIGHT ETERNALTHE NIGHT ETERNAL

 

Strecker: THE NIGHT ETERNAL spielen klassischen Heavy Metal, der seine Einflüsse klar in den 80iger Jahren hat. Die Band hat aber auch danach weiter Musik gehört und so tauchen gelegentlich moderne Elemente  in den Songs auf. Gefällt mir gut. Die Musiker sind engagiert und haben richtig Spaß bei dem Konzert. Die vielen anwesenden Zuhörer auch. 

 

THE NIGHT ETERNAL

 

Stefan: THE NIGHT ETERNAL sehe ich nach dem letztjährigen Ruhrpott Metal Meeting schon zum 2. Mal und leider ist erneut der Sound nicht so dolle. Die Feinheiten der Gitarren gehen leider etwas unter. Vor allem der Einsatz von Sänger Ricardo macht diesen Makel aber fast wieder weg und so ist es trotzdem ein gelungener Auftritt. Wer den Sound von In Solitude oder Unto Others mag, sollte dieser Band mal eine Chance geben.

 

HEAVEN SHALL BURN

 

HEAVEN SHALL BURN

 

Philipp: Hach, wieder so schwer: VOIVOD oder HEAVEN SHALL BURN? Eigentlich höre ich VOIVOD natürlich lieber, aber die habe ich nun auch gerade dreimal in kurzer Abfolge gesehen und HSB länger nicht. Und so ein HSB-Wacken-Auftritt ist nun mal ein ziemliches Spektakel, außerdem kommt danach die Ankündigung für nächstes Jahr… Ich soll den Move tatsächlich nicht bereuen, denn was HEAVEN SHALL BURN in der Folge abziehen, schafft diverse Gänsehaut-Momente. Hätte jemand es überhaupt für möglich gehalten, dass unter den Matschverhältnissen ein Riesen-Circle-Pit entsteht? Doch genau das passiert - mit unbeschreiblichen Szenen. Ich wetze sogar mit, weil ich in einen Rausch gerate, doch allein das Betrachten der wetzenden Massen ist ein einzigartiger Anblick. Dazu diese megasympathischen Ansagen! Marcus Bischoff weist darauf hin, dass HSB eine Hobbyband sei, die sich von Wacken zu Wacken auf eine größere Bühne „hochgeschlafen“ habe. Und er verdeutlicht, dass die Motivation der Band von Anfang an darin gelegen habe, sich gegen Hass und Populismus zu wenden („Hört nicht auf Arschlöcher wie Friedrich Merz!“). Danke für diese deutlichen Worte, die nicht selbstverständlich für eine Wacken-Hauptbühne sind!

Die Ankündigung fürs nächste Jahr ist eine Show für sich. Schon krass, was hier mittlerweile aufgefahren wird. Video-Leinwände, Darsteller in Fantasy-Kostümen auf beiden Bühnen und ein riesiger Drache aus Drohnen über dem Infield. Dazu schon Namen wie SCORPIONS, BRUTUS, BLUES PILLS, über die ich mich freue. 

 

 

VOIVOD

 

VOIVODVOIVOD

 

Strecker: Wie schon beim Rock Hard Festival und eigentlich immer sind VOIVOD wieder überragend. Es ist wieder schön zu sehen, wie enthusiastisch die 4 Musiker agieren und es schaffen, dass die teilweise 40 Jahre alten Songs nach wie vor frisch klingen und es auch den Musikern nicht langweilig wird, die Songs zu spielen. Gleich mit dem Opener „Killing Technology“ hat die Band das Publikum auf ihrer Seite und es gibt immer wieder VOIVOD Sprechchöre. Dies ändert sich auch bis zum abschließenden „VoiVod“ nicht. Die Spielzeit hätte gern mehr als 60 Minuten sein dürfen. Das nächste Konzert kommt bestimmt.

VOIVOD haben einen Live-Mitschnitt ihres Songs "Rise" vom diesjährigen WACKEN-Festival veröffentlicht, den man hier sehen kann

https://www.youtube.com/watch?v=ue5vkaoIqFU

 

Stefan: Meine Fresse sind VOIVOD derzeitig gut! Nach dem Triumphzug beim Rock Hard Festival an Pfingsten räumen sie auch heute vor einer leider überschaubaren Menge gewaltig ab. „Killing Technology“ ist schon mal eine Ansage als Opener. Die folgende Setlist setzt sich größtenteils aus dem aktuellen Album von Neueinspielungen älterer Stücken names „Morgöth Tales“ zusammen. Normalerweise sind solche Alben nicht zwingend notwendig, aber hier klingt alles unglaublich frisch und fast neu. Sänger Snake ist ähnlich wie Barney von Napalm Death seine ganz eigene Marke. Der ganzen Band ist die derzeitige Spielfreude in jeder Sekunde anzumerken. Highlights für mich u.a.  „Trashing Rage“, „Fix my heart“ und natürlich das abschließende „Voivod“.

 

BLITZKID

 

BLITZKID

 

Philipp: Ich bin rechtschaffen im Arsch, aber Roman schafft es, uns dazu zu animieren, noch BLITZKID auf der Wasteland Stage zu gucken. Wieder ein Erstkontakt für mich. Der Besuch lohnt sich, das Trio bietet coolen Horrorpunk, der mit Punch vorgetragen wird. Die Combo lässt sich nicht davon bremsen, dass ihr Gitarrist/Sänger TB Monstrosity aufgrund einer Verletzung im Sitzen zocken muss. Mir gefällt vor allem der zweistimmige, zum Teil leicht nasale und höchst melodische Gesang. Leider beginnt es, wieder zu regnen, aber wir ziehen uns die Regencapes über und harren aus. Das wird mit einer überraschenden Covernummer belohnt, nämlich „Necropolis“ von MANILLA ROAD. Gute Band, die ich auf dem Schirm behalten werde.

 

Stefan: Ich stimme mit Philipp überein, daß BLITZKID ein guter Tipp von Roman sind. Nie von denen gehört, aber der Misfits-artige Horrorpunk macht auch bei Regen und Ganzkörperschmerzen Spaß. Der Sänger/Gitarrist muss aus gesundheitlichen Gründen im Sitzen zocken, der Bassist versucht dies allerdings durch große Aktivität auszugleichen. Trotzdem sitzen die Harmoniegesänge und BLITZKID sind ein schmissiger Abschluss des diesjährigen Wacken.

 

 

FAZIT

 

Wacken 2023

 

Strecker: Ich bin durch. Es regnet wieder und die Füße und Beine schmerzen. BLITZKID sehe ich daher nur noch im vorbeigehen. Zeit für mich in den Schlafsack zu gehen und zu hoffen, dass wir irgendwie vom Acker auf eine befestigte Straße kommen. Das hat gut geklappt und wir haben eine gute Stunde zurück gebraucht. Geht doch.

Alles in allem war es mal ein etwas anderes Festival und es gab viele unvergessliche Eindrücke. Ich denke, Veranstalter, Helfer, Ordnungsamt und Anwohner haben Hand in Hand gearbeitet und waren bemüht, dass das Festival überhaupt stattfinden kann. Großes Lob und großen Dank dafür. Es war natürlich eine Ausnahmesituation und mit so einem Wetter hat wahrscheinlich niemand gerechnet. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn es mehr und genauere Informationen gegeben hätte. Es muss doch möglich sein, dass auf den Leinwänden nicht nur Werbung läuft, sondern z.B auch mal die aktualisierte Running Order gezeigt wird und es Informationen zur Abreise gibt.

Warten wir mal ab welchen Einfluss das Wetter 2024 auf das Festival nimmt.

 

Philipp: Letztlich ist es erstaunlich, dass das Festival nahezu wie geplant durchgezogen werden konnte. Respekt vor dieser organisatorischen Leistung! Für mich waren viele Gründe erfüllt, warum ich auf ein Festival gehe: Bei der Größenordnung dürfen ein paar „Big Guns“ dabei sein, hier für mich weit vorne IRON MAIDEN, BIOHAZARD, MEGADETH, HELLOWEEN, KREATOR und URIAH HEEP. Dann sind für ein paar geile Newcomer unerlässlich (KNIFE, BÜTCHER, SCHIZOPHRENIA, MORAST…), gemixt mit alten (Underground)helden wie JAG PANZER, PENTAGRAM, EVILDEAD, DEPRESSIVE AGE oder BLOODBATH. Und optimal finde ich es, wenn ich obendruff noch Bands zum ersten Mal live sehe (THE NIGHT ETERNAL, VIXEN, THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY, MARTY FRIEDMAN solo) oder gar neu entdecke (THE ANSWER, GET THE SHOT, WARDRUNA und BLITZKID). War alles gegeben, stabile Bilanz!

 

Stefan: Trotz der widrigen Umstände ein klasse Festival! Die, die dort waren, hatte wohl in der Mehrheit ihren Spaß denke ich. Es gab keine unangenehmen Vorkommnisse. Einzig die Informationspolitik der Veranstalter war nicht so prall, speziell am Mittwoch. Wenn überall Videoleinwände und Lautsprecher sind, kann das Publikum auch gerne mal über Zeitverzögerungen und Verlegungen von Bands zwischen den Bühnen informiert werden. Alles über die App laufen zu lassen, ist für mich nicht ausreichend. Wann und wo bspw. Holy Moses am Mittwoch letztendlich spielen sollten, war nicht wirklich klar. Einiges war aufgrund des Wetters eben zu Beginn des Festivals unklar und spontan. Das sollte ein Veranstalter besser rüberbringen vor Ort bei den Möglichkeiten.

 

Wacken 2023

 

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