Semmels Wacken 2007

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Ach scheiß auf Rechtschreibung, hier ist er nun: Semmel´s  Wacken 2007, oder die Geschichte von schuhfressenden Schlammlöchern

Es war bereits vorher über die Medien kommuniziert worden, dass das Wacken Camping Gelände aufgrund des niemals endenden Regens der letzten Wochen morastig und teilweise unbewohnbar war. Die Besucher wurden gebeten erst am Mittwoch anzureisen und die Betreiber haben in dieser Zeit keine Mühen gescheut diesen Zustand zu beheben. Hunderte Strohballen wurden ausgelegt und Holzspäne zur Fixierung des Festivalgeländes. Helikopter bearbeiteten derweil das Campinggelände. Wie? Sie schwebten ca. 1 Meter über dem Morast um durch die Rotorenbewegung das Regenwasser in die Gräben zu treiben – Ein gigantischer Ventilator. Für diese Aktion wurden 500.000 EUR locker gemacht. Anstatt sie die Zufahrten irgendwann einmal asphaltieren. Jedes Jahr wird das gleiche Gelände benutzt, wobei klar sein sollte, dass auf den Feldern weder Samen keimen können noch Tiere weiden sollten. Bei der Gelegenheit können sie auch gleich Hochhäuser bauen lassen, damit die Besucher der kommenden Jahre auch noch aufs Gelände passen. Nagut, einige Felder wurden sodann trockengelegt, nur leider war der Boden teilweise immer noch zu weich. Das bedeutete, sie haben Camping vom Parken getrennt, mit dem Anraten nur das Nötigste mitzunehmen. Was für Auswirkungen das nach sich zieht werden wir noch merken.

Am Mittwoch um 8 trafen wir uns, Meyer und ich, Kaark, Fischer samt Bruder Reimond (schreibt sich das so, egal, bei uns heißt er Rayman), und noch vier weitere Frühaufsteher, an der JET Tankstelle in Elmschenhagen um uns gemeinsam in Bewegung zu setzen und wir sind recht gut durchgekommen. Innerhalb einer Stunde waren wir in Wacken. Ich hatte mich schon gefreut, denn der Eingang war in greifbarer Nähe. Nur war dort dieses Jahr kein Einlass, wir wurden einmal ums Areal herumgelotst, was ebenfalls noch einmal eine Stunde kostete. Dabei haben wir es noch am Besten getroffen, andere hatten für dieselbe Strecke statt 2 Stunden etwa 8 Stunden benötigt. Stau vor Neumünster, wir kennen diese Bilder bereits ausm Fernsehen – he he. Endlich am Einlass angekommen fiel uns sofort das Schild auf „Ticket und GELD bereithalten“. Wie bitte? Sind 100 EUR noch nicht genug, da sollten dieses Jahr doch alle Gebühren drin enthalten sein. Glück gehabt, das Ticket hat gereicht. Die Klausel mit dem Geld klärt sich dann später an der Bandausgabe. Und als ob das noch nicht der Schocker genügte, befuhren wir auf einmal einen riesigen Parkplatz. Autos so weit das Auge reichte. Das kann nur bedeuten, dass wir schleppen müssen. Wo sind wir überhaupt, Feld D? und wo sind die Bühnen, und überhaupt, wo sollen wir unser Lager aufschlagen? Schnell machten wir einen sehr guten Lagerplatz für uns aus, einen der nicht so vollgeschlammt und unter Wasser stand wie die anderen (Hauptsache die Karre steht trocken, is richtig). Wir fingen sogleich mit dem Aufbau an, da kam son kleiner Gnom mit Signalweste zu uns rüber. Einer der so genannten Wacken-Stewards. Das Gelände wäre noch nicht zum Campen freigegeben. Wir sollten noch mit dem Aufbau warten, bis das OK kommt, oder weiterziehen Richtung Feld S, welches am südlichsten Punkt des Areals lag. Boa, was gibt es denn dieses Jahr noch für Überraschungen? Nachdem etwa 50 Leute sich nicht davon stören ließen und ihr Lager schon fast fertig aufgestellt hatten, waren die Ordner gezwungen irgendetwas zu unternehmen. Sie haben das Nachbargelände freigeben. Ärsche – Also alles wieder einpacken und weiter. Gelände F lag etwas näher zum Festivalgelände dafür weiter vom Parkplatz entfernt. Die 1,5 Kilometer liefen wir noch ca. 3 Mal, und eines konnte ich dabei feststellen: Alkohol ist verdammt schwer. Ist auch kein Wunder bei knapp 7 Flaschen Rum, 4 Becksfässern und diversen Kurzen.
Zelt, Pavillon, der zweite Pavillon, Tisch, Stühle und der Grill standen im Handumdrehen, was sehr durstig machte. Also stachen wir unser erstes Becksfass an und verköstigten unseren ersten Kurzen „Jagd Glück“ – Jägermeisterverschnitt mit einem weitaus höheren Fuselanteil. Die wackelige Grillkonstruktion (hatte ich ohne Werkzeug mit Schrauben und Muttern händisch zusammen gebaut, wobei einige Einzelteile übrig geblieben waren) ward bereits mit Kohlen befüllt (nicht die ollen Tip-Kohlen von real ausm vergangenen Jahr sondern die Guten von ALDI), sodass wir auch bald mit dem vertilgen der ersten Kadaver beginnen konnten, dessen Vorrat sicher bis Samstag reicht – man wird sehen. Die mitangereisten Zeltplatzgenossen besaßen zudem die Tim Mälzer Grill-Zange, maritimer kann das Wenden des Grillgutes nicht sein. Der Kartoffelsalat von Meyer verbrachte schon so einige Stunden in der Sonne – Egal, hat trotzdem noch sehr gut geschmeckt. Grillkäse und Baguette, selbst gemachte Currysoße und die erste Flasche Havanna Club, vergnügt schmausend ließen wir uns die Abendsonne aufs Gemüt scheinen. Da Meyer und ich in Besitz eines Hutes waren und die anderen nicht, war Sonnenbrand nun nicht unserer Begleiter – He He…Man hätte ihn auch X-Rayman nennen können.
Vollgeschlagen mit Gegrilltem wurde es Zeit für die Bandausgabe, wobei der Weg dorthin fast dem des letzten Jahres glich. Vorbei an dem Tannenwäldchen auf der „Metal Main Street“ zum Vorplatz des Festivalgeländes – ja ja, die Betreiber haben sich Straßennamen für jeden Weg überlegt, natürlich für die Orientierungslosen und sinnlos Betrunkenen. Da kamen Kreationen zustande wie: Pantera Path, Metallica Avenue, Devil Drive usw… Und immer wieder Spiderschwein, scheinbar hat bereits jeder diesen Simpsonfilm gesehen, außer mir.
Der Vorplatz sah wieder aus wie immer mit einer Ausnahme, es gab Geldautomaten und Münztelefone – Oh man. Die Menschenmassen vor dem Infopoint ließen schon Schlimmes erahnen. Das Wacken:Open:Air ist definitiv zu einem sehr großen Event herangewachsen, mittlerweile zu groß für meinen Geschmack, was sich im Laufe der nächsten Tage mehrmals bestätigen wird. Das liegt bestimmt an diesen Wacken-Film ausm Kino, der sicherlich einige angeworben hat (Oh – so ein Festival ist auch was für mich, wenn ich mir das da so anschaue – Ist Richtig). Das Tolle ist, im nächsten Jahr wird’s noch schlimmer, denn Iron Maiden (sind bereits für 2008 bestätigt) wollen mit Sicherheit alle sehen, die auch nur irgendwie etwas mit Metal zu tun haben. Die vorhin erwähnte Klausel „Geld bereithalten“ traf jedenfalls nur auf die Metalheadz mit einem X-Mas Ticket zu. Übrigens: Diese Tickets sind zu diesem Zeitpunkt, wo du diese Zeilen ließt, bereits ausverkauft – Ätsch.
Auf der Rückseite der Bandausgabe ging es wie jedes Jahr etwas schneller voran. Die restlichen Metaller, die sich fleißig hinter die große Schlange stellten, dachten scheinbar ohne nachzudenken wie immer nur an das Eine: BAND HABEN WOLLEN!
Nun – Zurück am Lagerplatz dezimierten wir unseren Schnapsvorrat und es dauerte nicht lange, da musste die zweite Flasche Havanna Club herhalten, Jagd Glück lief sowieso nebenbei, so haben wir uns gemütlich und dezent die Lampen ausgeknipst. Zwischenzeitlich wurde auch die Trennung zwischen Parken und Camping aufgehoben – Na, tolle Wurst. Die Batterien der Lagerplatzkollegen versagten und Meyer konnte endlich seinen Muckepeter herausholen, wurde auch Zeit n bisschen Punk Rock konnte zur Abwechslung mal nicht schaden (Nur Geknüppel hält ja keiner lange durch). Er hat sich echt Mühe gegeben, diverse Platten und Mixe vorher auf Kassette überspielt, hatte er scheinbar er aus 2006 eine Lehre gezogen, denn Kassetten ziehen so gut wie keinen Saft aus der Batterie (ein echter Geheimtipp). Die restlichen Abendstunden kommen mir heute vor wie ein Nebelrausch in dessen Dunkelheit sich einige Dänen zu uns gesellten. Weil jeder englisch in der Schule gelernt haben sollte, versuchte auch ich es mit etwas Konversation, wobei ich immer wieder feststelle, dass ich diese Sprache besser beherrsche, wenn ich betrunken bin. Ich war wohl schon im Bett (auf meiner sehr bequemen Luftmatratze) als Meyer aufgrund seines beflügelten Tatendrangs durch die Nordwand des Pavillons sprang, was der Fixierung nicht gut getan hatte. Da hilft auch kein Grappa mehr.
So um 9 Uhr bin ich aufgestanden und mir ging es schlecht. Selter brachte nicht den erwünschten Effekt, so auch nicht der kalte Milchkaffee. Die Dixi-Entschlackung hatte es schließlich noch verschlimmert (war das Blut oder unverdaute Paprika-Marinade, lassen wir das), sodass ich beschloss mich noch einmal eine Stunde hinzulegen. Das half mir aber auch nicht sonderlich, also begann ich mit dem nächsten Becksfass und der nächsten Packung Jagd Glück. Wie ein Wunder verschwand mein Unwohlsein, also schenkte ich dieser Lösung meine Zeit. Ich hab später sogar wieder feste Nahrung eingenommen in Form von Hühnerschnitzel. Fischer und Rayman schienen derweil aus dem Sonnenbrand gelernt zu haben und sich einen Hut besorgt, augenscheinlich wohl den erst Besten, die sahen aus wie Bergsteiger (und mich nannten sie Mountie auf Safari – So so). Zwei Freunde unserer Mitanreiser hatten bereits ihren zugewiesenen Platz eingenommen und den dritten Pavillon aufgebaut, was unser Lager recht gemütlich gestaltete und kurz vor 17 Uhr kündigten sich die nächsten Lagerplatzgenossen an: Axel, Stefan Kiel, Vater Florian und eine Arbeitkollegin von ihm samt Sohn Finn (wie alt war der noch? 15 oder so).
Da wir die Bande von der Busstation abholen sollten, verpassten wir the Sorrow, die Neuentdeckung von Nuclear Blast – Egal. Schon reichlich betrunken bewegten wir uns in Richtung Busstation. Das waren etwa 2 Kilometer. Dort angekommen warteten wir nicht mal 5 Minuten. Herr „Kieli“ (Stefan Kiels Vater) setzte die zechwilligen Kollegen ab, und mir viel auf, dass der Adolfschorf von Axel seit RD-Rock schon bestens verheilt war. Der arme Bengel hatte sich bei einer Mitfahrt aufm Roller abgepackt und sich dabei Ober- und Unterlippe aufgerissen. Nun ja, 5 Leute mit Gepäck – Bäh, wieder schleppen, und das Spiderschwein, Spiderschwein, irgendwie lässt es mich nicht mehr los.
Nach the Sorrow sollten Narziss auf der Partystage ihren deutschsprachigen Metalcore in die Menge lassen, also betraten wir den Vorplatz des Festivalgeländes. Meine Güte. Vor dem Einlass war eine Menschenmasse die bis zum Infopoint reichte und es war kein Vorankommen in Sicht. Später wurde klar, dass die Security sich mehr Zeit nahmen als notwendig war – Toll, sehr toll.
Blackstage und Truemetalstage standen wieder an den gewohnten Stellen, auf der Blitzkrieg gerade spielten (natürlich nur auf einer von den beiden). Hier trafen wir dann auch Tommy an. Ein Paar Songs taten wir uns rein und spähten zeitgleich das Gelände aus. Wo ist die Partystage? Nun, die befand sich in diesem Jahr etwas Abseits rechts des großen Festivalgeländes, hatte sozusagen sein eigenes Gelände mit einem äußerst heimischen Flair. Die Musiker konnten hier noch erkannt werden, dazu hat bloßes hinsehen gereicht – Wahnsinn. Also hin da. Hier trafen wir schließlich Phillip Wolter, dem allbekannten Festivalbesucher Nummer Eins. Es gibt glaube ich keines, das er in diesem Jahr ausgelassen hat, und dieses ist nun das vierte oder fünfte am Stück – nun denn.
Der Sänger von Narziss überzeugte, der Rest nicht wirklich. Es sieht irgendwie merkwürdig aus, wenn einer tanzt und offensichtlich Spaß hat, alle anderen aber sich auf der Stelle kaum bewegen. Hatten wahrscheinlich nen Kackstift. Sonst war die Darbietung aber okay. Dann aber Neaera, was für’n Auftritt. Die Songs kamen aufgrund der Stimmenvielfalt des Sängers und des musikalischen Bollwerks aggressiv, druckvoll, überzeugend und sehr sympathisch rüber. Ich will die Musik nicht unbedingt Metalcore nennen, denn es sind so einige Elemente enthalten, die dort prinzipiell nicht reingehören, Neaera sind aber dort einzustufen. Leider hatte ich die Band beim Hell on Earth Festival in Hamburg verpasst. Seit dem ist eine neue Platte erschienen und eine Brandneue soll auch bereits pressfertig sein, die ich mir dann wohl kaufen muss. Sicherlich eines meiner Highlights auf Wacken, ganz klar. Die Masse vor der Bühne schien allerdings eines mehr zu interessieren – Spiderschwein, Spiderschwein. Spider ham, erklärte Phillip freudig, „das kommt doch aus Amerika, spider ham, und es regnet Schinken“, was für eine Vorstellung. Rose Tatoo hatten wir verpasst, da sie zeitgleich mit Neaera auf der Truemetalstage standen, war aber nicht weiter schlimm. Sodom war dafür mal wieder sehr geil. 25 Jahre Bandgeschichte, da kommen einige Umbesetzungen zustande. Diverse Gitarristen und Schlagzeuger gaben ihr Zutun zum Besten, mit dem ollen Angelripper inner Mitte. Einige Zungen behaupten, meine Stimme höre sich an wie die von Onkel Tom. Nun, eine Gemeinsamkeit kann ich nicht leugnen, wir trinken beide gerne und viel Bier (Onkel Tom allerdings schafft definitiv mehr davon als ich). Toms Ansage zufolge sind Sodom’s Musiker größtenteils ungeprobt aufe Bühne gestiegen, Respekt. Wer’s verpasst hat, selber Schuld.
Eigentlich wollten wir noch All that remains und Hatesphere sehen, der Durst überwog aber dieses Vorhaben, sodass wir uns wieder am Lagerplatz einfanden.
Die nächste Flasche Havanna Club und eine Flasche Barcadi Oro wurden vertilgt nebst Jägermeisterverschnitt. Eine Person wurde derweil vermisst, Stefan hatte sich scheinbar verlaufen. Wer ihn kennt, weiß was das bedeuten kann. Später stellte sich raus, dass er sein Handy verloren hat und was noch viel lustiger ist: Seine Schuhe wurden von einem der gefährlichen Schlammlöcher verschluckt, erst der Eine, dann auf der Suche danach der Zweite ebenfalls. Ein anderes Schlammloch hatte Vater Florian und Finn zur Hälfte verschlungen – Wahrlich abenteuerlich.
Die Stimmung trübte sich, als Jürgen (Einer der Mitangereisten Frühaufsteher, wohl der Zwillingsbruder von Dirk Bach samt nie endender Plauze) Meyer kretisierte. Er solle doch nicht seinen Riopan-Schlauch auf den sonst so „sauber geleckten“ Lagerplatzboden werfen, und ob er ein Problem mit ihm habe, weil er meinte, Meyer habe über ihn hergezogen – wie lachhaft. Grundlos oder ein wenig übertrieben, wie auch immer. Meyer indessen konnte nicht darüber lachen und wollte ihm schließlich ans Leder. Was Alkohol nicht alles anstellen kann. Axel war mittlerweile von Overkill zurück und ich glaube, ich habe bis zum Morgengrauen mit ihm bei den Nachbarn weiter getrunken, da Meyer den Kasi zum Einschlafen benötigte. Etwa 6 Stunden ziehen sich hin wie ein Nebelwahn. Ich erinnere mich teilweise nur noch an Bierflaschen und Mischebecher, die ich wohl an meinen Mund heranführte.
Vielleicht 3 Stunden Schlaf und weiter. Nun ja – es ging mir noch schlechter als Gestern. Das Dixi war bis oben hin befüllt, den Würgreflex konnte ich nur mühsam unterdrücken während ich die Pyramide zur Seite verlagerte. Das wird mein letzter Dixibesuch, wie ekelhaft. Ich nahm mir die gestrige Lösung zum Ansatz und setzte das erste Bier an. Nä, das half auch nicht. Indes wechselte Stefan von Wach- in Schlafzustand und umgedreht. Was er auch tat, er wurde einfach nicht nüchtern. Daraufhin erleichterte er sich an unserem Pavillon – lecker. Dafür hat er sich bei dieser Aktion den Reißverschluss seiner Hose kaputt gemacht. Zu unserer Belustigung wurde die Lücke mit etwas Grappa verschlossen. Dieses Bild lud dann immer wieder zum Schmunzeln ein.
Timo und Issel, die letzten Beiden im Bunde, hatten ihre Ankunft für 12 Uhr angekündigt, auf welche Axel und ich wehmütig am Busstopp warteten. Napalm Death sollten schließlich um 12:55 Uhr spielen. Welch Glück, das wir das Zelt der Beiden bereits am Donnerstag aufgebaut hatten. Nun aber schnell. Meyer, Issel und ich gingen im Laufschritt zum Festivalgelände um uns Napalm Death anzuschauen. Diese spielten allerdings bereits, zudem hatten sie früher anfangen müssen, sodass wir letztlich nur 3 Songs mitbekamen. Aufgrund eines Feuers wurde die Running Order verschoben, irgendein Spinner hat seine Kippe in das von der Sonne getrocknete Stroh geworfen. Verdammt. Die spezielle Mischung aus Punkrock und Deathmetal war aber trotz der Enttäuschung sehenswert, Barney hat einen wahnsinnigen Tanzstil, im wahrsten Sinne… Auch geil, die Ansage zum letzten Song: Nazipunks – Fuck off!! Mittlerweile lief auch schon wieder kühles Becks-Bier meine Kehle hinab für 4 EUR inkl. Pfand. Glücklicher Weise gab es dieses Jahr nicht mehr das halsknebelnde Hasseröder Pils. Zum Amorphis Auftritt trafen wir dann auch Tommy, der wie Phillip sich nur auf dem Festivalgelände aufhielt. Ehrlich gesagt hatte ich mir von Amorphis mehr versprochen, nur die älteren Songs der Elegy und der Tales from the thousand lakes waren ganz annehmbar. Da das Operngeschwaller von Therion schließlich etwas sehr annervte, zogen wir weiter zur Partystage und warteten vergeblich auf Volbeat, ein Tipp von Phillip, die auch nach einer knappen halben Stunde nicht anfingen zu spielen. Hunger überkam uns und bei Gemüsenudeln, Pommes und einem belegten Brötchen, das sich Döner nannte, trafen wir schließlich Sven von den Erben des Zorns samt Freundin. Nach dem Austausch lustiger Erinnerungen verließen wir gemeinsam die Partystage. Also auf zu Possessed auf dessen Hinweg wir Frauen beim Schlammcatchen beobachten konnten, wobei ich gar nicht wissen möchte, ob es sich hierbei alleinig um Dreck handelte, da hatte die Erste schon eine Hand voll Schlamm im Gesicht.
Rückblickend auf die Show von Possessed läuft es mir immer noch kalt den Rücken herunter. Der Frontmann der Band ist gelämt, trotzdem grunzte er im Rollstuhl zu düsterem Oldschool-Deathmetalsound. Das trieb so manch hartem Metalhead Tränen in die Augen, ich hatte jedenfalls Gänsehaut und einen Kloß im Rachen. Es wurde Zeit wieder zum Lager zurück zu gehen um etwas auszuruhen. Hier trafen wir dann noch den Gitarristen von Mummlox, der sich uns anschloss. In heimischer Runde mit dem Rest der Bande ist es dann wohl etwas ausgeartet. Naja, Vater Florian hatte für Axel einen Einweg-Maleranzug mitgenommen. Axel sollte unter diesem Anzug nackt sein, was er sich dann doch nur mit freiem Oberkörper traute. Nichts desto weniger wurde Axel schließlich im Nacken mit Zigeuner-Soße eingesalbt (sah ziemlich makaber aus), womit sie kurze Zeit später auf dem kompletten Lagerplatz rumsauten. Zudem hatte Sven auf unserem Müllhaufen saure Weingummi-Spaghetti entdeckt, mit denen wurde er sogleich von seiner Freundin ausgepeitscht. Blank gelegte Pillemänner mit Sonnencreme und Hygienespray besprüht – Echt Amüsant. Da Axel unbedingt Turbonegro sehen musste, störte ihn die aktuelle Kleidung nicht sonderlich. In der zuvor genannten Montur hatte er sich schließlich zum Festivalgelände aufgemacht, wobei ich gerne die Gesichter der Security gesehen hätte. Derweil versuchte ich mich an meiner letzten Flasche Havanna Club, was irgendwie gar nicht funktionierte. Plötzlich bemerkte ich den Kackreitz. Auf dem Festivalgelände entschuldigten sich die Betreiber per Anzeigetafel für das Nichtentleeren der Dixis, da die Abpumpwagen das unebene Gelände nicht befahren könnten. Diese Nachricht und mein morgendliches Dixi-Erlebnis trieben mich in Richtung Spülklo. Über eine halbe Stunde musste ich dort auf meine Erlösung warten. Die 10er-Karte fürs Scheißen kostete übrigens 4,50 EUR, da hätte man einen Stuhlgang gespart. Soetwas hätte ich letztes Jahr gut gebrauchen können – Egal. Das Ergebnis befriedigte mich nicht sonderlich, denn mir war immer noch unwohl zu Mute. Ich legte mich also noch einmal ins Zelt, was ca. 3 Stunden in Anspruch nahm. Das bedeutete Laguna Coil ward verpasst, wobei der beruhigende Gesang der Frontdame mich eh in den Schlaf gewogen hätte. Ebenfalls verpasst wurde Enslaved, was ich eigentlich nicht so schlimm finde wie beispielsweise Entombed in Hannover 2006, bei denen ich mir im vergangenen Jahr leider keine Karte im Vorverkauf besorgte. Die Abendkasse hatte damals noch ungefähr 10 Karten, die natürlich sofort weg waren. Uns wurde also der Einlass versperrt – Dumme Sache.
Dimmu Borgir wollte ich aber sehen, konnte aber niemanden dazu motivieren. Also setzte ich alleine zum Festivalgelände an. Den Einlass passierte ich relativ schnell, besorgte mir vorher aber noch ein Programmheft – Verdammt, die Übersicht fehlte. Und als ob das noch nicht genug war; hinter dem Einlass kam ich nicht weiter voran, neben dem T-Shirt Stand war Schluß. Nur Menschen. Ich hätte mich vorboxen können – aber nöö, lieber nicht. Blind Guardian gaben gerade ihr Posermetal-Ding zum Besten, bei dieser Band sind Menschenmassen eigentlich die Regel, wo bei offiziell 70.000 Festivalbesuchern (Mit Sicherheit waren es 90.000) bald das Areal aus allen Nähten platzte. Ich hatte die Leinwand gut im Blick, hatte keinen Sinn auf die Bühne zu achten, dafür waren die Figuren zu klein. Na gut – Also Kino im Stehen. Dimmu Borgir hatten zum Auftakt etwa 5 Kerzen (es müssen 5 große Fackeln gewesen sein) angezündet, so sah es wenigstens von hinten aus. Geile Show, cooler Sound, nur der Gesang vom Gitarristen hat mir nicht gefallen (irgendwie Musicalmäßig). Als Vorzeige-Blackmetalband aus Norwegen, die als Erste den besseren und druckvolleren Sound im Abyss-Studio entdeckt hatten, sind in ihrer Musik derzeit etwas zu viele kommerzielle Einflüsse für meinen Geschmack. Vor zwei Jahren (oder so) hatten sie sogar ihren Longplayer mit einem kompletten Musikorchester im 5.1 Dolbydigital Sound aufgenommen – wer’s mag. Ich stellte fest, dass nach wie vor die Songs der Enthrone Darkness Triumphant meine Favoriten sind, was auch der Menge anzumerken war. Spellbound, by the devil schloß den Reigen und ich freute mich auf Iced Earth. Was war das – plötzliche Schmerzen in meiner Brust und aufkeimende Müdigkeit zwangen mich fast in die Knie, sodass ich Iced Earth ausfallen lassen musste – Schade. Nach einem Backfischbrötchen viel ich sofort ins Bett in einen Schlaf der nicht sehr lange anhielt. Die Hiobsbotschaft für den Morgen: Das Auto springt nicht mehr an. Wobei Meyer für diese Erkenntnis mit einem Schlammmonster kämpfte und fast seine Schuhe verloren hätte (so vollgedreckt hat er sie letztlich doch weggeworfen). Also aufstehen. Die Spülklos wurden nicht belagert und zur Abwechslung habe ich mal angenehm gefrühstückt mit Brötchen und Kaffee. Am Lager wurde mir dann freudig von dem nächtlichen Streit zwischen Timo und Issel berichtet. Axel, der Rüpel hatte den Schlafsack von Timo geklaut und als Kissen missbraucht. Nun wurde es leider sehr kalt über Nacht und Timo suchte scheinbar etwas Wärme. Issel schließlich verneinte die Frage, ob er nicht etwas Schlafsack abgeben könnte und die nächste Frage „Ich dachte wir sind Freunde“ wurde mit „Da hört die Freundschaft auf“ beantwortet. He he – Wie die Muppets aufm Balkon.
Wo ist eigentlich mein Stuhl, egal, nehm ich mir halt einen von den Nachbarn. Da es uns dürstete besorgten wir aus unserem Gefährt den Restalkohol. Die beiden Becksfässer waren erstaunlich kühl, sodass die Sauferei weitergehen konnte. In den ersten morgendlichen Stunden hatten wir dann auch schnell das erste Fass geleert. Derweil gesellte sich Phillip zu uns, der überaus erbost war. Er wurde gerade auf sein Decline Shirt angesprochen auf welchem der Spruch „maritim und asozial“ seinen Rücken zierte. Auf die Frage eines verwirrten Metallers, was denn maritim sei, bekam er von Phillip sodann zur Antwort: Das ist ein Hotel, du Wixer! Nun, dann wohnen wir wohl alle derzeit in der Residenz Asozial. Obwohl, nicht zu wissen was maritim ist hat vielleicht auch etwas Gutes, man weiß es nicht so genau. Belustigt von dieser Tatsache kündigte sich auch schon der erste Gig an. Heute steht sehr viel auf meinem Zettel, also los.
Sonic Syndicate eröffneten den Samstag mit neumodischen Kommerzmetal (in etwa wie In Flames), so mit Synties, Gesang mit 2 Frontmännern und ner Frau am Bass. Da noch nicht so viel los war, konnten Meyer und ich auch mal zur Bühne schauen und nicht wie sonst immer aufm Monitor. Das neue Album der Band kannte ich bereits und ich muss sagen, live hören sie sich genau so an, Echt gut. Wir verblieben anschließend an gleicher Stelle um uns Sacred Reich nicht entgehen zu lassen. Sacred Reich ist auch eine Metalband vom älteren Kaliber wie Sodom beispielsweise und von Grund auf sympathisch. Die Solos des Gitarristen waren der Hammer, da konnte man seine Ohren gar nicht von lassen, yeah. Um Heaven Shall Burn sehen zu können mussten wir nun unseren Platz verlassen, denn diese Band sollte auf der Partystage ihren Auftritt zum Besten geben. Wobei Moonspell aus Portugal (psychedelischer Progrorock, wenn man dem Programmheft Glauben schenkte) zur gleichen Zeit spielten. Wir entschieden uns für den Wechsel zur Halbzeit. Dieser Fehler wird sich erst später herausstellen, wären wir doch bei Heaven Shall Burn geblieben. Auch schon geil, als Banner verwendeten sie ein T-Shirt. Und die Anti-Fascho Ansage hat sicher auch den letzten Zweifler überzeugt. Bei Metalcore gibt’s natürlich auch wieder son Tüttelkram wie nen Circlepit und die Wall of Death. Nur leider hatten Meyer und ich den Riesen-Circlepit verpasst, der übers ganze Partystagegelände reichte, wobei der Sänger die Meute aufforderte ihm doch gleich einen Döner mitzubringen, Wahnsinn. Zuerst hätte ich mir wegen des oben genannten Planes fast in die Faust gebissen, so langweilig war das was Moonspell dort veranstalteten. Wo waren die Lieder der Irreligious und der Wolfheart, doch zuletzt kam Full Moon Madness und dafür hat es sich dann doch gelohnt. Mit Pipi im Auge ging es schließlich wieder zum Lager zurück, wo wir uns vorerst um das letzte Becksfass kümmern werden.
Da Axel unbedingt Destruction sehen wollte, machten wir uns zusammen auf den Weg. Meyer, der vorher unbedingt noch etwas essen musste, aber kein Geld mehr besaß, reihte sich in die Schlange vor den Geldautomaten ein. Das dauerte allerdings etwas länger als erwartet und man sollte nicht auf die Idee kommen, dass ein angetrunkender Metallmann mit der Entscheidung des Geldautomaten „Heute gibt’s nichts“ zufrieden wäre. Nein, da wird die Karte gleich noch mal reingesteckt, als ob die Maschine ihre Entscheidung noch einmal überdenkt. Nach 20 Minuten schließlich habe ich dem Meyer etwas Geld geliehen und er wählte zum Stillen seines Hungers ein Fischbrötchen aus, ein Fehler wie sich rausstellt. Ja, der Margen-Darm-Trakt ist schon so ein Mysterium für sich. Also haben Axel und ich uns allein Destruction reingezogen. Wieder mal eine etwas ältere Band, die zeitweise stillgelegt im Jahre 99 wieder zum gewohnten Trashmetal fand. Zwischenzeitig bekam ich auch etwas Hunger, der mir einen kurzen Abstecher überm Metalmarkt erlaubte (komisch, dieses Jahr hab ich mir gar nichts gekauft). Vergeblich auf der Suche nach den Riesenportionen landete ich wieder bei den bekannten Gemüsenudeln – Lecker. Axel stand noch dort wo ich Ihn zurückließ und so sahen wir uns gemeinsam den Rest von Destruction an. Ich stehe auf son alten Kram, da fühle ich mich immer so jung – He he… Jede Menge Gastmusiker waren zu bestaunen, der eine war auf jeden Fall von Kreator. So – Das war schön, dann kann Type O Negative ja ausfallen, nech. Nur so schnell wollte uns die Musik nicht loslassen, was war das? Jump? Von Van Hallen? Genau, the orgel has landet oder auch Mambo Kurt genannt. Im Paulaner Biergarten befanden sich zu derzeit zahlreiche Zuschauer, sodass ein Blick auf den Alleinunterhalter schwer zu erhaschen war. Mittlerweile zur Legende aufgestiegen wird Mambo Kurt nicht mehr nur zum Wacken:Open:Air gebucht, sondern ist auf diversen Europäischen Festivals zu bestaunen. Axel und ich gaben uns zum Schluss noch die Parodie zu Final Countdown und setzten zum Aufbruch an. Meine Füße müssen sich unbedingt etwas erholen, schließlich standen noch Immortal und In Flames aufm Plan. Jetzt trinkt noch mal jeder ein Bier und dann reiten wir los, oder so. Meine restlichen Lebensmittel spendete ich den hungrigen Kollegen und knapp eine Stunde später brachen Meyer und ich wieder zum Festivalgelände auf, wobei er mir angewidert berichtete, was das Fischbrötchen mit ihm anstellte. Für dies Jahr recht weit vorn sicherten wir uns einen Platz von dem wir die Band Immortal aus Norwegen sowohl über Leinwand als auch auf der Bühne erkennen konnten. Der Blackmetal dieser Kombo ist zur Abwechslung mal nicht satanisch, vielmehr geht es in der Lyrik um den eiskalten Norden. Erstaunlich, dass drei Mann so eine Musik runterbolzen können bis hin zur zeitweisen Schaffung fantastischer Atmosphären. Mit Ohrwürmern wie Sons of nothern darkness sicherlich ein Highlight. Der Frontmann hat sich zwar öfter verspielt als ihm wahrscheinlich lieb war, aber es war trotzdem sehr gut. Bleibt noch In Flames, wegen denen bin ich eigentlich hier, wohl wie so manch anderer auch, was in jedem Fall der Zuschaueranzahl entnommen werden konnte. Ne ne, hier boxen wir uns nach vorn. Wär auch mal schön die Leute zu sehen und nicht immer nur die Leinwand. In etwa bei den Mischertürmen fanden wir uns ein um auf In Flames zu warten. Dann ging es los und das Gedränge wurde mehr und mehr. Nicht aufgepasst und schon begrüßte einen der nächste Schuh im Gesicht. Wenn es zu Fuß nicht klappt, lässt man sich halt über die Menge tragen. Nur ich halt meine Füße immer so, dass ich niemanden dabei verletze – bin wohl ein bisschen altmodisch, wa? Ach egal – das war ein sehr geiler Sound. Alte Dinger gab es auch auf die Ohren von Jester Race und Whoracle. Unvergesslich dann der „Baladenmoment“ wie er angesagt wurde zu Come Clearity, überall Lichter und dazu der schöne Schmusesong der letzten Scheibe. Sehr schön, trotzdem fand ich den Auftritt 2003 viel besser. Woran das wohl liegt? Die Blessuren meines Körpers ignorierend genehmigte ich mir am Lagerplatz noch 2 Bier um dann ruhig und besinnlich schlafen zu können. Zeitgleich hämmerten Cannibal Corpse ihr Set runter, welches wir entspannt vom Stuhl aus genießen konnten. Mittlerweile zum 3. Mal erzählte Vater Florian uns von seinem Erlebnis im Dixi (Kein Klopapier und T-Shirt muss dran glauben) wobei ich merkte, dass es Zeit wurde mich zur Ruhe zu betten. Vorm einschlafen entnahm ich noch Fetzen vom Haggard Auftritt – meine Güte kann Musik nervend sein.
Die Überbrückung unseres Gefährts stand noch an, so waren unsere Sachen sehr schnell gepackt. Nur 2 Mal laufen, dann waren wir mit der Schlepperei durch und konnten uns entspannt auf die Heimreise begeben. Irgendwie ist es immer wieder lustig mein Spiegelbild nachm Wacken zu sehen, Thommy meint mein Bart ähnle dem eines Panzerknackers (über all Fetzen, nichts Halbes und nichts Ganzes), wozu augenscheinlich nichts mehr hinzuzufügen ist.
 

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