FORCE ATTACK XI / 27.07.07. – Behnkenhagen bei Rostock, Tag 1

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In einem Kommentar zum diesjährigen Rd-Rock-Bericht wurden die BesucherInnen des Force Attacks als „alljährliche Spackenparade“ bezeichnet. Ganz Unrecht hat der Kommentator da nicht: Neben vielen lustigen, offenen, kreativen, wilden und einfach netten Leuten liefen da wirklich auch aggressive, zerstörungswütige, übergriffige, hohle etc. Nasen rum. Am Montagmorgen wurden Dutzende von Zelten verbrannt, schwarzer Rauch in die Landschaft gepustet, Gaskartuschen in die Feuer geschmissen (und die daraus resultierenden Explosionen zogen zahlreiche Sanitätereinsätze mit sich). Armselig…

 

Wir waren bereits am Donnerstag gestartet und hatten zunächst einen unglücklichen Start erwischt. Staus hier und dort, zermürbende Warterei vorm Gelände, welches schon sehr voll war, und ein heftiger Regen, der unseren etwas ungeschickt ausgewählten Zeltplatz in eine Schlammgrube verwandelte (das erste, was ich morgens hörte, war der Kommentar von ein paar vorbeiziehenden Punks: „Welcher Asi stellt denn hier bloß sein Zelt auf, ey?“). Aber nachdem wir kurzerhand umzogen waren, war nicht nur das Wetter klasse, sondern auch die allgemeine Stimmung.

 

So wurde in einem Anfall von Gier nach Musik gleich die erste Band verhaftet. OXO 86 hießen die, wurden nach einem ganz guten ersten Song schnell langweilig durch Ska-lastiges Getröte. 

 

Bei HAUSVABOT gab es kaum noch ein Hineinkommen ins Zelt, aber mittels einer fix initiierten Polonaise schlängelten wir uns glatt bis vor die Bühne. Da ging krass Pogo ab, sodass mein Bierbecher binnen Sekunden plattgedrückt wurde. HAUSVABOT hab ich noch vom Höhnie-Open-Air vor ein paar Jahren als supernette Gesprächspartner in Erinnerung. Auch auffe Bühne kamen die sympathisch rüber und spielten nicht nur klasse Knochenpogo-Punk, sondern brachten auch ganz geile Ansagen („dieses Wochenende ordentlich feiern, aber nächste Woche nicht vergessen, wieder den Kopp einzuschalten“).

 

 

Fand ich COR auf dem Wilwarin schon gar nicht schlecht, überzeugte mich der Force-Attack-Auftritt vollends. Vielleicht war die Band angesichts der Massen vor der Bühne einfach motivierter – jedenfalls trafen die Ansagen oft genau meinen Nerv und auch die Musik kam regelrecht schädelspaltend rüber – sehr derber Hardcore mit viel Metal drinne. „Wenn man sich viele arme Länder auf der Südhalbkugel anguckt, in denen die Leute auch noch Naturkatastrophen überstehen müssen, und wenn man sich dann die vollgefressenen Spacken hier in Deutschland ansieht, dann wünscht man sich manchmal nur eines: TSUNAMI ÜBER DEUTSCHLAND!“. Schön auch der Refrain zu einem rasend schnellen Stück namens „Definiere Underground“ oder so ähnlich: „Definiere Underground, definiere Underground, definiere Underground: Kopf, Herz, Faust!“. 

 

Schnell rüber zur Zeltbühne, wo SEXTO SOL spielen sollten. Geht ja schließlich nicht, dass man die Kieler nicht unterstützt. Natürlich war das Zelt nicht so voll wie bei HAUSVABOT, aber mit jedem Song kamen mehr Leute ins Zelt, welche die Band durch ordentliches Abgetanze unterstützten. Dafür, dass also (fast) keiner die Band vorher gekannt haben dürfte, sind die Chaoten richtig gut aufgenommen worden. 

 

CHEFDENKER hatten bereits letztes Jahr gespielt, aber das trifft auf einige Bands im diesjährigen Line-Up zu. War wieder witzig, ich mag diesen leicht schrägen Gesang, der nicht immer den richtigen Ton trifft, aber definitiv Charisma hat. Natürlich verlangte der Mob vor allem nach dem KNOCHENFABRIK-Hit „Filmriss“, natürlich wurde der auch gespielt und natürlich sang wieder original JEDE/R den gesamten Text mit…

 

Nu war es aber mal Zeit für eine Pause, zumal DAISY CHAIN sich doch ziemlich schnarchtassig anhörten. Zurück ging es erst zu den BOXHAMSTERS. Gehören zu den Bands, die bisher komplett an mir vorbeigegangen sind, obwohl der Name natürlich sehr präsent ist und viele Bekannte die lieben. Einige Songs hatten wirklich gute Refrains, aber die Band blieb auf der Bühne vollkommen steif und farblos, dazu verzockte sich der Drummer doch recht häufig. Ich wage nach diesem ersten Eindruck zu sagen, dass BOXHAMSTERS keine wahnsinnig interessante Liveband sind. Vielleicht kommt dat in kleineren Läden besser rüber?

 

Eine der wenigen Skabands, die ich tatsächlich MAG, sind NO RESPECT. Ist aber auch viel Punk drinne bei denen, dazu spielen sie mit ordentlich wat Schmackes und gute Aussagen habense auch noch. Außerdem klingt der eine Sänger voll wie Kalle Stietzel, das find ich geil. Da konnte man zu Dingern wie „Subculture“, „It’s Up To Us“ oder „Inside The Fence“ ordentlich abgehen, obwohl es natürlich wieder viel zu voll war in dem Zelt. Hätten gut auf der Hauptbühne spielen können.

 

MAD SIN sind echt DIE Festivalband. Man kommt kaum noch rum um die Truppe, da sie echt überall am Start sind. Aber ich kann mir auch kaum ein Publikum vorstellen, dass an dieser Band nicht Gefallen finden würde – die könnteste bestimmt sogar auf ’ne Bühne in Wacken stellen und die Metalheads könnten ihnen nich widerstehen… Im Vergleich zum Wilwarin-Gig gab es nach Meinung von Bocki und Jan dieses Mal mehr neue Songs, ich weiß es nicht mehr so genau, war zu sehr mit Tanzen beschäftigt.

 

 

Ganz schön viele Bands hatte man heute schon gesehen, aber auf CASUALTIES konnte man natürlich auf keinen Fall verzichten. Ist schon witzig – eine ganze Zeit lang konnte man die Band selten live sehen, jetzt ziehen sie eine Tour nach der anderen durch und zocken zwischendurch noch auf Festivals. Der Sound war schön fett, der Sänger kreischte sich richtig einen ab – Hammer. Natürlich sind CASUALTIES irgendwo Poser mit ihren schicken Spikes und blankpolierten Nieten, aber scheiß drauf, ich hör die gerne. „On The Frontline“ wurde natürlich ordentlich mitgegrölt, wie die Band überhaupt abgefeiert wurde. Kurios war allerdings, dass man alle „Punks, Crusties and Metalheads“ dazu aufforderte, einen „fucking circle pit“ zu bilden. Ha ha, auffem Force Attack! Natürlich ham die Punkers die Band nur angeglotzt und KEINE/R hat angefangen, im Kreis zu wetzen…

 

So, COMMANDANTES wären sicher auch noch witzig gewesen, aber wir hatten dringendere Ziele. Gelungener Auftakt, und es sollten noch zwei Tage folgen, die es noch in sich haben würden…

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