SATAN'S WIFE, 04.05.2007, Kiel, Iltishalle

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1992 – ein Jahr der Trauer. Nach dem Ableben von Maler Francis Bacon und Schauspieler Benny Hill gaben auch SATAN’S WIFE Ende April ihre Auflösung bekannt. Für mich damals schwer pubertierenden Metalfan war das schon ein harter Schlag, wobei mir die Malerei eher nebensächlich erschien. Aber nun, 15 Jahre später sollten sie den weiten Weg aus Gaarden, New Jersey (USofAaargh) nach Kiel finden.

HARD AS MEN

Umso treffender ist der Veranstaltungsort, der im Rahmen der Polecat Party aus dem Boden gestampft wurde: die Iltishalle. Respekt und dank an die Veranstalter: Es war der Wahnsinn! Das ganze Ding war gerammelt voll und ich konnte dank meiner Presseakkreditierung schnell reinschlüpfen und vor der Show noch einige Worte mit den beiden Masterminds der Band, Dr. Love und Boris Butt, wechseln. Die Anspannung war bei ihnen zu spüren und sowohl die Nebenmaschinen als auch die Haarspraydosen pfiffen alles aus ihren Düsen.

Der Bühnenaufbau war der Hammer. Von solchen Boxentürmen träumen sogar Manowar noch. Auch wenn das bandeigene Backdrop wohl immer noch beim Zoll kontrolliert wird, wurde kulanter Weise das immense Namensschild von KREATOR hängengelassen. Das nenn’ ich mal Support – so oder so!

Apropos, das einzig Nachteilige am Bühnenaufbau war die Tatsache, dass Drummer Dick Stikk mit seinen Kesseln in der Undurchsichtigkeit der Riesenbühne verschwand, ebenso wie Basser Jonathan Striker, der die letzten Jahre im Alkoholloch verschwand, und Keyboarder Jurgen Muller, der später für den Taschen-Verlag Filmkritiken verfasste.

Die Meute wurde vorm Einlass immer drängeliger und quengeliger, bis man dann kurz vor dem Startschuss nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sah, so viel Nebel war das.

Dennoch blieben die schillernden Frontmänner von SATAN’S WIFE stets sichtbar und ließen sich auch nicht lange bitten. Von der ersten Ansage an brannten sie sogleich ein atemberaubendes Feuerwerk ab. „WHEELS OF HELL“ wurde abgefeiert, der Mob kochte und SATAN’S WIFE zu hoffen sich von ihrer besten Seite. Der mehrstimmige Falsettgesang und diese gnadenlos göttliche Gitarrenarbeit garantieren ganz große Gefallensbekundungen. Die Meute war heiß, die „BODY ELECTRICITY“ übertrug sich sofort auf alle Anwesenden. Da mittlerweile für genug Transpiration in Umlauf war, wurden auch schnell die hintersten Reihen mit dem Ghettotech-Glammetal infiziert! And the crowd wants more!

Fulminante Hits wurden so präsentiert, wie ich es mir immer erträumt habe. Ich bin immer noch sprachlos, ob der Bühnenpräsenz, die sich mir in die Netzhaut gebrannt hat. Großartiges Element bleibt immer noch der nebelfressende Boris Butt, der sich den Nebel direkt in die Visage sprühen ließ, um die Meute dann zusammen mit seinem fischigen Atem zu beräuchern.

 Beim etwas in die Jahre gekommenen Boris Butt, übrigens dem Erfinder der legendären »PINK VIRUS«, wölbte sich unter selbiger Gitarre die Plauze in bester Waschtrommelmanier hervor. Da freut sich das Auge. Aber auch Doctor Love verteilte bei jeder sich bietenden Gelegenheit Haarspray auf seinem Haupt. Auch die knappe Spandexbüxe mit Tendenz zum Modell „Tausendsassa“ kann und darf nicht verschwiegen werden. Unglaublich. Und unglaublich unansehnlich. Dennoch mit einer hammerartigen Faszinationskraft, wo die Blicke einfach nicht woanders hinschweifen dürfen. Also auf die beiden, nicht nur auf die Büx jetzt.

Und alle waren da, es war einfach herrlich. Von G.B. Glace, schon als Steppke bekennender Judas Priest Fan, bis hin zu jüngeren Semestern mit bunt gestrickten Topflappen auf dem Hirnsims. Beim Punkurgestein Kalle S. konnte ich sogar erhöhten Wasserstand in den Augenhöhlen diagnostizieren, als das letzte Lied vorbei war.

Doch SATAN’S WIFE konnte die Meute nicht ohne ihren Smasher „Daisy Bell“ ziehen lassen. Gänsehautfeeling, da wirklich jeder im Saal mitschmetterte! Hier zeigten sie wirklich noch mal ihr ganzes Können, besonders Boris Butts Virtuosität an der Klampfe ist bis heute unerreicht. Wie Blitze zuckten seine Griffel über die Saiten, bis er schließlich zum großen Finale seine Zunge rausholte und dem Solo seinem verdienten Ende entgegenbrachte.

 

Gute Konzerte gehen immer schnell vorüber, so auch dieses. Mir wurde später berichtet, dass sich Dr. Love und Boris Butt beim Crowdsurfen zum Bierstand haben weiter abfeiern lassen und dass die Lobeshymnen kein Ende fanden. Und auch die Tatsache, dass viele Zuspätkommer oder Birnos ohne Ticket enttäuscht und traurig vor der Halle vegetierten, ist ein Indiz, wie nachhaltig diese Band funktioniert.

Abschließend bleibt nur auf eine Wiederkehr zu hoffen – und am Besten mit der Kieler Glanzformation von Mirror! Gelungener Abend, geile Scheiße und gerüchteweise werden in nächster Zeit verloren geglaubte Aufnahmen restauriert und remastert.

 

http://www.myspace.com/666satanswife666 

Kommentare   

0 #3 Hans 2007-05-12 16:51
Yeah! Ich bin für die Kombi SATAN'S WIFE & SCHLOIDERGANG! Zwei Legenden auf einer Bühne!
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0 #2 Herbert Hackepeter 2007-05-12 16:51
Gerade dich hab ich in vorderster Front vermisst! Wo das doch genau deine Musik ist!
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0 #1 Philipp Wolter 2007-05-12 16:51
Großartig! Nächstes Mal werde ich mich untertänigst vor der Bühne in den Dreck knien und des Satans Braut um Vergebung für mein Nichterscheinen bitten...
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