„Riff Metal“ nennen diese vier Kieler ihren Stil, angesichts der zahlreichen wirren und hilflosen Wortschöpfungen, die heutzutage so durch die Medien schwirren, gar nicht so verkehrt. Denn grob gesagt können Bands wie XENTRIX, TESTAMENT oder METALLICA mit ihren mittelschnellen Songs als Vergleich zu MITHRIL herangezogen werden. Man böllert also sehr selten im Uptempobereich, konzentriert sich lieber auf kackenschwere Riffs und webt auch mal Akustik-Passagen in die Songs hinein. Ich bin zwar eher ein Speedfreak, muss aber sagen, dass mir das Material von MITHRIL mit jedem Durchgang besser gefällt. Erstmal ist der Gesang sehr angenehm – Schreigräte Henner versucht erst gar nicht in höhere Gefilde vorzudringen, sondern singt kraftvoll in mittleren Tonlagen. Außerdem scheinen die Songs ordentlich gereift, bevor die Kieler sich an die Aufnahmen gemacht haben, gerade der Opener „Dare The Heavens“ steigert sich in verschiedenen Parts zu einem erinnerungsträchtigen Refrain. Die ganze Platte versprüht Underground-Charisma und Liebe zum Detail, was letztlich kein Wunder ist, existiert die Band doch bereits seit 1996 und haut hiermit erst das zweite Demo raus. Bin gespannt, was da noch so passiert!
Das Ding gibt es für sieben Euro (keine CD-R, vierseitiges Booklet mit Texten, vier Songs, 15.35 Minuten) bei http://www.mithril-metal.de ---Punkte: 8
An alle, die sich jetzt gleich wieder aufregen werden, weil sie die Band, deren Platte ich hier rezensiere, nicht kennen oder weil die Truppe oder die Musikrichtung sie nicht interessieren oder die ein Problem mit einer hohen Wertung haben oder sich aufgrund ihrer Indoktrination auf die wahre Lehre des was-auch-immer für bessere Menschen halten und dann anonyme Kommentare ausschwitzen: einfach nicht weiterlesen! Bitte!
Für den Rest: wie würde es wohl klingen, wenn Eyehategod ihre Songs nicht auf Hardcore, sondern auf Metal aufbauen würden? So wie das hier. Fiesester Slo-Mo-Krach mit fast durgehendem Crash-Becken-Geschepper, finster, nihilistisch, negativ. Trotz des Fehlens von Geschwindigkeit ist Sludgecore (oder hier Sludgemetal) für mich eine der krassesten Musikrichtungen, und die Jungs mit dem programmatischen Namen bilden da keine Ausnahme. Durch die Metalbasis wird das ganze sogar noch ätzender als Negative Reaction, Bongzilla und andere Krachmaten. Dazu kommt, dass fast schon genretypisch diese Platte besser gespielt ist als die meisten der üblichen Verdächtigen, und einige nette Tricks lassen die Typen dann auch hören. Der Sound ist schön fett und brutal und die dicken Riffs drücken dahin, wo´s wehtut. Textlich wird sich über die Abgründe der menschlichen Seele ausgekotzt, was das Ganze na klar auch nicht gerade fröhlicher macht. Im Gegenteil: böser geht´s kaum noch.
Wer auf negative Mucke steht, Black-Metal aber zu aufgesetzt, Neurosis zu anstrengend und die ollen Eyehategod zu dillettantisch findet (soll´s ja geben, hab ich gehört), der sollte mal das hier antesten. Noch ne Fußnote: Gitarre spielt einer der Samael-Gitarristen.
www.sludge.ch
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---Punkte: 9
Entweder, ich verstehe diese geile Band falsch, oder alle anderen. Auch auf ihrer dritten Platte veranstalten die Rhythmussektion von Overkill, ein (glaub ich) Metal-Guitar-Hero namens Jack Frost, ein Keyboarder und zwischendurch-mal-kurz-Misfits-Sänger Mike Hideous (wahrscheinlich durfte der nicht bei den Misfits bleiben, weil er nicht genug rechts-konservative Scheiße von sich gegeben hat) einen absolut lässigen Mix aus Doom- und Gothic-Metal, der mich durch die dicken Riffs zusätzlich noch manchmal an einen langsamere Version von Prong erinnert. Das besondere dieser Truppe ist, dass sie ihr Düsterimage eben nicht so ganz ernst nimmt, sondern immer ein Augenzwinkern da ist. Durch das vordergründige Klischee scheint bei genauerer Betrachtung ein gehöriges Maß an Ironie, das in meinen Augen all die Combos dumm aussehen lässt, die den Quark ernst meinen (bestes Beispiel: Type O Negative). So werden bei The Bronx Casket Co. auf ebenso hintersinnige wie ätzend zynische Weise neben grinsenden Tod-und-Deibel-Storys gesellschaftliche Probleme mit dem genretypischen Vokabular vermittelt. Sei es Vereinsamung und Gleichgültigkeit ("Change the world", "Mercy ltd.", erstes Album) beißende Kirchenkritk ("Jesus doesn´t live here anymore", "Blue collar horror", zweites Album) oder Ellenbogenmentalität, Raffgier und Scheißegal-Attitüde ("Let my people go", dieses Album): die Formulierungen sind so zynisch und böse, dass das in Verbindung mit dieser Art Musik einfach endlich mal was originelles ist.
Das alles wird auf jedem Album vorgetragen von der großartigen, vollen, tiefen Stimme von Mike Hideous (hier heißt er Spy), der einem mit seinen Über-Melodien wirklich ne Gänsehaut übern Buckel jagen kann, und einer musikalischen Untermalung, die zwar sehr dunkel und negativ ist, aber eben einige klasse formulierte Denkanstöße zu bieten hat, die man eigentlich eher im Punk suchen würde. Da wären sie allerdings sicher viel direkter formuliert, aber das macht für mich einen Teil des Reizes der Band aus. In der Wahrnehmung der meisten scheint die Truppe allerdings nur bis zum Stand "Düster-Metal-Band" zu kommen, und das erstaunt, denn einmal etwas genauer hören reicht, und man schnallt, dass hier mehr passiert.
Warum trotzdem "nur" 4,5 Punkte? Wenn der Vorgänger ne 5 kriegt, muss hier ein halber Zähler gespart werden, denn auf der Platte sind 2 Fehler drauf: zum einen sind diesmal nur die meisten Songs Hits, der Cover-Song von Lynyrd Skynyrd ist sogar öde. Da war die Doom-Version von Metallicas "Jump in the fire" vom ersten Album geiler. Zum anderen werden vier Songs vom Basser gesungen. Das macht er gut und seine Stimme ist der von Spy sogar ähnlich, aber eben nicht GANZ so geil. Man sollte dieses Album haben, sich aber zuerst das zweite zulegen, das außerdem noch einen Platz in den ewigen Top-Ten der putzigsten Plattentitel hat: "Sweet Home Transylvania". Außerdem ist´s mittlerweile billiger.
Wie auch immer, ich glaub, ich verstehe die Band doch richtig und alle, die noch nix von denen haben, liegen falsch.
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www.bronxcasketco.com ---Punkte: 9
Es gibt wenige echte Konstanten im Universum. Aber Bolt Thrower sind so eine. Das neue Album ist natürlich wie immer hammergeil. Uns es klingt selbstverständlich nur um Nuancen anders als das davor. Diese Mini-Veränderungen betreffen das gelegentlich mal wieder etwas höhere Tempo, nachdem die beiden letzten Platten fast komplett Midtempo waren. Außerdem haben sich ein oder zwei Uffta-Uffta-Hardcore-Parts ins Schlagzeugspiel geschlichen, und das ist nun tatsächlich neu. Trotzdem kann man die Songs der letzten drei Aben immer noch mischen, ohne dass es auffällt. Der Sound ist klar besser als beim letzten Album, bei dem vor allem das Schlagzeug einfach scheiße klang.
Die neue ist na klar tight (aber nicht perfekt) gespielt und bis zum Eichstrich voll mit grandiosen Riffs, dick und massiv wie ne Wand. Und eine Fortsetzung von World Eater/Cenotaph/Embers/Powder Burns ist auch dabei, diesmal heißt der Song mit DEM Anfangsriff The Killchain.
Die interessanteste Nachricht dürfte sein, dass Karl Willets wieder singt . Und das ist gut so. Zwar fand ich die Leistung von Dave Ingram auf dem Vorgänger wirklich klasse, aber bei Motörhead kann ja auch nur einer singen...
Textlich geht´s wie immer um das Thema Krieg und Tod und die vielen lustigen Wege, wie der Mensch dem Menschen das schlimmste antun kann. Negativ, zynisch, resigniert. Auch das grunzt Mr. Willets schon seit mehr als 15 Jahren in die Gegend, aber einige Konstanten braucht der Mensch doch in seinem Leben, oder nicht? Lange Rede, kurzer Sinn: geiles Brett, volle Punktzahl.
Am 5.1.06 ist Konzert in Hamburg, wir sehn uns.
www.boltthrower.com
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---Punkte: 10
Oh ja, dieser LP hab ich ja schon lange entgegengesehnt. Und nachdem ich beide Bands dann noch live gesehen hab, konnte ich es kaum noch abwarten die Nadel aufs Vinyl zu legen!
Und ich wurde nicht enttäuscht! I SHOT CYRUS bewegen sich mit ihren 9 Songs leicht weg von dem von ihnen bekannten Crossover-Thrashcore hin zu mehr früh 80er Hardcore hin. OK, es ist nicht, als wäre es ne ganz andere Band, aber die Songs gehen schon straighter nach vorne, sind nicht mehr ganz so strukturiert und "technisch" (OK, so richtig Kopflastig waren sie nie, aber ihr wisst schon wie ich das meine), sind aber, ISC-typisch, immer noch auf den Punkt gespielt! Zu den Texten kann ich leider nichts sagen, da alles in Portugisisch verfasst ist (Übersetzungen sind auch nicht abgedruckt). Ich bin wirklich mal gespannt, was in den kommenden Jahren noch so von denen kommt!
DISCARGA auf der anderen Seite gehen da schon ganz anders ans Werk, zwar bewegt man sich Geschwindigskeits-technisch in ähnlichen Spähren wie ihren Landsmänner, dafür gehts punkiger und mehr aus dem Bauch heraus zur Sache. Mit ihren simplen Songstrukturen (die Songs bestehen eigentlich nur aus den Passagen "mid-tempo", "schnell" und "knüppel", welche in unterschiedlicher Reihenfolge gespielt werden) errinern sie nicht nur ein Mal an die alten Thrash-Götter von LÄRM. Auch auf dieser Seite gibt es 9 Songs, auch diese Songs sind ausschließlich in Portugisisch ohne Übersetzung.
Alles in allen können beide Seiten vollkommen überzeugen, wobei I SHOT CYRUS nen Tick interesantert sind, da sie sich halt weiterentwickeln, während DISCARGA den gleichen Style durchziehen, wie auf ihren älteren Platten.
---Punkte: 10